Merken

Feinstaub hängt in Görlitz

Die Feinstaubwerte gehören in der Stadt derzeit zu den höchsten in Sachsen. Manche Sportler haben damit kein Problem.

Teilen
Folgen
NEU!
© Wolfgang Wittchen

Von Matthias Klaus

Der Fichtelberg hat’s gut, das Vogtland auch. Görlitz dagegen nicht. Hier steigt die Konzentration an Feinstaub in der Luft schon seit Tagen. Begonnen habe dies Anfang der Woche, sagt Karin Bernhardt, Sprecherin des Sächsischen Umweltamtes. Görlitz ist dabei kein Einzelfall. Inzwischen liege demnach an drei Vierteln der sächsischen Luftmessstationen die Konzentrationen von Feinstaub deutlich über dem Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, heißt es vom Umweltamt des Freistaates.

Wie die Grafik zeigt, ist der Feinstaub-Grenzwert in Görlitz deutlich überschritten.
Wie die Grafik zeigt, ist der Feinstaub-Grenzwert in Görlitz deutlich überschritten.

Görlitz gehört mit einem Mittelwert von 126 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft zu den am höchsten von Feinstaub belastenden Gegenden in Sachsen. Gemessen wird hier an der Zeppelinstraße. Nur der Tagesmittelwert in Leipzig an der Lützner Straße lag zweitweise höher. In Görlitz sind es am Donnerstag 167 Mikrogramm. Schuld an der Belastung sei, so das Umweltministerium, einerseits die aktuelle Wetterlage. Eine regelrechte Dunstglocke liege über dem Freistaat. Ein Rückgang sei in den kommenden Tagen auch nicht zu erwarten. Der Tipp aus Dresden: Personen, die empfindlich reagieren, sollen derzeit auf Ausdauersportarten und andere Anstrengungen im Freien verzichten.

„Nun ja, das ist für uns eher kein Problem“, kommentiert das Werner Horn, Vereinspräsident der Laufgruppe Landesgruppe in Görlitz. „Wir gehen das neue Jahr so oder so erst einmal etwas langsamer an“, schildert er. Wenn gerannt wird, dann eher in den Abendstunden. Auswirkungen der hohen Feinstaub-Belastung in der Stadt sind den Läufern bisher nicht aufgefallen. „Wir laufen vor allem in den Abendstunden. Da haben wir keine Probleme“, sagt Werner Horn. Die „richtigen“ Wettkämpfe finden zudem erst in einem Vierteljahr statt. Bis dahin, hofft Werner Horn, hat sich der Feinstaub in und um die Stadt Görlitz wieder verzogen.

Die Wetterlage ist sicher ein Grund für die hohe Konzentration von Feinstaub in Görlitz. Winterzeit ist Feinstaubzeit – vor allem in Görlitz. Bereits im Jahr 2014 hatte die Messstation an der Zeppelinstraße Überschreitungen der Grenzwerte von Januar bis Mai und danach ab Oktober registriert. Der Grenzwert darf, so sieht es der Gesetzgeber vor, nur an 35 Tagen überschritten werden. Görlitz schaffte erstmals 2012 die darunter liegenden Werte zu erreichen.

Die Nachbarn tun andererseits für die Feinstaubbelastung ein Übriges. In der Nachbarstadt Zgorzelec gibt es einerseits noch viele Haushalte, die mit herkömmlichen Kohleöfen ihre Wohnungen warmhalten. Was dann im Einzelfall verbrannt wird und am Ende als Feinstaub die Neiße überquert, wird nicht kontrolliert. Zum anderen gibt es das Heizwerk in Zgorzelec. Noch Anfang des vergangenen Jahres wurde für Görlitz ein Anteil von 74 Prozent an sogenanntem Ferneintrag an Feinstaub berechnet.

Der Hauptverursacher liegt demnach jenseits der Neiße. Zwar wurde das Heizwerk in Zgorzelec inzwischen modernisiert. Aber offensichtlich fehlen Kunden, um die Zahl der vielen einzelnen Ofenheizungen in der Nachbarstadt zu senken. Ein weiteres Problem: Staub weht mit dem Ostwind von den Halden rund um das Kraftwerk Turow bis nach Görlitz.

Im Städtischen Klinikum Görlitz jedenfalls kann man keinen Zusammenhang zwischen Patientenzahlen und der aktuellen Feinstaubbelastung in der Stadt feststellen. „Es ist in dieser Hinsicht sehr ruhig“, sagt HNO-Chefarzt Axel Geide. Unterdurchschnittlich ruhig, wie er sogar sagt. Die Saison der Allergiker habe noch nicht begonnen, Feinstaub sei für das Städtische Klinikum jedenfalls nicht das Problem.