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Feuer und Flamme für Neues

Kaum nach Neustadt gezogen, steht Holger Heckmann an der Spitze der Feuerwehr. Er bringt innovative Ideen mit.

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© Dirk Zschiedrich

Von Nancy Riegel

Neustadt. Schon mal etwas von Feuerwehr-Mamis gehört? Das sind nicht etwa Kameradinnen, die aus dem Kreißsaal zum nächsten Löscheinsatz sprinten. Sondern Frauen oder Männer, die Kinder von Feuerwehrleuten betreuen, die zum Einsatz ausrücken wollen. Ein Ehrenamt, das vor allem abends, wenn Schule und Kita geschlossen haben, helfen kann, die Truppstärke bei einem Feuer oder einem Unfall zu erhöhen. Das Konzept stammt aus den Niederlanden. Holger Heckmann würde es gerne bei der Wehr in Neustadt ausprobieren.

Für die kommenden fünf Jahre steht der 45-Jährige als Gemeindewehrleiter an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr in Neustadt und ist motiviert, noch weitere Ideen als nur diese umzusetzen. Davon haben sich einige im Kopf des hochgewachsenen Mannes angesammelt. Ursprünglich stammt er aus Duisburg, kam 2009 der Liebe wegen nach Sachsen und wohnte zuletzt in Lichtenberg bei Pulsnitz. Erst seit etwas mehr als einem Jahr steht Neustadt als Wohnort in seinem Ausweis. Mit seiner Frau und ihren drei Kindern ist er in ein Haus im Anbau gezogen.

Ein neues Gesicht in der Stadt also. Wie hat er es geschafft, das Vertrauen der knapp 450 Mitglieder so schnell zu gewinnen? Holger Heckmann muss kurz überlegen. „Vielleicht liegt es daran, dass ich als Zugezogener neutral bin.“ Das mache ihn frei von Fehden und erlaube eine objektive Einschätzung. „Außerdem bin ich unkompliziert“. Vielleicht liegt es aber auch an seiner Ausstrahlung. Mittlerweile sagt der Neustädter zwar die Uhrzeit mit „dreiviertel“ und „viertel“ an, ansonsten spricht der 45-Jährige aber klar und dialektfrei. Sein Bürstenhaarschnitt und sein fester Blick verleihen ihm Autorität. Holger Heckmann wirkt so, als wüsste er, was er tut – und als Mitglied der Berufsfeuerwehr in Chemnitz ist das auch so.

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Dort ist er im gehobenen Dienst angestellt und arbeitet in 24-Stunden-Schichten. Da lohne sich auch der lange Fahrtweg, der bei Stau auf der Autobahn gut und gerne über zwei Stunden pro Strecke betragen kann. Noch ein Vorteil ergebe sich aus seiner Arbeitszeit. „Ich bin ganz oft auch tagsüber in Neustadt und somit für die Wehr verfügbar.“ Denn das hat er schon jetzt als Problem ausmachen können: Zahlenmäßig seien die Kameraden gut aufgestellt, aber das hauptsächlich abends. Tagsüber fahren viele Kameraden zum Arbeiten aus der Stadt.

Es sei deshalb umso wichtiger, Nachwuchs für die Brandbekämpfer zu generieren. Das Eintrittsalter in die Feuerwehr liegt in Sachsen bei acht Jahren. „Viele Kinder sind dann schon im Sportverein angemeldet und gehen deshalb nicht mehr zur Jugendfeuerwehr“, erläutert Heckmann. Man müsse die Kleinen schon eher erreichen, vielleicht durch eine Kinderwehr, überlegt der Wehrleiter. Außerdem müsse man sich die sozialen Netzwerke zu eigen machen. Künftig sollen Einsätze schnellstmöglich veröffentlicht werden, auch, um das Bewusstsein für die Arbeit der Freiwilligen zu stärken. „Feuerwehr wird als etwas Selbstverständliches wahrgenommen. Wenn es brennt, sind wir da. Aber so einfach ist es eben nicht.“

Apropos soziale Netzwerke, dazu gehören auch Verhaltensrichtlinien für Kameraden – eine erste konkrete Maßnahme, die der Wehrleiter durchgebracht hat. Ein Hinweis in dem zweiseitigen Papier ist unter anderem, dass Kameraden auch in ihren privaten Profilen als Botschafter der Feuerwehr auftreten. „Bleibt auch in kontroversen Diskussionen immer souverän und lasst euch nicht provozieren. Vertretet ruhig euren Standpunkt, aber bleibt tolerant für andere Einstellungen und offen für andere Meinungen.“ In den kommenden fünf Jahren Amtszeit stehen noch weitere Dinge auf Holger Heckmanns Plan, die auf ihre Umsetzung warten. Krumhermsdorf bräuchte einen neuen Mannschaftswagen, und das Gerätehaus müsste um- oder neugebaut werden. Außerdem sollen Löschwasserzisternen gebaut werden.

Eine lange Liste an Aufgaben für einen Ehrenamtlichen. „Das Haus ist zum Glück so weit fertig“, sagt Heckmann, der eigentlich nicht auf dem Schirm hatte, Eigenheim- und Gartenbesitzer zu werden. Doch dann passte einfach alles – seine Frau, die Stadt, der Posten als Feuerwehrchef.