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Fehlalarme in Görlitz

Die Görlitzer Feuerwehr kommt oft umsonst, aber nicht immer kostenlos. Für defekte Brandmelder haften die Besitzer.

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© Jens Trenkler

Von Ralph Schermann

Feueralarm vorige Woche in Rauschwalde. In einem Pflegeheim hat ein Brandmelder ausgelöst. „Bestimmt wieder Fehlalarm“, unken die Wehrleute. Ihr Verdacht ist berechtigt, immerhin erweisen sich etwa 90 Prozent aller Brandmelder-Einsätze als Fehlalarm. Die Brandschützer behalten recht: Auch der Ruf in der vorigen Woche zur Friedrich-List-Straße erweist sich als eine technische Panne. Der Einsatz gerät zum 51. Brandmelder-Fehlalarm 2015.

„Dennoch wird jeder Notruf sehr ernst genommen“, versichert der Leiter der Görlitzer Feuerwehr, Uwe Restetzki. Trotz der Fehlalarme seien Brandmelder sinnvoll: „Ohne diese Technik würden mehr große Brände entstehen, die tatsächlich Menschen gefährden“, sagt Brandrat Restetzki. Tatsächlich gab es in diesem Jahr bisher fünf Melderauslösungen, wo es brannte.

Die Zahl der in Görlitz vorhandenen Brandmeldeanlagen hat sich von 52 im Jahr 2001 auf derzeit 102 erhöht. „Das sind in der Regel Anlagen, die von der Bauaufsicht gefordert werden“, erläutert Uwe Restetzki. Zu finden sind solche Anlagen in Supermärkten, Hotels, Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, aber auch in Verwaltungs- und Industriegebäuden – überall dort, wo sich viele Menschen aufhalten.

Fehlerquoten zwischen 85 und 95 Prozent

Das Auslösen des Alarms ist direkt zur gemeinsamen Leitstelle Rettungswesen und Feuerwehr Hoyerswerda geschaltet. Dazu kommen indirekte Brandmeldeanlagen. Bei den Blockheizkraftwerken der Stadtwerke oder bei der Deutschen Bahn zum Beispiel lösen Brandmelder Signale beim Dispatcher aus, und kleinere Firmen schalten Brandmeldeanlagen zu Wachdiensten. Auch für Privatpersonen ist Letzteres möglich. Mit kleiner Verzögerung rufen diese Sicherheitsdienste dann die Feuerwehr über den Notruf 112.

Trotz immer mehr Meldeanlagen sind Fehlalarme relativ konstant: Seit 2001 gibt es jährlich etwa 60. Görlitz ist dabei kein Sonderfall. Fast alle Leitstellen in Sachsen und Brandenburg nennen Fehlerquoten zwischen 85 und 95 Prozent. Allerdings stimmt es nicht, dass der Löschzug in der Feuerwache bleibt, wenn die Besitzer der Brandmelder telefonisch Entwarnung geben. „Wenn die Anlage auslöste, fahren wir hin, denn dann haben wir auch die Verantwortung“, versichert Brandrat Restetzki.

Die Eigentümer der Brandmeldeanlagen haben so oder so die Kosten: Wird nichts entdeckt, was tatsächlich hätte zu einem Brand führen können, müssen sie den Einsatz bezahlen. Da immer der komplette Löschzug samt Drehleiter ausrückt, bei einigen Objekten auch sofort die Freiwillige Feuerwehr mit alarmiert wird, kostet das so zwischen 450 und 850 Euro. Eine Görlitzer Gesundheitseinrichtung ist dabei Spitzenreiter.

Schon fünfmal rückte die Feuerwehr allein in diesem Jahr wegen Fehlalarmen an – wegen technischer Mängel, aber auch, weil unter einem Melder geraucht wurde. „Jeder zweite Fehlalarm ist vermeidbar“, sagt Restetzki. Der Feuerwehrexperte kennt alle Ursachen für unnötiges Ausrücken: Oft lösen Handwerker die Melder aus, wenn Baustaub aufwirbelt. Mal sind Reinigungsarbeiten die Ursache, oder es werden technische Geräte falsch aufgestellt. Es stand auch schon mal eine dampfende Kaffeemaschine direkt unter dem Brandmelder.

Dazu kommen neben Brandmeldermängeln noch andere der 2015 bisher insgesamt 163 Fehlalarme. In diesem Jahr gab es zum Glück zwar nur einen böswilligen Notrufmissbrauch, dafür 111 blinde Alarme: Bürger haben die 112 gewählt, weil sie glaubten, es brennt oder ein überfahrenes Tier liegt am Straßenrand. „Oft entpuppt sich der Brand als Gartengrill, das vermeintlich tote Tier hat sich nach einem Nickerchen getrollt oder der Wohnungsbrand war nur ein angebranntes Mittagessen“, erläutert Uwe Restetzki. Dennoch rät die Feuerwehr keinesfalls von solchen Notrufen im Zweifelsfall ab: „Wir kommen lieber umsonst als im Ernstfall zu spät!“