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Feinwerktechnik stellt ersten Roboter ein

Das Geisinger Unternehmen testet den ersten Helfer aus Stahl. Es soll nicht der letzte sein.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Geising. Silvio Philipp nimmt ein Tablet in die Hand. Auf dessen Oberfläche wischt er hin und her. Dann drückt er auf Start. Gut einen Meter neben ihm beginnt ein Roboter zu arbeiten. Dessen Arm geht nach unten. Die beiden halbrunden Greifer schließen sich um die Hohlwelle des Zahnrades. Sie heben das Zahnrad an und setzen es in das nebenstehende Gehäuse. Jürgen Graf schaut zufrieden zu. Seine Kollegen sind mit der Programmierung des Roboters schon gut vorangekommen.

Der neue Roboter der Feinwerktechnik Geising soll den Mitarbeitern in naher Zukunft monotone Arbeiten wie das Einsetzen von Zahnrädern annehmen. Noch befindet sich der Roboter in der Probephase.
Der neue Roboter der Feinwerktechnik Geising soll den Mitarbeitern in naher Zukunft monotone Arbeiten wie das Einsetzen von Zahnrädern annehmen. Noch befindet sich der Roboter in der Probephase. © Egbert Kamprath

In einem halben Jahr soll dieser mehrere Arbeitsschritte nacheinander ausführen können, sagt der Geschäftsführer der Feinwerktechnik Geising. Der Roboter soll nach dem Einsetzen der Zahnräder das Getriebe fetten, die Oberflächen des Gehäuses mit einer Art Klebstoff bestreichen, einen Deckel aufnehmen und draufsetzen. Bis vor drei, vier Jahren sei das noch Zukunftsmusik gewesen. Denn bis dahin haben die Hersteller von Robotern eher die großen Industriebetriebe im Blick gehabt, berichtet Geschäftsführer Graf. Inzwischen haben diese Hersteller aber auch mittelständische Unternehmen, wie die Feinwerktechnik, als Kunden für sich entdeckt. „Es gibt jetzt sechs, sieben Hersteller von solchen kleineren Robotern“, sagt er.

Kooperation mit Firmen der Region

Dass sich die Feinwerktechnik nun für 50 000 Euro einen Roboter zugelegt hat, sieht Jürgen Graf als logischen Schritt. Wer als mittelständische Firma in unserer Zeit erfolgreich sein will, dürfte sich dem Thema Digitalisierung nicht verschließen. In seiner Firma beschäftigte man sich schon seit Längerem damit. Der Einsatz von Robotern sei das sichtbarste Zeichen. Aber auch an anderen Stellen habe die Digitalisierung Einzug gehalten. Die Abläufe im Unternehmen wurden komplett umgestellt, sagt Graf. Von der Angebotserstellung über die Planung der Produktion, die Montage und die Qualitätsüberprüfung bis zur Auslieferung werde alles digital gesteuert. „Die Unternehmensprozesse haben sich stark verändert“, sagt Graf, der seit 1991 das Unternehmen als Geschäftsführer leitet.

Die Umstellung war und ist nur zu schaffen, wenn die Mitarbeiter mitziehen. Und das heißt, dass sie sich immer weiter qualifizieren. Das sei auch nötig, um den Roboter zu steuern. Diese Aufgabe haben Grafs Mitarbeiter Robert Kadner und Silvio Philipp übernommen. Die beiden jungen Männer haben Schulungen besucht, die der Hersteller des Roboters anbietet.

Auch andere Mitarbeiter werden geschult. Viele dieser Weiterbildungen dauern zwei, drei Tage. „Wir bezahlen den Lehrgang, stellen den Firmenwagen und bezahlen die Unterkunft“, sagt Graf. Für ihn seien das Investitionen in die Zukunft. Nach Ansicht von Graf reicht es aber nicht, nur auf Digitalisierung und Qualifizierung zu setzen. Wichtig sei auch, dass man sich spezialisiert. Als Hersteller von Baugruppen wie Getrieben und Antrieben heißt das, dass man sich Teile zuliefern lässt. Und das tut die Firma. Sie kauft Dreh-, Fräs- und Spritzgussteile aus Kunststoff, Zink und Alu von anderen ein. Auch Werkzeuge und Elektronik lässt man sich zuliefern.

Unternehmerische Verzahnung

So es gehe, kaufe man dies bei Firmen der Region ein. Mit einigen dieser Firmen hat sich die Feinwerktechnik im Impro-Verband zusammengetan. „30 Prozent kaufen wir bei Partnern in der Region im Radius von 30 Kilometern“, berichtet Graf. Mit dieser unternehmerischen Verzahnung sei seine Firma bisher gut gefahren. Potenzial sieht er hingegen auf der Abnehmerseite. Es gebe – auch in der näheren Umgebung – große Maschinenbauer, die sich noch nicht in seiner Firma gemeldet haben. „Gern würden wir denen zeigen, was wir können“, sagt Graf. Vielleicht – so seine Hoffnung – kann die Wirtschaftsförderung Sachsen solche Kontakte herstellen. Erste Ansätze dazu habe es auf einer Zulieferkonferenz in Dresden gegeben.

Die Feinwerktechnik Geising plant indes den Kauf von weiteren Robotern. Diese sollen in naher Zukunft ebenfalls in der Montage und später auch im Versand zum Einsatz kommen. Dort, wo es geht, sollen die Roboter die Arbeitsgänge komplett übernehmen. In vielen Fällen wird das nicht möglich sein. Hier werden sie Menschen aber monotone Arbeiten abnehmen. Der Mensch bleibt wichtig, versichert Graf. Er kennt die Befürchtungen seiner Kollegen. Auch in Zukunft wird es bei der Feinwerktechnik keine menschenleeren Hallen geben, in denen nur Roboter arbeiten. Es wird aber einiges in Bewegung kommen. „Bei diesem Prozess müssen wir unsere Mitarbeiter mitnehmen“, sagt er. Denn diese bleiben auch in Zukunft wichtig – vor allem, weil sich ein Fachkräftemangel abzeichnet.