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Ferien in der Villa Sachsenruh

Ronny Adam aus Radibor besitzt mehrere Raritäten Made in GDR. Seine Kinder freut das. Doch nicht nur die.

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© Carmen Schumann

Carmen Schumann

Radibor. Der zweijährige Elias ist für dieses Abenteuer noch zu klein. Aber der achtjährige Dominik und seine sechsjährige Schwester Lydia dürfen zurzeit mit ihrem Papa Ronny Adam in der Villa Sachsenruh übernachten. Das legendäre Dachzelt, das standesgemäß auf einem Trabi montiert ist, steht zwar nur im Garten der elterlichen Wohnung in Radibor, aber ein Abenteuer ist es für die Kinder allemal. Denn übernachtet wird in der Leinwandvilla sogar bei Regen. „Das Dachzelt ist immer noch so gut imprägniert, dass da kein Tropfen durchkommt“, sagt der stolze Besitzer von Dachzelt und Trabant 600 Kombi.

Obwohl der 40-jährige Radiborer nur seine Jugend in der DDR verbracht hat, gefallen ihm die ostalgischen Relikte des untergegangenen Landes. Denn wie man sehen kann, sind sie nahezu unverwüstlich.

Kombination sorgt für Aufsehen

Und was Ronny Adam außerdem freut, ist, dass man mit der Kombination Trabi und Dachzelt überall für Aufsehen sorgt, wo man auch hin kommt. Diese Erfahrung hat er in den letzten Jahren schon oft machen können. So war er vor einigen Jahren mal beim Heidetreffen in Commerau mit dabei, weil der Trabi zum Motto des Umzuges passte. Nachher baute er das Auto mit der Villa Sachsenruh auf dem Dorfplatz auf. Die Resonanz sei riesig gewesen. „Da hätte ich direkt Eintritt kassieren können“, sagt Ronny Adam scherzhaft.

Ähnlich erging es ihm auch, als er vor einigen Jahren zum Trabi-Treffen nach Zwickau fuhr. Auf einer Autobahn-Raststätte wollten die Insassen eines Reisebusses aus Hamburg gleich Probeliegen machen. Das erinnert ein wenig an die Abenteuer von Udo Struutz, dargestellt von Wolfgang Stumph in dem legendären Film „Go Trabi go“. Den hat Ronny Adam natürlich mehrfach und mit großem Vergnügen gesehen.

Auf zum Dachzelt-Treffen

Sein 600er-Trabi-Kombi hatte ursprünglich seinem Vater gehört. Viele Jahre hat Ronny Adam daran herumgebastelt. Bis vor Kurzem konnte er damit noch mit Kurzzeit-Zulassung fahren. Doch nun ist eine größere TüV-Untersuchung fällig geworden. Da scheut sich der Trabi-Freund noch vor dem Aufwand und den Kosten. Deshalb muss er sich demnächst einen 601er-Trabi von einem Bekannten borgen. Denn am ersten September-Wochenende findet in Bergwitzsee bei Leipzig ein Dachzelt-Treffen statt, zu dem sich, wie Ronny Adam herausgefunden hat, bereits 54 Enthusiasten angemeldet haben. Viele von denen kommen aus der Umgebung von Limbach-Oberfrohna, wo der Erfinder Gerhard Müller seine Firma hat. Doch Freunde der Villa Sachsenruh gibt es auch in anderen Bundesländern und sogar in der Schweiz und in Norwegen.

Stolz ist der Radiborer darauf, dass er ein originales Gerhard-Müller-Dachzelt hat. Das kann man an dem Aufdruck an der Rückseite des Zeltes erkennen. In den Besitz des wertvollen Erinnerungsstückes kam er durch Zufall. Jemand wusste, dass er gerade an seinem Trabi herum schraubte und fragte ihn, ob er Interesse an dem Dachzelt habe. Der Vorbesitzer aus Bautzen hatte es seinerzeit, nachdem er es bei der DDR-Sendung „Außenseiter-Spitzenreiter“ gesehen hatte, direkt beim Hersteller bestellt. Doch dann hatte er keine Verwendung mehr dafür. „Für mich war das ein echter Glückstreffer“, sagt Ronny Adam. Für seinen Ausflug zum Campingplatz am Bergwitzsee hat er sich nun noch ein DDR-Faltboot „Kolibri III“ besorgt. Außerdem ist er stolzer Besitzer zweier Campinganhänger Klappfix, ebenfalls aus der DDR.