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Faszination Moped

Schwalbe oder Simson S 51 sind Kult. Vor allem Jugendliche machen damit ihre ersten Fahrversuche. So war es zumindest früher. Und heute?

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© Archiv

Von Marcus Scholz

Vor dem Löbauer Geschwister-Scholl-Gymnasium reiht sich farbenfroh Simson an Simson. Moped fahren ist bei jungen Leuten nach wie vor beliebt. Sogar bei den derzeit eher frostigen Temperaturen trauen sich noch einige wagemutige Zweiradfreunde auf die Straße. Vor allem Schüler setzen auf Mopeds als fahrbaren Untersatz. Schließlich ist man als junger Mensch mit einer Simson oder Schwalbe unter dem Hintern unabhängig und nahezu frei wie ein Vogel. Das wissen viele Zehnt- bis Zwölftklässler im Altkreis Löbau-Zittau zu schätzen. Aber nicht nur die: Auch ältere Semester rattern noch immer gern mit dem Moped über die Straßen.

Im Seifhennersdorfer Oberland-Gymnasium herrscht sogar eine regelrechte Mopedhysterie. Laut Schulleiter Albrecht Schubert kämen aktuell ungefähr 25 bis 30 Schüler jeden Morgen zum Gymi geknattert. Darunter seien auch viele Mädels. „Um alle Mopeds unterzubekommen, mussten wir sogar neue Parkmöglichkeiten schaffen“, sagt Schubert. So verrückt geht es am Zittauer Christian-Weise-Gymnasium noch nicht zu. Doch auch Sekretärin Heike Stein hat beobachtet, dass noch täglich Simsons UND Co. auf das Gelände rollen. Andernorts ist die Mopedleidenschaft allerdings nicht mehr so stark ausgeprägt. Das ist zumindest aus Zahlen der Deutschen Versicherungswirtschaft herauszulesen. Demnach hat es im Jahr 2015 in ganz Deutschland noch rund 234 000 angemeldete Mopeds gegeben. Zum Vergleich: Fünf Jahre zuvor sind es noch knapp über 300 000 gewesen. Stattdessen ist die Zahl der registrierten Kleinkrafträder mit einem Hubraum von bis zu 125 Kubikzentimeter gestiegen. Und zwar von rund 267 000 Zweirädern im Jahr 2006 auf über 315 000 im Jahr 2015.

Die Region rund um Löbau und Zittau scheint allerdings keine Aktie an den sinkenden Mopedzahlen zu haben. Viele Versicherer, bei denen es die kleinen, bunten Kennzeichen für Mopeds zu kaufen gibt, beobachten, dass Mopedzulassungen nach wie vor im Trend liegen. Auch, weil sie relativ günstig zu haben sind. „Die Beiträge von etwa über 50 Euro pro Jahr können sich auch Jugendliche leisten“, sagt Bettina Bischoff von der Concordia-Versicherung in Löbau. Sowohl Zehntklässler als auch ältere Kundschaft kaufen bei Ramona Große in der Allianz Hauptvertretung Neumann ihre Kennzeichen. „Die Nachfrage bleibt stetig gleich“, sagt sie. Etwas zurückgegangen ist der Absatz dagegen bei Gabriele Beger und ihrem Mann Uwe. In Löbau und Zittau betreiben beide Zweigstellen der DEVK-Versicherung. „Vor 10 bis 15 Jahren haben wir wesentlich mehr Kennzeichen verkauft“, sagt Frau Beger. Heute gehören eher junge Leute zu den Plakettenkäufern. Ausnahmen gibt es dennoch. Auch eine über 90-Jährige würde jedes Jahr vorbeikommen, um sich ein Versicherungskennzeichen abzuholen. „Da staune ich jedes Mal aufs Neue“, sagt Frau Belger.

Das Gefährt der alten Dame gehört damit zu den 11 110 registrierten Krafträdern im gesamten Landkreis Görlitz. 10 780 davon sind Zweiräder. Der Rest teilt sich auf drei- und leichte vierrädrige Kraftfahrzeuge auf. Knapp 1 100 der Fahrzeughalter sind weiblich. Das geht aus Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes hervor, die Anfang dieses Jahres erhoben worden sind.