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Fast fertig

Noch bis Sonntag arbeiten die neun Künstler des diesjährigen Bildhauersymposiums am Roten Haus. Ein Besuch lohnt sich.

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© Norbert Millauer

Von Beate Erler

Moritzburg. Es staubt und hämmert am Dippelsdorfer Teich. Seit mehr als zwei Wochen arbeiten die deutschen und internationalen Künstler bereits an ihren Skulpturen. Auf der Wiese vor und hinter dem Roten Haus in Moritzburg stehen ein zwei Meter hoher Apfelgriebs, ein Autobahnpfeiler, ein Gesicht im Profil, ein Baumstamm in einem Sarg und eine Badewanne, in der eine Familie plus Quietsche-Entchen und Hund sitzen.

Entstanden sind aber auch tonnenschwere Plastiken aus Sandstein. Wie die von Snejana Simenova aus Bulgarien.
Entstanden sind aber auch tonnenschwere Plastiken aus Sandstein. Wie die von Snejana Simenova aus Bulgarien. © Norbert Millauer

Viele unterschiedliche und ausgefallene Arbeiten aus Sandstein und Eichenholz sind bei dem 8. Internationalen Bildhauersymposium entstanden.

Shu Bo aus China läuft auf seinen Apfelgriebs zu, bleibt in einiger Entfernung stehen und begutachtet ihn kritisch. Später will er mit dem Reichenberger Bildhauer Jens Gebhardt, der das Symposium betreut und auch selbst mitarbeitet, noch eine Kettensäge kaufen gehen. Hier und da muss wohl noch was weg vom Stein des Apfelgriebs. Wenn er fertig ist, werden er und die anderen Arbeiten in und um Moritzburg in freier Natur aufgestellt.

Shu Bo hatte, neben einem argentinischen Holzbildhauer die längste Anreise bis nach Moritzburg. Er ist der jüngste Teilnehmer mit gerade einmal 25 Jahren. Erst im letzten Monat hat er seinen Master in Bildhauerei in Italien abgeschlossen. „Ich wollte hier unbedingt dabei sein, um zu zeigen, dass ich zwar jung bin, aber das Handwerk trotzdem schon sehr gut beherrsche“, sagt er.

Während seines Studiums war er selten in seiner Heimatstadt Shandong, die er sehr vermisste. Der Apfel erinnert ihn an sein Zuhause, weil es dort viele Plantagen gibt. Die Frucht zieht sich durch seine bisherige Arbeit. Bisher hat er sie klein und zart dargestellt, diesmal konnte er sich an einer überdimensionalen Variante versuchen.

Seit 2002 organisiert der Verein Internationales Bildhauersymposium Moritzburg e.V. aller zwei Jahre das Treffen für Bildhauer aus der ganzen Welt. Diesmal sind neben China und Argentinien auch Künstler aus Polen, Bulgarien und Italien dabei. „Wir hatten über 100 Bewerber“, sagt Jens Gebhardt vom Verein. In den letzten Jahren kamen immer zehn Künstler, in diesem Jahr sind es nur neun. Der Grund sind Fördermittel, die jedes Jahr knapper werden. Dafür bekommt der Verein Sandsteine zum Spaßpreis, sagt Gebhardt. Die Sächsischen Sandsteinwerke stellen sie für 300 Euro pro Stein zur Verfügung.

Vor der Auswahl sichtet der Verein die Mappen mit bereits entstandenen Arbeiten der Bewerber. Außerdem muss jeder einen Entwurf zum Thema einreichen. „Uns ist besonders die Vielfalt der Arbeiten wichtig“, sagt Gebhardt. Es sollen viele unterschiedliche Werke entstehen, die ihre eigene typische Formsprache haben.

So wie die Holzskulptur von Fabian Rucco aus Argentinien. Die Familie, die er in eine Badewanne gesetzt hat, ist seine eigene. „In den nächsten Tagen werde ich die Skulptur noch bemalen“, sagt er. Das ist typisch für seine Arbeiten, die aus Holz entstehen, meist Menschen zeigen und sehr farbenfroh sind. Ein Kontrast zum eher sterilen Apfel von Shu Bo aus China.

Für alle Teilnehmer sind der Austausch und das gemeinsame Arbeiten wichtig. „Wir alle lernen unseren Beruf aus anderen Blickwinkeln kennen, weil jeder anders herangeht“, sagt er. Für Jens Gebhardt und seine Kollegen ist es besonders schön, die außergewöhnlichen Arbeiten dann überall in der Umgebung stehen zu sehen.

Am Sonntag, 11 Uhr, findet die Finissage am Roten Haus statt. Die Künstler stellen ihre Arbeiten vor, es gibt Wein und Snacks und Saxofonmusik von Hartmut Dorschner.