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Falkenbabys waren nicht zu retten

Nach einer kühlen Nacht allein im Nest hatten die kleinen Vögel keine Chance. Ein Rotmilan riss das Muttertier in den Tod.

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© Matthias Kühnel

Putzkau. Die frisch geschlüpften Turmfalken-Jungen im Putzkauer Kirchturm hatten keine Chance. Zwar hätten sie bis zu zwölf Stunden ohne die Wärme des Altvogels im Nest allein überleben können, sagen Ornithologen. Außerdem ist es möglich, dass junge Tiere in ihren ersten Lebenswochen mit der Pinzette gefüttert werden. Doch dieses Glück hatten die Kleinen im Putzkauer Nest nicht.

Erst am vergangenen Freitag waren vier Vögel geschlüpft. Das Muttertier kam vermutlich am Sonnabendabend beim Kampf mit einem Rotmilan zu Tode. Festgestellt wurde das erst am Sonntagmorgen. Matthias Kühnel, der die Falken seit Jahren betreut, fand dessen Federn am Kirchturm.

Weitere Nachbarn berichten, am Kirchturm wiederholt einen Rotmilan gesehen zu haben. Ornithologe Dieter Riedrich aus Neukirch bestätigt, dass der Milan in Putzkau brütet. Allerdings gehören Falken nicht zu den Tieren, die er normalerweise jagt. Dieter Riedrich hält ein anderes Szenario für möglich: Der Falke sah seinen Nachwuchs durch den Milan bedroht. Er verließ deshalb das Gelege im Turm, um den größeren Vogel zu vertreiben. Den anschließenden Luftkampf hat er verloren.

Nur ein Tier allein kann die Jungen nicht aufziehen, da es unmöglich ist, das Nest zu betreuen und gleichzeitig Futter für sich und den Nachwuchs zu suchen. Für herrenlose Jungtiere gibt es Auffangstationen, zum Beispiel im Görlitzer Zoo. Wenden sich Tierfreunde wegen herrenloser Jungvögel an den Tierpark Bischofswerda, werden sie an die Vogelschutzwarte Neschwitz verwiesen. Der Tierpark selbst darf aus Gründen der Hygiene keine fremden Tiere aufnehmen. Dafür wäre eine Quarantänestation notwendig, die es in dem kleinen Zoo nicht gibt. (SZ)