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Feuerwehr blitzt auf Riesas Straßen

Vorsicht: Um die Bürger an den neuen Anblick zu gewöhnen, kündigt der Stadtwehrleiter massive Kontrollen an.

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© Robert Steinig

Von Britta Veltzke

Riesa. Polizeihauptkommissar Thomas Weidinger visiert das herannahende Auto mit der Laserpistole an. „Richten Sie den Sucher genau auf die Frontscheibe aus“, erklärt Weidinger. Die umstehenden Feuerwehrmänner folgen seinen Erläuterungen aufmerksam. Das ist auch nötig, denn ab dem heutigen Freitag, 1. April, müssen sie selbst ran. Temposünder zu verfolgen, wird im Aufgaben-Katalog der Riesaer Feuerwehr künftig fest verankert sein. Die Schulung vor der Zentrale der Riesaer Feuerwehr an der Rittergutstraße Mitte dieser Woche war die Generalprobe dafür.

Riesas Revierleiter, Erster Polizeihauptkommissar Hermann Braunger, und Feuerwehr-Chef Egbert Rohloff ließen es sich nicht nehmen, bei diesem in Sachsen beispiellosen Projekt von Anfang an dabei zu sein. Damit die Messergebnisse am Ende auch vor Gericht anerkannt werden, müssen die Feuerwehrleute vor ihrem ersten Einsatz mit der Laserpistole ein Zertifikat erwerben. Bislang haben sich drei Freiwillige für das Amtshilfe-Projekt gemeldet. – Ganz so ungewöhnlich, wie die Kooperation zunächst erscheinen mag, ist sie nicht. Seit jeher arbeiten Polizei und Feuerwehr in der Sportstadt eng zusammen. Erster Polizeihauptkommissar Hermann Braunger fackelte daher nicht lange, als ihm die Einsatzkräfte für die Geschwindigkeitskontrollen ausgingen. „Die Arbeitsbelastung der Kollegen wächst beständig. Daher habe ich mir überlegt, wer uns an welchen Stellen entlasten könnte“, so Braunger.

Bei einem Treffen nach Feierabend mit Wehrleiter Egbert Rohloff wurde die Idee schließlich geboren, die personalintensive „Blitzerei“ an die Feuerwehrleute abzugeben. „Natürlich unter der Voraussetzung, dass wir nicht gerade damit beschäftigt sind, ein Feuer zu löschen. Menschenleben zu retten ist und bleibt unsere wichtigste Aufgabe“, macht der Feuerwehr-Chef unmissverständlich klar. Dabei ist die Amtshilfe aus Sicht der Feuerwehr ein lukratives Geschäft. So kann Rohloff die Hälfte der Einnahmen aus den Verkehrskontrollen für das nächste Feuerwehrfest verwenden. „Das ist im Jahr unser wichtigster Termin für die Nachwuchsgewinnung. Damit uns nicht auch das Personal ausgeht, müssen wir den jungen Leuten an unserem Tag der offenen Tür schon etwas bieten“, erläutert Egbert Rohloff.

Um die Riesaer Bürger an den neuen Anblick der blitzenden Feuerwehr-Leute zu gewöhnen, hat der Stadtwehrleiter angekündigt, anfangs massive Geschwindigkeitskontrollen im Stadtgebiet durchzuführen. „Um die Raser nicht zu warnen, werden wir zu den Messestellen natürlich nicht mit einem großen Feuerwehrauto ausrücken“, so Egbert Rohloff. Zunächst würden sich die Hilfsblitzer auf Raser-Problem-Stellen an der B 169 in der Chemnitzer Hohle sowie vor allen Grund- und Mittelschulen konzentrieren. – Peter Kosciankowski von der Verkehrswacht Riesa-Großenhain ist jedes Mittel recht, um die Straßen sicherer zu machen. Er begrüßt die einzigartige Zusammenarbeit. „Es ist sinnvoll, dass die Feuerwehr die Polizei bei den Verkehrskontrollen unterstützt. Je mehr Kontrolle, desto weniger Verkehrstote.“ Aus seiner Sicht könnte es sogar noch mehr Kooperationen dieser Art geben. „Lehrer haben so viele Wochen Schulferien. Da wird es doch nicht zu viel verlangt sein, die Pädagogen in ihrer freien Zeit für weitere Verkehrskontrollen auf die Straßen zu bitten.“ Dies komme letztlich ja auch den Schülern wieder zugute, indem die Wege zu den Bildungseinrichtungen sicherer werden.

An der Rittergutstraße haben inzwischen Brandmeister Holger Mühlnickel, Brandmeister Ralf Lotter und Oberbrandmeister Peter Kunze die ersten Zertifikate für den Dienst an der Laserpistole in Empfang genommen. Polizeihauptkommissar Thomas Weidinger war von der Auffassungsgabe der Feuerwehrleute sichtlich begeistert und gratulierte den ersten Riesaer Hilfsblitzern zur bestandenen Prüfung.