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Familiensache Feuerwehr

Das Amt des Ortswehrleiters übergibt der Vater an den Sohn. Dabei hatte der anfangs gar kein Interesse an der Feuerwehr.

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© Dietmar Thomas

Von Elke Görlitz

Reinsdorf. Klar, bei Dorffesten habe er sich schon mal eine Feuerwehrübung angeschaut, sagt Sven Hempel, seit ein paar Tagen Ortswehrleiter in Reinsdorf. Dort hatte bis dahin Vater Rainer Hempel das Sagen. Immerhin 20 Jahre lang stand der Brandmeister an der Spitze der Ortswehr. Nun soll die Jugend ran, meint der 60-Jährige. Dass es ausgerechnet sein Sohn sein würde, der das Amt übernimmt, war früher keinesfalls so geplant. „Erst einen Tag nach meinem 18. Geburtstag bin ich in die Feuerwehr eingetreten. Vorher gab es kaum Berührungspunkte“, sagt der 35-Jährige. Ist das nicht ungewöhnlich, wenn der Vater Feuerwehrmann ist? „Keineswegs“, meint Hempel junior: „Mein Vater hat mich nie dazu gedrängt, mitzukommen oder gar versucht, mich zu überreden.“

Das Technikinteresse und die Kameradschaft seien für ihn schließlich die entscheidenden Gründe für den Eintritt am 2.  März 2000 gewesen, sagt der neue Ortswehrleiter, der sich noch genau an seinen ersten Einsatz erinnern kann: „Ich habe Bockwurst und Tee verteilt.“ Da Sven Hempel noch Feuerwehrmann-Anwärter war, durfte er beim Großband eines Stalls, der als Lager genutzt worden war, nur rückwärtige Dienste verrichten. „Der Einsatz ging über mehrere Tage und auch die Verpflegung der Kameraden ist da wichtig“, erklärt er. Den größten Einsatz als aktiver Feuerwehrmann absolvierte der Brandmeister in Saalbach. Insgesamt etwa 200 Rettungskräfte waren an den Löscharbeiten beteiligt, als im November 2009 in einer Scheune des Landwirtschaftsbetriebs Kutscher, in der 2000 Ballen Stroh lagerten, ein Feuer ausbrach. „Wir wurden als Ablösung hinzugezogen, waren bis in die Nacht und nach einer kurzen Pause wieder im Einsatz“, erinnert sich Sven Hempel. Aufgrund der langen Wegstrecke von der Zschopau und wegen der Steigung sei das Aufbauen zweier Leitungen mit Verstärkerpumpen sehr schwierig gewesen. Auch die tagelangen Einsätze während und nach den Hochwässern 2002 und 2013 seien noch gut in Erinnerung. Die erste Flut erlebte er als Straßenmeister in Döbeln und half dort beim Aufräumen, elf Jahre später sei er mit der Feuerwehr in Waldheim eingesetzt gewesen.

Solche großen Einsätze sind jedoch für die Reinsdorfer eher selten. Fünf bis achtmal ist die Ortswehr pro Jahr gefordert. 95  Jahre hat die Ortswehr auf dem Buckel, die zurzeit 23 aktive Kameraden zählt. Besonders stolz sind die Reinsdorfer Feuerwehrleute, dass zehn von ihnen unter 35 Jahre alt und neun Atemschutzgeräteträger sind. Zum 90. Jahrestag rollte ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug TSF-W auf den Hof. „Damit sind wir durchaus zufrieden“, sagt der neue Wehrleiter. Allerdings: Auf dem Fahrzeug haben nur sechs Feuerwehrleute Platz. „Weil wir eine gut aufgestellte Truppe sind, kämen bei einem größeren Einsatz nicht alle mit“, erklärt Hempel. Deshalb ist ein Mannschaftstransportwagen ein großer Wunsch, an dessen Erfüllung auch der Feuerwehrverein mitarbeitet. „Auf verschiedene Weise wird vom Verein Geld gesammelt, das letztlich der Feuerwehr zugute kommt. Letztens gab es erst neue Helmlampen“, freut sich der 35-Jährige über die Unterstützung. Überhaupt sei in der Feuerwehr auf alle Verlass – im Dienst wie auch außerhalb der Dienstzeit.

Verlässlichkeit wünscht sich der Ortswehrleiter auch, wenn es um die bauliche Unterhaltung des Gerätehauses geht. „Unser Spritzenhaus ist denkmalgeschützt, was manches schon etwas schwierig macht“, sagt Sven Hempel. Reparaturen, wie sie sich die Kameraden wünschen, könnten aber auch ohne Denkmalbehörde erledigt werden. Zum Beispiel die Instandsetzung des Fußbodens im Umkleideraum. Der ist so uneben, dass sogar Verletzungsgefahr bestehe. Auch über den Schimmel an der Wand des Schulungsraumes ärgern sich die Kameraden schon länger. „Manches geht durch tausend Hände und findet kein Ende“, beschreibt Sven Hempel den langen Behördenweg. Zumindest aber seien die Probleme schon erkannt und auch für dieses Jahr Geld im Waldheimer Haushalt eingeplant, mit dem der Umbau der Heizungsanlage – auch für die Wohnungen im Gerätehaus – bezahlt werden soll.