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Fasching statt Staatstrauer

Bei der Festsitzung des Limmritzer Faschingsclubs kommt Kurioses aus der Vergangenheit ans Licht.

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© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Döbeln. Anlässlich der Festveranstaltung zur 40 Jahrfeier des Limmritzer Faschingsclubs (LFC) wurde unter dem Motto „40 Jahre sind der Hammer, der LFC kramt in der Rumpelkammer“ nicht nur gesungen, getanzt und gelacht. Die Mitglieder des Klubs ließen auch mit Sketchen die vergangenen 40 Jahr Revue passieren. Sogar die alte Bütte wurde wieder hervorgeholt.

Begonnen hatte alles damit, dass Klaus Geilhufe zum Fasching immer in Kriebethal Musik spielte. Als er mit der Musik aufhörte, nahm er sich vor, in Limmritz einen Faschingsklub zu gründen. Er sprach junge Leute an. Die waren begeistert. Gemeinsam mit Hans-Hermann Haft organisierte er den ersten Limmritzer Fasching. Der fand damals noch im Gasthof des Ortes statt. Etliches zur Gestaltung des Faschings hatte Geilhufe von den Kriebethalern abgeschaut. Die Leute waren zufrieden. Im nächsten Jahr kamen mehr Besucher. „Das war am Kartenverkauf zu erkennen“, sagte Klaus Geilhufe. Zwölf Jahre war der heute 80-Jährige Präsident in Limmritz. Er schrieb die Programme. „Das alles hätte nicht ohne die Unterstützung des damaligen Limmritzer Bürgermeisters Jürgen Steinmann geschehen können“, meint Geilhufe. Steinmann ist zur Jubiläumsfeier extra aus Tschechien angereist. Mitstreiter von Klaus Geilhufe und Hans Hermann Haft waren auch Wolfgang Reutow und Wolfgang Thomas. „Wir waren für die Technik zuständig“, sagte Thomas. „Zuerst haben wir ein bisschen geholfen. Dann haben wir mitgemacht.“ Der 65-Jährige ist auf der 40-Jahrfeier Ehrengast. Reutow ist heute 64 und seit 37 Jahren Mitglied im Faschingsverein.

Einen Überblick über die Geschichte des Vereins gab Clubmitglied Matthias Scheidig. Angefangen beim ersten Fasching, der unter dem Motto „Zu Fuß ins Märchenland“ stattfand, wusste er Tragisches und Kurioses zu berichten. Alljährlich gab es am 11. 11. oder am Samstag danach eine Auftaktveranstaltung. Doch 1982 starb am 10. November Leonid Breschnew. Die DDR-Regierung hatte Staatstrauer angeordnet. Alle öffentlichen Veranstaltungen und sogar die Fußballspiele wurden abgesagt. Klaus Geilhufe rief beim Rat des Kreises an und fragte, ob sie Fasching feiern dürften. Keiner der dort zuständigen Chefs konnte ihm Auskunft geben. Endlich sagte eine kleine Sachbearbeiterin, dass sie den Fasching durchführen könnten, allerdings leise und ohne Aufsehen. „Fasching leise und ohne Aufsehen und das mit Bier?“, fragte Scheidig. Er verrät, dass die Veranstaltung eine der schönsten wurde.

Weil es in Limmritz alljährlich nicht nur einen Rentnerfasching, einen Kinderfasching und die offizielle Faschingsfeier des LFC gab, sondern auch einen Faschingsumzug durch das Dorf, geschah es, dass den Musikern in Folge strengen Frostes die Ventile der Instrumente einfroren. In einem Jahr stellten die Narren demjenigen Kind ein Sparbuch von 111 Markt in Aussicht, dass in der Zeit vom 11. 11. bis zum Aschermittwoch gezeugt wird. Das Kind war der ehemalige Limmritzer Silvio Gornig.

Bis zur Wende fanden alle Faschingsveranstaltungen im Gasthof Limmritz statt. Dann wurde er geschlossen. Der LFC musste sich einen anderen Veranstaltungsort suchen. Nach Jahren in verschiedenen Gasthöfen fanden er 2009 für seine Feiern im Volkshaus Döbeln ein neues Zuhause.

Zur 40 Jahrfeier sind außer dem ehemaligen Limmritzer Bürgermeister auch ehemalige Mitglieder des Faschingsclubs aus München, Berlin, Dachau und aus der Kölner Region angereist. Ein Austauschschüler ist sogar extra aus England gekommen.