SZ +
Merken

Fesselsex, Marihuana und Schlafmittel

Weil er zwei Frauen vergewaltigt haben soll, muss sich derzeit im Landgericht ein Sanitäter aus Bautzen verantworten.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Stefan Schramm

Die Anschuldigungen gegen Matthias R. wiegen schwer. Der Bautzener Rettungssanitäter steht im Verdacht, sowohl seine ehemalige Lebensgefährtin als auch eine Arbeitskollegin jeweils mehrfach vergewaltigt zu haben. Und das, nachdem er ihnen unbemerkt und gegen ihren Willen ein Schlafmittel in ihre Getränke gemischt haben soll. Seit Ende Februar muss sich der 30-Jährige wegen der Vorwürfe der Vergewaltigung und der gefährlichen Körperverletzung vor der Bautzener Außenkammer des Landgerichts verantworten.

Am jüngsten Verhandlungstag ging es vor allem darum, wie alles ans Licht kam. Eines der möglichen Opfer ist seine einstige Lebensgefährtin, von der er sich im Oktober 2013 getrennt hatte. Dennoch trafen sie sich auch später noch. Sie habe der Beziehung nachgetrauert, er ihr Hoffnung auf einen Neuanfang gemacht. Wie der Angeklagte am ersten Verhandlungstag ausgesagt hatte, gab es auch nach der Trennung öfters Geschlechtsverkehr an allen denkbaren Orten und in diversen Variationen, so auch Sexspiele mit Fesseln, nachdem beide Marihuana geraucht und Alkohol getrunken hätten. Doch dann fand seine Ex-Freundin im letzten Sommer einen Film und Nacktbilder, die der mutmaßliche Täter angefertigt hatte und die seine Arbeitskollegin zeigen. Und sie entdeckte in der Wohnung des Mannes Medikamente mit dem Arzneistoff Midazolam, der unter anderem im Rettungsdienst als Beruhigungs- oder Schlafmittel zum Einsatz kommt. Weil sich die Frau auch mehrfach über Filmrisse gewundert habe, entstand in ihr der Verdacht, dass Matthias R. sie und das andere eventuelle Opfer für gewisse Sexpraktiken gefügig gemacht hatte. Zunächst vertraute sie sich einem langjährigen Freund des mutmaßlichen Täters an. Der 47-jährige Kollege des Angeklagten sagte als Zeuge aus, wie die Geschichte an einem Abend im August 2014 in einem Bautzener Garten aufflog. Dort hatte sich die Frau mit dem Angeklagten und Freunden getroffen, um ihn mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Als sie ihm die Nacktbilder und Fotos der Medikamente präsentierte, habe er zwei Fälle zugegeben, in denen er die Frau betäubt habe. Er habe jedoch auch gesagt, er habe das schon lange nicht mehr gemacht, und Besserung gelobt.

Der Kollege drängte Matthias R. dazu, noch in der gleichen Nacht zur Polizei zu gehen, um sich wegen des Verdachts der Körperverletzung selbst anzuzeigen. Eine Woche später hatte sich unter anderem dieser Verdacht so weit erhärtet, dass der Staatsanwalt Matthias R. in U-Haft nehmen ließ, wo er seit nunmehr über einem halben Jahr sitzt.

Bei einem Schuldspruch könnten ihn noch weitere Jahre hinter Gittern erwarten. Ein Urteil fällt frühestens im April.