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Familien fordern Erhalt des Campingplatzes

Mit einer Online-Petition wollen die Dauercamper vom Brettmühlenteich die Schließung der beliebten Anlage verhindern.

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Zschorna. Für Sitta Fähndrich und ihre Familie ist das Zschornaer Naherholungszentrum ein kleines Paradies. „Hier erleben unsere Kinder Natur pur“, sagt die Dresdnerin. „Es wäre eine mittlere Katastrophe, wenn das wegbricht.“ Aber genau das droht den 170 Dauercampern im Frühjahr. Die Betreibergemeinschaft „Projektwerkstatt Brettmühlenteich“ wird sich definitiv aus dem Geschäft zurückziehen, und die Gemeinde Thiendorf ist nicht bereit, den Campingplatzbetrieb selbst in die Hand zu nehmen. Dadurch gibt es für die kommende Saison wie auch für die weitere Zukunft keine Betriebsoption mehr. Deshalb haben sich die Camper zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und eine Online-Petition zum Erhalt des Platzes gestartet.

Ihr Hauptanliegen: Zunächst einmal ein Jahr Aufschub, damit etwas Zeit gewonnen wird, um vielleicht doch noch einen Betreiber mit einem vernünftigen Konzept zu finden. Am 15. Januar hatte die IG Brettmühlenteich alle Interessenten am Erhalt des Campingplatzes zusammengerufen und einen entsprechenden Appell verfasst, der 277 Unterschriften trägt. Auf der Internetseite der IG gab es Hunderte von Solidaritätsbekunden. Aber mit Aufrufen allein wird der Campingplatz nicht zu retten sein, und das hat eine lange Vorgeschichte.

Das Naherholungszentrum am Brettmühlenteich (NEZ) wurde schon seit DDR-Zeiten kommunal betrieben, zuletzt von der Gemeinde Tauscha. Die Camper hatten ursprünglich Pachtverträge und stellten nicht nur Wagen auf, sondern bauten sie nach und nach zu kleinen Bungalows aus. Als die Kommune die Pachtverträge vor einigen Jahren in befristete Stellplatzmietverträge umwandelte, gab es einen Riesenärger und viele gerichtliche Auseinandersetzungen.

Einige der Erholungssuchenden, die schon seit Jahrzehnten in Zschorna logieren, betrachteten den Stellplatz quasi als ihr Eigentum, was das Klima zwischen Gemeinde und Dauercampern vergiftete. Letztere gründeten einen Verein, der die Verwerfungen glätten wollte, aber das gelang nur zum Teil. Zu Jahresbeginn 2016 wurde Tauscha vom Nachbarn Thiendorf eingemeindet, und der wollte sich den Ärger, das Betriebsdefizit und den Investitionsstau nicht auf den Tisch ziehen. Deshalb wurde im Vorfeld vereinbart, den Campingplatz zu privatisieren. Diese Privatisierung aber ist Ende 2016 geplatzt. Offiziell, weil gegenüber vom Brettmühlenteich auf Röderner Flur Windkraftanlagen errichtet werden sollen. Inoffiziell aber wohl, weil die neuen Betreiber mit den Campern nicht klarkamen.

Hauptgrund dafür sind die Brandschutzauflagen. „Die Hütten stehen zu eng und zu nah an den Wegen – man müsste fast alle versetzen“, erklärt Gemeinderat Christoph Schempp. „Aber wer soll den Leuten beibringen, dass ihre Unterkunft wegkommt und die des Nachbarn vielleicht nicht?“ Für das zu erwartende Tohuwabohu will die Kommune auf keinen Fall die Verantwortung übernehmen. Deshalb plädieren etliche Räte für einen sauberen Schnitt.

„Es ist ja nicht so, dass wir das NEZ links liegenlassen“, sagt Thiendorfs Bürgermeister Dirk Mocker. „Der Badebetrieb soll auf jeden Fall weiter ermöglicht werden.“ Deshalb hat die Gemeinde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die einen entsprechenden Ratsbeschluss vorbereitet. Darüber hinaus aber will sich Thiendorf finanziell nicht weiter engagieren. Um das Allernotwendigste für den Weiterbetrieb des Campingplatzes zu gewährleisten, müsste die Kommune erst einmal 200 000 Euro in Brandschutz, Abwasserbeseitigung und Elektrik investieren. „Und das wäre noch nicht alles“, sagt Dirk Mocker, „über die Refinanzierung möchte ich gar nicht nachdenken.“ Die hätte wohl eine einschneidende Erhöhung der Stellplatzmiete zur Folge – und dann natürlich Proteste vonseiten der Camper.

Auf der anderen Seite könne es nicht sein, so Mocker, dass die Gemeinde einen Campingplatz für Erholungssuchende, die fast alle von auswärts kommen, subventioniert. In den nächsten Wochen wird der Gemeinderat definitiv eine Entscheidung dazu treffen. Ob das schon bei der nächsten Sitzung am 8. Februar sein wird, ließ Thiendorfs Bürgermeister offen.