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„Farbe frei!“ statt „Wasser marsch!“

Kinder und Jugendliche der Großenhainer Jugendfeuerwehr malen ein Graffiti. Der Ort ist versteckt und doch klug gewählt.

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© Anne Hübschmann

Von Jörg Richter

Großenhain. Schorsch Englowski und Erik Piontek sind echte Freunde. Die beiden Zwölfjährigen gehören zur hiesigen Jugendfeuerwehr und verbringen auch in den Sommerferien viel Zeit miteinander. Die letzten beiden Ferienwochen waren sie im Husarenpark. Zusammen mit anderen Kindern und Jugendlichen der Jugendfeuerwehr haben sie dort nicht etwa löschen geübt, sondern ein Graffiti gesprüht.

Schorsch ist im Vorteil. Sein Vater ist Lackierer von Beruf. „Ich habe schon mal bei meinem Papa rumgesprüht“, erzählt er, während er mit einem Lackstift die Konturen einer Flughafenfeuerwehr nachzeichnet. – Die schwarzen Linien stärken den Eindruck eines Kinderbildes, dessen einzelnen Motive nachträglich mit Farbe ausgemalt wurden. Nur hier ist es andersherum: Erst werden die farbigen Flächen gesprüht und dann die Ränder mit dem Lackstift nachgezeichnet. „Deshalb sieht dieses Graffiti ziemlich kindgerecht aus“, sagt Sebastian Bieler.

Der Großenhainer Künstler betreute das Projekt, das für insgesamt zehn Tage vorgesehen war. „Doch richtig dran arbeiten konnten wir nur an acht“, sagt Jugendsozialarbeiter Raimo Siegert, der im Auftrag der Stadt dieses Ferienprojekt organisiert hat. „Außer am Dienstag, als es geregnet hat, waren wir immer draußen“, erzählt Siegert. Auch für diesen Freitag ist schlechtes Wetter angekündigt. „Deshalb müssen wir heute fertig werden.“

Das neue Graffiti liegt etwas versteckt. Es befindet sich hinter dem Beachvolleyballplatz im Husarenpark. Viele Großenhainer glauben, dass dahinter nur noch Wiese ist. Doch falsch gedacht. Hier trainieren die Freiwillige Feuerwehr und ihre Jugendabteilung regelmäßig Löschangriff. Ein Wasserbehälter deutet daraufhin. Und nun auch das Graffiti. Auf ihm sind neben mehreren Feuerwehrautos Landschaften mit Häusern zu sehen. Sicherlich sollen sie Großenhain darstellen. Doch die Kinder haben auch ein Krankenhaus und einen großen Betrieb mit Schornsteinen gemalt. Auch ein bekanntes Schnellimbiss-Restaurant ist hier verewigt. Deutlich zu erkennen am geschwungenen gelben M auf dem Dach. Das gibt es in Großenhain nicht. „Das macht nichts“, sagt Bieler. „Wir haben den Kindern beim Malen freie Hand gelassen.“ – Am Anfang sei eigentlich offen gewesen, was auf die rund 40 Meter lange Spanplatten-Bande gemalt wird. Aber bei so vielen Jugendfeuerwehrleuten war klar, dass da auch ein Feuerwehrbild rauskommt. Sogar die Atze-Feuerwehr ist abgebildet. Jugendfeuerwehrwart Tom Arlt hat sie höchstpersönlich gezeichnet.

„Überhaupt haben mir die Kameradschaft und der Einsatz der Großenhainer Feuerwehr bei diesem Projekt imponiert“, sagt Graffiti-Künstler Bieler. Feuerwehrleute hatten sich jeden Tag um das Mittagessen gekümmert. Auch in der zweiten Woche, als vorwiegend Kinder, die nicht zur Jugendfeuerwehr gehören, mitmachten.

Geld für dieses Projekt kam vom Kreisjugendamt Meißen, von der Stadtverwaltung und von der landesweiten Initiative „Hoch von Sofa“, die von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung initiiert wird. Letztere ist mit ihrem Logo, einem weißen Sofa und einem Pfeil nach oben auf rotem Grund, verewigt. Und auch die Namen aller kleinen und großen Künstler sind auf einer gemalten Papierrolle zu lesen. Auch die von Schorsch und seinem Kumpel Erik.