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Faktencheck: Cobra 11 in der Sächsischen Schweiz

Am Donnerstag prügelten sich die Kommissare von „Alarm für Cobra 11“ in Dresden und der Sächsischen Schweiz. Sagen wir es mal so: Ein paar Szenen entsprechen nicht ganz der Realität.

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© MG RTL D / Guido Engels

Von Nancy Riegel

Sächsische Schweiz. Die Deutschen sind eingefleischte Fans von Krach-Bumm-Peng-Serien. Anders lässt sich nicht erklären, warum ein Format wie „Alarm für Cobra 11“ auf RTL Tausende Menschen vor den Fernseher lockt, selbst wenn die Szenen an Abstrusität kaum zu überbieten sind. An Explosionen und Gekloppe mangelte es auch der Folge am Donnerstagabend nicht. Dieses Mal haben sich die Ermittler Semir, Paul und Andrea in Dresden und der Sächsischen Schweiz geprügelt. In „Klassenfahrt“ legen sie sich mit der vietnamesischen Zigarettenmafia an. Sie glauben, Sie kennen die Landeshauptstadt und das Elbsandsteingebirge? Dann werden Sie von Cobra 11 eines Besseren belehrt.

Erkenne die Ostdeutschen! Richtig, die beiden schlecht gekleideten Herren sollen den typischen Sachsen repräsentieren. An schlechten Ostklischees hat die Sendung nicht gespart.
Erkenne die Ostdeutschen! Richtig, die beiden schlecht gekleideten Herren sollen den typischen Sachsen repräsentieren. An schlechten Ostklischees hat die Sendung nicht gespart. © MG RTL D / Guido Engels
Semir und Paul (Daniel Roesner) bei der Observation im Dresdner Zwinger.
Semir und Paul (Daniel Roesner) bei der Observation im Dresdner Zwinger. © MG RTL D / Guido Engels

Wir leben noch in den 80ern!

Denn, auch wenn Smartphone, Tablet und Zeitung vorgaukeln, wir lebten im Jahr 2018, so sind wir Sachsen tatsächlich im Jahr 1985 steckengeblieben. Laut „Alarm für Cobra 11“ fahren wir Trabi, tragen Socken in Sandalen und würden für eine Schachtel Kippen sogar töten. Unser Benzin ist geklaut und unsere Dederon-Schürzen hängen immer griffbereit.

Hier ist nischt los.

Was soll man hier auch anderes machen, als rauchen und faulenzen? In der Sächsischen Schweiz ist ja nix los. In der Folge „Klassenfahrt“ wird nämlich anschaulich bewiesen, dass weder auf der Festung Königstein noch der Basteibrücke Touristen unterwegs sind. Keiner. No one. Selbst, als ein asiatischer Kung-Fu-Meister den Abgrund hinunterstürzt, rückt die Bergwacht nicht an. Schwund gibt es halt immer.

Straßen? Gibt’s nicht.

Ist ja auch kein Wunder, bei dem Aufstieg! Auf die Basteibrücke und die Felsenburg Neurathen kommt man nämlich nur auf dem sportlich-suizidalen Weg: per Freeclimbing. Das heißt, Klettern ohne Ausrüstung und Sicherung, in diesem Fall schwingt sich Kommissar Paul Renner in Jeans und T-Shirt hinauf.

Pirna liegt in NRW.

Kommen wir nun noch zu den obligatorischen Explosionen. In der Folge muss das ehemalige „VEB Papierkombinat“ in Pirna dran glauben – „dort, wo früher das olle DDR-Toilettenpapier hergestellt wurde, das harte graue.“ Pirna hatte tatsächlich mal eine Papierfabrik in Copitz. Das Backsteingebäude, das in der Serie brennt, steht allerdings nicht in der Sächsischen Schweiz, sondern in Solingen in NRW – 480 Kilometer Luftlinie entfernt.

Apropos Zigaretten:

Jaja, das Fernsehen. Immerhin, vieles haben die Macher der Sendung auch richtig erkannt. Beispielsweise, dass die Dresdner voll auf Feuerwerk abfahren und die Semperoper eigentlich eine Brauerei ist. Oder auch die Erkenntnis: „Türken kriegste integriert, Sachsen nicht.“ Nur eines, liebe Autobahnkommissare, müssen wir unbedingt klarstellen: Unsere Kippen kaufen wir nicht in Russland, sondern beim Vietnamesen hinter der tschechischen Grenze.

Sendung verpasst? Die Folge ist 30 Tage lang in der Mediathek verfügbar