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Ferienjobs sind Mangelware

Wer als Schüler im Raum Riesa einen guten Nebenverdienst haben will, sollte dafür am besten Beziehungen haben.

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© VW/dpa/gms

Von Luisa Selle

Riesa. In der DDR konnte man schon für 60 Mark oder weniger den Führerschein bekommen – heute werden im Schnitt eher um die 1 300 Euro fällig. Viel Geld für Schüler – und das macht Ferienjobs sehr begehrt. „In diesem Jahr hat die Nachfrage der Schüler unser Angebot an Ferienjobs überstiegen“, sagt Yvonne Berger von Teigwaren Riesa. Pro Ferienwoche sind zwei bis vier Schüler ab einem Alter von 16 Jahren im Einsatz. Die helfen etwa in der Verpackungsabteilung aus oder streichen einen Zaun neu.

Riesas größter Arbeitgeber, das Unternehmen BuS-Elektronik, beschäftigt sogar zwanzig Schüler und Studenten, die für den vorgeschriebenen Mindestlohn, also 8,50 Euro pro Stunde, in der Fertigung arbeiten. Viele verschiedene Aufgaben für Schüler werden im Feralpi-Stahlwerk angeboten. „Alle Ferienjobs sind an 30 Jugendliche ab einem Alter von 15 Jahren vergeben“, sagt Personalleiter Dr. Martin Lenz. Die Schüler erledigen Aufgaben in der Verwaltung – zum Beispiel gleichen sie Lieferscheine und Rechnungen ab. Oder sie packen in den Werkstätten mit an, etwa bei kleineren Arbeiten mit dem Handschneidebrenner oder beim Gewindeschneiden.

Die Hoffbauer & Gebauer Datenservice GmbH setzt für ihre Ferienarbeiter ein gewisses Interesse an Elektrik oder Programmierung voraus. Schüler können dort sogar selbstständig Ausschnitte in Schaltbaukästen herstellen und Komponenten anhand von Mustervorlagen bestücken. Andere arbeiten im Sekretariat, wo sie bei der Buchung von Dienstreisen helfen. Die Jobs sind begehrt – und längst belegt.

Doch nicht jedes Unternehmen bietet Ferienjobs an. Wacker in Nünchritz sucht nur nach saisonbedingter Unterstützung. Da diese in den produktionsnahen Bereichen arbeitet, ist das erst ab 18 Jahren möglich. Das Riesaer Blechverarbeitungsunternehmen Rime argumentiert ähnlich: Denn die Arbeiten, die in der Produktion ausgeführt werden, seien sehr anspruchsvoll und könnten daher nur von ausgebildeten Mitarbeitern ausgeführt werden. Zudem nennt das Unternehmen eine enorme körperliche Belastung als weiteren Grund, warum Rime keine Arbeit für Schüler anbietet. – Bei der städtischen Tochtergesellschaft FVG Riesa, die etwa für Arena, Stadthalle Stern, Tierpark und Stadtbibliothek zuständig ist, gibt es ebenfalls keine Ferienjobs. Sprecher Tobias Czäczine weist aber auf die Möglichkeit hin, als Pauschalkraft bei Veranstaltungen im Stern oder in der Sachsenarena zu arbeiten. Das läuft allerdings nicht über die Dauer der Sommerferien – sondern das ganze Jahr über, je nachdem, wann Veranstaltungen sind.

Suche auf privaten Kanälen

Laut der Arbeitsagentur Riesa soll die Jobbörse auf der Internetseite der Arbeitsagentur Schülern helfen, einen geeigneten Job zu finden. Trotzdem spielt sich die Suche nach Ferienjobs oft auf privaten Kanälen ab. Pressersprecherin Corina Franke rät daher, im privaten Umfeld Menschen ausfindig zu machen, die Beziehungen zu Firmen haben. Allerdings schade es auch nicht, direkt bei Unternehmen vorzusprechen. Ganz so einfach für Schüler ist es also nicht in Riesa, das nötige Geld für den Führerschein zusammen zu bekommen.