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Feuchte Balkon-Sanierung

Im Hafenviertel werden seit Monaten die Austritte erneuert. Doch die Mieter sind unzufrieden – nicht zum ersten Mal.

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© Sven Ellger

Von Sarah Herrmann

Ihren Humor hat Babette Kuschel nicht verloren. „Der ist das Wichtigste. Da verliere ich lieber meine Geldbörse“, sagt die Schauspielerin. Wirklich zum Lachen findet sie die Szenen, die sie in den vergangenen Monaten beobachten konnte, allerdings nicht. Alles begann mit einer vermeintlich guten Nachricht.

Bereits im Mai landeten Zettel in den Briefkästen auf der Ludwigstraße 4. Die Balkone sollen saniert werden. Notwendig war das aus Sicht der Mieter zwar nicht. Gefreut haben sie sich trotzdem. Doch dann passierte erst einmal nichts. Kuschel und ihre Nachbarn hatten zwar schon die Austritte freigeräumt, damit die Bauarbeiter wie angekündigt Ende Juni beginnen konnten. Doch die rückten mit einem knappen Monat Verspätung an. Mitten im Sommer wurden die alten Balkone abgerissen, Gerüste aufgestellt. Die Bewohner der Ein-Zimmer-Wohnungen im Erdgeschoss büßten so das einzige Fenster ein und hatten sich zudem bereits das Apartment mit Pflanzen und Möbeln zugestellt. Schon während der Bauzeit kam Skepsis bei den Mietern auf. „Wir haben irgendwann mitbekommen, dass es keinen Plan gibt“, sagt Kuschel. Die einstigen durchlässigen Holzplanken wurden durch einen geschlossenen Betonboden ersetzt. Gehalten wurde das Ganze von drei Unterstreben aus Holz. „Stabil kam uns das nicht vor“, sagt Kuschel. Und die neuen Anbauten hatten ein weiteres Manko, wie sich bei einem Gutachten Mitte September herausstellt. Das Wasser läuft nicht ab.

„Die Verwaltung hat sich mittlerweile dafür entschuldigt und angekündigt, das Problem so schnell wie möglich zu beheben“, sagt Kuschel. Die Arbeiten wurden erst vor wenigen Tagen fortgesetzt. Was genau passiert und wann die Arbeiten endgültig beendet und die Balkone wieder nutzbar sein sollen, hat der Vermieter nicht mitgeteilt. „Also habe ich mal einen Bauarbeiter angesprochen, der vor meinem Fenster auftauchte“, sagt Kuschel. „Der berichtete, dass nun mittels Metallstreben zunächst die Statik verbessert werden soll.“ Das sei bald erledigt. Wie es dann weitergeht, wusste aber auch er nicht.

Die Bewohner ärgert vor allem die schlechte Kommunikation mit dem Oberhausener Unternehmen Immeo Immobilien, welches die Wohnungen vermietet. Für die Bewohner ist es nicht das erste Mal, dass es Probleme gibt. Bereits im vergangenen Jahr wussten sie nicht weiter und haben sich bei der Sächsischen Zeitung gemeldet. Damals hatte Immeo den Bau eines Zaunes angekündigt, der die Höfe der Ludwigstraße 4 und der Hafenstraße 2 trennen sollte. Die Bewohner wollten ihre über Jahre gewachsene Gemeinschaft aber nicht durch Barrieren behindern. Mehrere Gesprächsversuche scheiterten. Auf SZ-Anfrage lenkte das Unternehmen schließlich ein und willigte einer Tür im Zaun zu – ein Kompromiss war gefunden.

Auch diesmal macht das Statement der Immeo Hoffnung: „An der schnellstmöglichen Fertigstellung der Balkone wird mit Nachdruck gearbeitet. Die Bauleistungen sollen bis Mitte Dezember abgeschlossen sein“, teilt Sprecherin Stefanie Sebald auf SZ-Anfrage mit. „Jedoch sind wir auf bauoffenes Wetter angewiesen.“ Ob der Tannenbaum auf dem Balkon Platz findet, ist also noch nicht sicher. Dass die Verzögerung an fachlichen Fehlern liegt, bestreitet die Immeo indes.

„Die Verlängerung der Bauzeit resultiert aus zwingend zu beseitigenden, statischen Mängeln der tragenden Balkonkonstruktion“, so Sebald. Diese seien bei den Bestandsaustritten zum Vorschein gekommen, als der alte Belag entfernt wurde. Die Sanierung sei – entgegen der Meinung der meisten Mieter – dringend notwendig gewesen. Denn die Holzbeläge seien stark beschädigt gewesen. Dass damit ausgerechnet im Sommer begonnen wurde, liege daran, dass die verwendeten Materialien keinen Frost bekommen durften.

Wieviel das Unternehmen bisher in die Arbeiten gesteckt hat und welche Investitionen noch anstehen, dazu möchte sich das Unternehmen nicht äußern. Eine direkte Auswirkung auf die jetzigen Mieter wird die Sanierung allerdings nicht haben. „Da es sich um eine Reparaturleistung handelt, werden die Mieter keine Mieterhöhung erhalten“, so Sebald.

Babette Kuschel vermutet allerdings, dass die Arbeiten eine Rolle spielen, wenn es um die Preise für eine Neuvermietung geht. Ausziehen wird sie allerdings nicht. Denn Kuschel lässt sich weder ihre Wohnung noch ihren Humor nehmen.