Merken

Familie bezieht nach Unglück ihr Eigenheim

Ein 72 Tonnen schwerer Bohrer ist Ende Juni in das fast fertige Haus gestürzt. Lange hat der Besitzer um eine Entschädigung gerungen.

Teilen
Folgen
© DA-Archiv/Folk Bernhardt

Von Maria Fricke

Hainichen. Eigentlich wollten Ronny Roch, seine Freundin und sein vierjähriger Sohn im August in ihr Eigenheim an der Berthelsdorfer Straße in Hainichen einziehen. Doch von einem Tag auf den anderen wurde aus dem Einzugstermin im August 2017 der Januar 2018. Denn Ende Juni war ein 72 Tonnen schwerer Bohrer in das fast fertige Haus gestürzt und hatte einen Anbau mit Wohnzimmer komplett zerstört und außerdem das Dach des Hauptgebäudes beschädigt.

Damit begann für die junge Familie ein langer Leidensweg, der nun ein Ende gefunden hat. „Der Schaden ist beglichen, es ist alles wieder repariert“, sagt der Familienvater. In der unteren Wohnung müsste noch das Bad fertig hergerichtet werden, zudem stünden noch Malerarbeiten aus. Dann kann der 38-Jährige mit seiner Familie einziehen, nach seinen Schwiegereltern. Diese werden noch 2017 ihre Wohnung im Obergeschoss beziehen, weil ihr Mietvertrag zum 31. Dezember ausläuft. „Für ihre Wohnung gibt es inzwischen einen Nachmieter, so dass sie raus müssen“, sagt Ronny Roch. Bis jetzt hätten die Schwiegereltern den Vertrag immer noch verlängern können.

Das war auch nötig gewesen. Denn es hat gedauert, bis die Schäden, die der Bohrer von der benachbarten Baustelle angerichtet hat, beseitigt gewesen sind. Zwischen 80 000 und 100 000 Euro wird der nach Gutachten geschätzt, die in dem Fall angefertigt worden sind. Nach dem Unfall blieb die Schuldfrage und damit auch die Frage, wer für den Schaden aufkommt, lange unbeantwortet. Der Landkreis hatte die Baustelle an der Stützmauer in Auftrag gegeben, habe jedoch nach Angaben eines Sprechers finanziell nicht eingreifen können. Der Bohrer gehörte einem Subunternehmen der vom Landkreis beauftragten Firma. Diese wiederum sah den Hersteller des Bohrers in der Pflicht. Wie konkret sich die Familie mit den Firmen geeinigt hat, darüber haben sie Stillschweigen vereinbart. Roch hatte bereits einen jahrelangen Rechtsstreit befürchtet. Der ist jedoch jetzt vom Tisch. „Es ist alles abgeschlossen“, sagt der 38-Jährige. Vom Landkreis habe es kein Geld gegeben.

Im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlichte Roch ein Foto von seinem Haus mit dem Plakat „Danke für die tolle Unterstützung! Unser Haus ist eine Ruine und keiner fühlt sich dafür verantwortlich.“ Der Fall bewegte im Sommer die Bürger im Landkreis. Hainichens Bürgermeister Dieter Greysinger (SPD) hatte seine Hilfe angeboten. Er wollte beim Kreistag einen Antrag einreichen, damit der Landkreis Mittelsachsen als Bauherr der Familie einen zinslosen Kredit gewährt. Doch soweit kam es nicht.

Den Wiederaufbau hat Roch zusammen mit Freunden in großen Teilen allein gemeistert. Die Küchen in beiden Wohnungen sind eingebaut. Sie mussten zwischengelagert werden, weil sich der Aufbau verzögert hat. „Das hat relativ problemlos geklappt“, freut sich der Bauherr. Im Nachhinein ist Roch froh, dass der Bohrer noch während der Bauphase in das Haus gestürzt ist. „Wir hätten ja auch schon darin wohnen können“, gibt er zu bedenken. Verletzt worden ist bei dem Unfall Ende Juni niemand.

Nun ist wenigstens die Wohnung im Obergeschoss fertig. Die Schwiegereltern werden noch vor Roch das neue Haus beziehen. Er bleibt mit Frau und Kind noch bei einem Bekannten und wird voraussichtlich Ende Januar umziehen. (mit FP/fb)