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Feuershow statt Mathestunde

Gemeinsam mit Freitaler Grundschülern übt der Projektzirkus Probst ein Programm ein. Zur Vorstellung sind alle Freitaler eingeladen.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Freital. Der Mann vom Zirkus meint es wirklich ernst. Andreas Bleßmann hat Fackelstäbe, Glasscherben und ein großes Nagelbrett mitgebracht. Das lehnt nun im Speisesaal der Lessing-Grundschule an der Wand und wartet auf den mutigen Schüler, der die Nerven hat, sich darauf zu legen. 35 Mädchen und Jungen der Lessing-Grundschule sitzen aufgeregt vor Bleßmann. Statt Mathe und Deutsch zu büffeln, bereiten sie sich auf ihre Fakir-Show vor. Bleßmann gehört zum Projektzirkus Probst, der dieser Tage auf dem Freitaler Festplatz sein Zelt aufgeschlagen hat. In der mittlerweile fünften Saison tourt der Zirkus deutschlandweit von Schule zu Schule. Vergangene Woche waren die Zirkusleute noch in Thüringen, in der nächsten Woche sind sie in Chemnitz. „Die Nachfrage ist so groß, dass wir das ganze Jahr unterwegs sein könnten. Aber von Ende November bis Mitte Februar müssen wir auch mal Pause machen“, berichtet Bleßmann. Der Zirkus zieht sich dann ins Winterquartier nach Staßfurt zurück.

Freital ist eine der ersten Stationen im neuen Jahr. 180 Grundschüler und die Vorschüler aus der Kita Willi üben drei Tage lang eine Show ein. In zehn Gruppen aufgeteilt gibt es Akrobaten, Seiltänzer, Clowns, Zauberer, Tänzer. „Wirklich jedes Kind hat seinen Auftritt“, bekräftigt Bleßmann. Sogar eine Trapeznummer und Tierdressuren gehören zum Programm. Das wird zweieinhalb Stunden dauern und auch öffentlich aufgeführt. „Wir würden uns freuen, wenn ganz Freital käme“, heißt es seitens der Lehrerschaft.

Die Lehrer spielen beim Projektzirkus aber nur eine Rolle im Hintergrund. Den Hauptteil, das Einstudieren der Nummern und Programmabläufe, stemmen zehn Männer und Frauen vom Zirkus Probst. Der wurde 1945 in Sachsen-Anhalt gegründet. Als Privatunternehmen und Konkurrenz zu den großen Staatszirkussen der DDR stand die Familie Probst mehrmals vor dem Aus, weil Lizenzen entzogen wurden. Immer wieder starteten sie neu und zogen oft durch Osteuropa. Nach der Wende schwand die Nachfrage nach Zirkusvorstellungen, zudem tummelten sich nun noch viel mehr große und kleine Zirkusse auf den Festplätzen des Landes. „Leider ist die Zirkuskultur trotzdem eingegangen“, sagt Bleßmann. Dazu seien dann immer mehr Bürokratie und hohe Anforderungen an die Arbeitsverträge gekommen. 2014 zog der Zirkus Probst die Reißleine und ist seitdem nur noch mit kleinem Zelt für 400 Zuschauer an Schulen unterwegs.

Als Kinderbetreuung möchten Bleßmann und seine Mitstreiter ihren Einsatz jedoch nicht verstehen. „Das ist für die Schüler und für uns richtig harte Arbeit.“ Die Kinder müssen sich konzentrieren, diszipliniert sein, Körpereinsatz zeigen und miteinander agieren. „Sie lernen, dass sie gemeinsam stark sind.“ Und so ein Zirkus ist natürlich auch eine prima Abwechslung zum Schulalltag. „Seid ihr die besten Fakire?“, ruft Bleßmann fragend in die Runde. „Ja“, schreien 35 Schüler zurück und springen auf, um ihre Positionen einzunehmen. Dann wird das Nagelbrett geholt. Und wie das ausgeht, können sich alle Freitaler bei den Vorstellungen anschauen.

Aufführungen am Freitag, 23. März, 17 Uhr, und am Sonnabend, 24. März, 10 Uhr. Die Kasse öffnet jeweils eine halbe Stunde vorher. Der Eintritt kostet zehn Euro für Erwachsene und drei Euro für Kinder.