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Feines neues Bahnhaus

Die Wartehalle ist vom einheimischen Zimmereibetrieb originalgetreu wieder errichtet worden. Jetzt fehlen nur noch die passenden Lampen.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Berbisdorf. Der Arbeitsweg von Zimmerermeister Rico Sachse ist selten so kurz. Wenige Hundert Meter vom Stammsitz seiner Firma an der Hauptstraße in Berbisdorf hat er mit seinen Mitarbeitern das Bahnhaus für den Haltepunkt der Lößnitzgrundbahn neu errichtet.

Auch die Dachverzierungen wurden originalgetreu nachgebaut.
Auch die Dachverzierungen wurden originalgetreu nachgebaut. © Norbert Millauer

Gerade wurden am Haltepunkt die letzten Arbeiten erledigt, sagt Mirko Froß, Bahnbetriebsleiter des Betreibers Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG). Die Masten für die neuen Lampen sind aufgestellt. Es fehlen noch die Leuchten. Drinnen LED-Licht, die Körper der Lampen nostalgisch, wie sie früher hier waren. Die Wartehalle ist bereits fertig. Die kleine Straße hinterm Berbisdorfer Landgasthof heißt noch immer Bahnhofstraße. Haltepunkt sagt keiner, obwohl es offiziell so heißt.

Früher war in dem Häuschen der Berbisdorfer Jugendklub, erinnert sich der Zimmermann. Ganz früher gab es in der Wartehalle sogar einen Fahrkartenverkauf. Dort, wo heute der Schaukasten mit den Fahrzeiten hängt, befand sich das Fenster, aus dem die Tickets herausgereicht wurden.

Alles gewesen. Das Alter war dem Bahnhaus zuletzt arg anzusehen. Verfaulendes Holz, Einsturzgefahr, in den letzten Jahren musste die Wartehalle gesperrt werden, sagt Zimmermann Sachse. Und das, obwohl die in Fachwerkbauweise errichtete Konstruktion massiv gebaut war.

Aber das imposante Gebäude sollte bleiben. Darauf achtete auch der Denkmalschutz. Der Betreiber, die SDG, entschloss sich im vorigen Jahr für Abriss und Neubau. Die Ausschreibung gewann der einheimische Zimmereibetrieb von Rico Sachse. Und jetzt steht der Bau mit gesundem Holz wieder in voller Pracht an den Gleisen. Unten eine Betonplatte, darauf die stabile Fachwerkkonstruktion. Fichte und Tannenholz haben die Zimmerleute verwendet. Beim Abriss sicherte sich Rico Sachse die Königsköpfe auf der Verschalung, die Sparrenköpfe und die Zahnzierleisten vom Dachrand. Mit den Resten und alten Fotos konnte dieser Schmuck am Gebäude wieder neu hergestellt werden.

In der Wartehalle sind die Wände originalgetreu in lichtem Grau angestrichen. Die Fassade hat ein dunkles Ochsenrot, so wie es auch vor 96 Jahren ausgesehen hat, als der kleine Berbisdorfer Bahnhofbau errichtet wurde. Eine Lichtschranke sorgt heute dafür, dass bei Dunkelheit die Lampen im Innern angehen. Nur die Tür auf der einen Seite bleibt verschlossen – dahinter saß früher der Fahrkartenverkäufer.

Die Schüler, die hier morgens ein- und nachmittags aussteigen, fahren mit dem Lößnitzdackel zum oder kommen vom Gymnasium in Radebeul. Touristen, die auf Wandertour gehen, nutzen den Berbisdorfer Ein- und Ausstieg.

Insgesamt 91 000 Euro hat die Dampfeisenbahngesellschaft für die Erneuerung des Haltepunktes Berbisdorf aufgewandt, sagt Mirko Froß. Davon übernahm der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) den größten Teil mit 90 Prozent.

Entlang der Gleise ist zudem ein 130 Meter langer neuer Bahnsteig mit eingelegtem weißen Streifen, einem sogenannten Aufmerksamkeitsstreifen, angelegt worden. Dieser warnt Sehbehinderte und Blinde bei der Annäherung an die Bahnsteigkante. Die Arbeiten wurden schon während der letzten Zugbetriebspause im November ausgeführt.

Und jetzt fehlen nur noch die nostalgischen Lampen. Die alten Betonguss-Peitschenleuchten werden bald abgebaut. Eisenbahnbetriebsleiter Mirko Froß hofft, dass die neuen Anlagen mit der Wartehalle auch geachtet werden und von Schmierereien verschont bleiben. Die Berbisdorfer jedenfalls freuen sich, ihren neuen, kleinen Bahnhof an der Bahnhofstraße, zwei Haltestellen vor Radeburg, in alter Schönheit wiederzuhaben.