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Fast wie Familie

Die Arztpraxis Kuttner in Zittau hat eine weitere Ärztin eingestellt. Die fühlt sich von Beginn an sehr wohl.

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© Rafael Sampedro

Von Grit Lobstein

Das Wartezimmer der Arztpraxis an der Dornspachstraße in Zittau ist voll, und Dietmar Kuttner ruft mit einem Lächeln den nächsten Patienten ins Sprechzimmer. Seit ein paar Monaten genießen er und seine Frau ein etwas ruhigeres Leben. „Wir haben beide eine halbe Stelle abgegeben, schließlich sind wir ja auch schon Rentner“, freut sich der 67-Jährige. Dass dies das Ärzteehepaar tun kann, ist dem glücklichen Umstand geschuldet, dass seit Kurzem zwei junge Ärztinnen in der Praxis mitarbeiten. Seit September vergangenen Jahres ergänzt Eva Lukesová das Team.

Die junge tschechische Ärztin studierte an der Karls-Universität in Prag, verbrachte während ihrer sechsjährigen Studienzeit bereits ein Semester in Düsseldorf und ihr praktisches Jahr am Zittauer Klinikum. Da in Tschechien das Medizinstudium nach sechs Staatsprüfungen und einer Doktorarbeit mit dem Doktortitel abschließt, ziert jetzt der Titel „MU Dr. Lukesová“ ihr Namensschild.

„Connection“, sagt Kuttner und lacht, als er erklärt, wie ihm es gelang, die Ärztin für seine Praxis zu gewinnen. Und sie selber erzählt, dass sie „die vergangenen fünf Jahre im Zittauer Krankenhaus gearbeitet“ habe. Und als vergangenes Jahr der Vertrag dort endete, fand sie das Angebot der Ärztefamilie verlockend und wechselte in den Praxisalltag. Die aus Studien- und Krankenhauszeit bestehende Freundschaft mit Katerina Nyklova, seit über einem Jahr bei Kuttners tätig, tat ihr Übriges. Und so fühlt sich Eva Lukesová auch sehr wohl in dem neuen Team. „Es ist hier wie in einer großen Familie“, sagt die 32-Jährige. Aber die Arbeit unterscheide sich schon sehr von der im Krankenhaus. Positiv empfindet sie, dass sie hier endlich die Patienten auch über längere Zeit betreuen kann. „Es war mir schon immer sehr wichtig zu wissen, was aus den Patienten wird“, sagt sie, im Klinikalltag sei dies oft nicht möglich gewesen. Mit ihrer Facharztausbildung für Innere Medizin ist Eva Lukesová eine hervorragende Ergänzung zu den drei Allgemeinmedizinern.

Auch wenn Gabriele und Dietmar Kuttner nur noch an zwei Tagen die Woche da sind, im Medizineralltag ergänzen und beraten sich alle. „Ich profitiere viel von den Erfahrungen der beiden“, so die neue Kollegin. Aber sie bringt auch viel Neues mit, denn neben ihrem Facharzt kann sie eine Ausbildung in Akupunktur und die Befähigung zum Hautcheck vorweisen. Außerdem besuchte sie einen Kurs zur Schmerztherapie und zur psychosomatischen Grundversorgung. Mit ihr als Verstärkung ist es möglich, an drei Wochentagen eine Sprechstunde bis 19 Uhr anzubieten. Und dadurch, dass die Hausarztpraxis jetzt immer mit zwei Ärzten besetzt ist, kann besser auf Notfälle und Hausbesuche reagiert werden.

Derzeit ist Eva Lukesová bei den Kuttners angestellt. Ob dies so bleibt, „wird sich in den kommenden zwei Jahren entscheiden“, sagt Dietmar Kuttner. Auch sein Sohn ist Mediziner, aber noch in der Facharztausbildung. Momentan gefällt allen das Modell einer Praxisgemeinschaft. Das Arbeitspensum wird abgesprochen und gibt allen ein wenig Freiraum für Familie und Freizeit, auch Eva Lukesová. In ihrem Wohnort bei Turnov trifft sie sich mindestens einmal pro Woche, um mit Freunden zu musizieren. „Ich spiele Geige und singe ein bisschen. Dies ist mein Ausgleich zur Arbeit“, sagt die Ärztin.