Merken

Ferngesteuerte Kolosse

Am Klinikum stehen jetzt auch zwei 30 Meter hohe Kräne. Die Aussicht von oben genießt der Kranführer aber selten.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Reichlich zwei Meter lang ist die Betonplatte, die über der Baustelle hin- und herschwingt. Gehalten wird sie nur von einem Haken, der wiederum an einer Stahlkette hängt. Einige Sekunden lang geht es immer höher, bis die Platte gut vier Meter über dem Boden schwebt. Dann schwenkt der Kran langsam nach links. Dort wartet schon ein Kollege auf das Teil. Wenn die Betonplatte wieder am Boden ist, werden sie die in die Verschalung für das Krankenhaus-Fundament einfügen.

Gleich zwei gelbe, stählerne Riesen stehen seit einigen Tagen am Rand der Baugrube hinter dem Riesaer Elblandklinikum. Etwa 30 Meter sind die beiden hoch. Früher mussten Kranführer vor allem schwindelfrei sein. Schließlich kann so ein Gerät spürbar schaukeln, und der Zugang zum Fahrerhaus erfolgt meist über eine Leiter. Bei den Kränen, die jetzt am Krankenhaus im Einsatz sind, gibt es dieses Problem nicht: Sie werden ferngesteuert. Am Boden steht in diesem Fall René Blechinger. Schon von Weitem ist er an seiner Kopfbedeckung leicht zu erkennen, ein wenig sieht er aus wie ein Cowboy: Statt eines Bauhelms trägt er einen ausladenden Hut – allerdings aus demselben Material. Aus praktischen Gründen, betont der Kranführer – die breite Krempe schützt vor Regentropfen auf der Brille.

Wichtiger ist allerdings, was Blechinger um die Hüfte trägt. An einem Gurt hängt dort eine in Signalfarben gehaltene Box mit mehreren Knöpfen und zwei Schaltknüppeln. Die genügen, um den Kran vom Boden aus zu steuern, demonstriert der Kranführer. „Schwenken, Katze rauf, runter oder nach vorn und hinten.“ Die „Katze“, das ist jener bewegliche Teil des Krans, an dem schlussendlich die Last angebracht wird. Bis zu sechs Tonnen können die Kräne heben, die an der Baugrube hinter dem Klinikum im Einsatz sind.

Der Umstieg auf Fernsteuerung hat für die Bauleute Vorteile, erklärt Bauleiter René Creutz. Schon allein, weil die Kollegen ja auch öfter am Boden gebraucht würden und so nicht immer erst den Kran hochklettern müssen. René Blechinger, der seit reichlich 15 Jahren den Kranführerschein hat, vermisst die Aussicht aus der Kabine des Krans jedenfalls nicht sonderlich, sagt er. Er ist auch nicht der Einzige auf der Baustelle, der sein Gerät per Fernbedienung steuert. Auch die großen, kranähnlichen Betonpumpen werden so bewegt. – Zurzeit gibt es für den Kranführer viel zu tun auf der Baustelle hinter dem Elblandklinikum. Vor allem die rund 500 Kilo schweren Verschalungselemente wollen bewegt werden, ab und an auch ein Bündel aus Metallstäben für die Stahlbewehrung des Fundaments. Dass mittlerweile nun doch der Herbst Einzug gehalten hat, tut dem Baubetrieb keinen Abbruch, sagt Bauleiter René Creutz. „Das Geplätscher ist unproblematisch, auch für die Betonierung.“

Bisher liege man gut im Plan, und das bleibe auch so, wenn es nicht gerade in Strömen regnet.

Für Kranführer René Blechinger ist ohnehin der Wind viel entscheidender als ein paar Tropfen Regen. So eine 500-Kilo-Platte kann schon bei absoluter Windstille ordentlich schaukeln, wenn sie schneller bewegt wird. Ein Sturm würde die Arbeit mit dem Kran nahezu unmöglich machen. Dagegen hilft dann auch ein Cowboy-Hut nichts.