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Familie entkommt Flammen knapp

Ein Wohnhaus brennt in der Nacht in Reichenbach vollkommen aus. Unter den Bewohnern ist auch ein Säugling.

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© Matthias Schumann

Von Nicole Preuß

Reichenbach steht unter Schock. Der beschauliche Ort im Haselbachtal wurde in der Nacht zum Mittwoch zum Schauplatz eines verheerenden Brandes. Ein Doppelhaus im Zentrum des Ortes brannte vollkommen aus. Die Bewohner, ein 81-jähriger Mann, dessen Enkelin und deren beide Kinder, mussten wegen des Verdachts auf Rauchgasvergiftung in verschiedene Krankenhäuser gebracht werden. Unter den Kindern ist ein kleines Mädchen, das erst wenige Tage alt ist. Ihr vierjähriger Bruder musste ebenfalls in die Klinik. Der 25-jährige Lebensgefährte der Frau wurde nur leicht verletzt und konnte noch vor Ort behandelt werden.

Rund 100 Feuerwehrleute waren in der Nacht zum Mittwoch in Reichenbach im Einsatz. Dort brannte das Wohnhaus eines Dreiseitenhofes. Die Familie, die dort wohnte, bemerkte das Feuer zum Glück rechtzeitig und konnte sich in Sicherheit bringen. Die Feuerwehr
Rund 100 Feuerwehrleute waren in der Nacht zum Mittwoch in Reichenbach im Einsatz. Dort brannte das Wohnhaus eines Dreiseitenhofes. Die Familie, die dort wohnte, bemerkte das Feuer zum Glück rechtzeitig und konnte sich in Sicherheit bringen. Die Feuerwehr © Jonny Linke

Bilder vom Brand in Reichenbach

Der Morgen nach dem großen Feuer offenbart die Ausmaße des Brandes. Der Dachstuhl besteht nur noch aus verkohlten Resten, die Fensterscheiben sind geborsten, schwarzer Rauch steigt auf. Die Bauaufsicht hat das Haus als einsturzgefährdet eingestuft. Selbst die Feuerwehrleute dürfen nicht mehr ins Gebäude. Sie löschen die letzten Glutnester von außerhalb. Gemeindewehrleiter Silvio Berger hat die rote Warnweste des Einsatzleiters an. Er ist seit 28 Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr. „Aber so ein großes Feuer habe ich in der Zeit noch nicht erlebt“, sagt er.

Das zeigt sich schon in der Zahl der Kameraden, die eingesetzt wurden. Rund 100 Feuerwehrleute waren zwischenzeitlich vor Ort. Die Einsatzkräfte von Polizei, Rettungsdienst, Landratsamt und Stromversorger Enso gar nicht mitgerechnet.

Flammen lodern aus Fenstern

Die Feuerwehr wurde gegen 2.45 Uhr informiert. Wenige Minuten nach dem Anruf waren die Kameraden an dem Haus an der Pulsnitztalstraße. Doch da loderten die Flammen schon aus den Fenstern im Erd- und Obergeschoss. Wenig später brannte auch der Dachstuhl. Der 81-jährige Mann, der normalerweise in dem Teil des Hauses wohnt, stand auf dem Hof. Seine Enkelin, ihr Partner und die beiden Kinder, die auch in dem Haus leben, hatten sich ebenfalls ins Freie gerettet und wurde vom Rettungsdienst versorgt.

Die Feuerwehrleute hatten mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. So kamen sie mit ihren Fahrzeugen nicht bis zum Haus, das auf einer Anhöhe liegt. Deshalb mussten sie die Schläuche und weitere benötigte Technik den schmalen Weg hinauftragen. Das Wasser pumpten sie aus der nahen Pulsnitz. „Das war im Prinzip kein Problem“, sagt Einsatzleiter Silvio Berger. Schwierigkeiten machte hingegen der starke Wind, der den Rauch in verschiedene Richtungen blies. „Dadurch brauchten wir viele Atemschutzgeräteträger“, sagt Berger. Kameraden löschten mithilfe von Schläuchen von außen. Zudem waren Trupps im Haus unterwegs, bis das Gebäude durch die Bauaufsicht gesperrt wurde. Die Kameraden retteten Stunden nach der Alarmierung auch noch zwei große Fische, die in einem Aquarium schwammen, berichten Beobachter.

Die Bürgermeisterin der Gemeinde Haselbachtal, Margit Boden, war schon früh mit draußen. Sie wurde wie üblich mit den Kameraden der Feuerwehr über den Einsatz informiert. „Ich ging in die Küche, um die Leitstelle anzurufen, und dann sah ich den Brand schon durchs Fenster“, erzählt sie am Vormittag nach dem Feuer vor Ort. Die Bürgermeisterin lebt ebenfalls in Reichenbach, nur wenige Meter von dem ausgebrannten Wohnhaus entfernt.

Gemeinde verspricht der Familie Hilfe

Sie will der Familie, die schon seit Generationen im Ort lebt, Hilfe anbieten. „Wir haben noch eine freie Wohnung in der Siedlung“, sagt Margit Boden. Eigentlich wurde sie dem Landkreis als Asylunterkunft angeboten. „Das geht aber jetzt vor“, sagt sie. Die Bürgermeisterin steht mit Angehörigen der Familie in Kontakt. Sie geht davon aus, dass die 23-jährige Mutter und deren beide Kinder in einigen Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden können. „Dann müssen wir erst einmal sehen, was benötigt wird. Denkbar wären zum Beispiel Möbel oder Kleidung“, sagt Margit Boden.

Warum das Feuer ausbrach, ist noch nicht klar. Ein Brandursachenermittler der Polizei war noch am Vormittag vor Ort. Allerdings musste er seine Untersuchungen wegen der Einsturzgefahr des Gebäudes abbrechen. Die Ermittlungen laufen aber weiter. Die Feuerwehr hielt noch bis 13.45 Uhr Brandwache und löschte die letzten Glutnester. Zwei Kameraden wurden im Einsatz leicht verletzt. Mitarbeiter des Bauhofs verriegelten die Fenster des Erdgeschosses. Dann konnte die Pulsnitztalstraße, die während des Einsatzes gesperrt war, wieder freigegeben werden.