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Fallende Dachziegel

Die Görnische Gasse 32 verfällt ungebremst, jetzt ist noch ein Loch ins Dach gemacht worden – Abhilfe ist nicht in Sicht.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Der Anblick jammert einen, umso mehr, wenn man weiß, dass es ein Architekt ist, der das alte Haus verkommen lässt. Denn das Wohnhaus in der Görnischen Gasse 32, das Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet worden ist und unter Denkmalschutz steht, gehört Emil Eder aus Bruckmühl, südöstlich von München, und der ist Architekt. „Der hält uns seit zwanzig Jahren hin. Die Dachziegel fallen herunter, die Schornsteine kippen ab, und den Balkon treibt es regelrecht auseinander“, sagt Eberhard Graubner, dem das Haus schräg gegenüber in der Görnischen Gasse 10 gehört.

Graubner zählt zu den Anwohnern der Görnischen Gasse, die sich nicht nur Gedanken um ihr eigenes Haus machen, sondern die ganze Straße im Blick haben und sich auch in lockerer Runde treffen. „Die Görnische Gasse ist ein Sorgenkind der Stadt, aber nun tut sich endlich etwas.“

Um das zu sehen, braucht man nicht weit zu gehen. Direkt neben Eders verfallendem Eigentum steht das Haus Görnische Gasse 33. Da sind Baumaterialien vor dem Eingang gestapelt, aus dem Innern ist Baulärm zu hören. Walter Hannot saniert dieses Gebäude. Und wenn Eberhard Graubner sagt, dass immer auch die Nachbarn in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn jemand sein Haus verfallen lässt, dann trifft das auf Walter Hannot zu.

Weil von Eders Gebäude Teile der Brandmauer und anderes in sein Grundstück zu stürzen drohten, forderte er Eder seit vergangenem Sommer mehrfach auf, Abhilfe zu schaffen, „damit die Arbeiter auf meinem Grundstück gefahrlos arbeiten können“. Weil sich nichts tat, Walter Hannot aber mit seinem Bau vorankommen wollte, hat er beim Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen Eder erwirkt, so dass dieser etwas tun musste. Er ließ etwas tun, vor Weihnachten wurden rückseitige Teile der Görnischen Gasse abgerissen, und seitdem klafft auch ein großes Loch im Dach. „Wenn Eder das Dach nicht notsichert, müssten es Denkmalamt und Stadt selbst machen lassen und ihm die Kosten in Rechnung stellen“, sagt Eberhard Graubner. Und: „Eigentum verpflichtet, das gilt auch für Herrn Eder, wenn er kein Geld hat, das Haus zu sanieren, dann soll er es verkaufen, aber nicht immer weiter verfallen lassen.“

Emil Eder antwortet erstaunt am Telefon auf die Frage, was mit der Görnischen Gasse 32 werden soll, ob es dort weiter hineinschneien bzw. -regnen soll: „Ist das immer noch nicht zu? Das müsste schon lange geschlossen sein, ich habe den Auftrag dafür schon lange vergeben.“ Er erklärt, dass kurz nach dem Abriss des Hinterhauses der Schnee gekommen sei, und auf dem Dach habe es eine regelrechte Eisplatte gegeben, so dass sich da niemand mehr hinaufgetraut habe.

Was er denn vorhabe mit der Görnischen Gasse 32, lautet die Frage. „Das soll saniert werden – noch 2017.“ Dann sollen dort Wohnungen eingebaut werden. Wie und ob das wird, bleibt abzuwarten. Es gibt Stimmen, die sagen, für Eder wolle kein Handwerker mehr arbeiten, weil es immer noch offene Rechnungen aus den 1990er Jahren gebe. Und das sei auch der Grund, warum das Loch im Dach immer noch nicht geflickt sei.