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Faken statt f***en?

Hat die Datingplattform Lovoo Profile weiblicher Nutzer kurzerhand selbst generiert? Das legen Dokumente nahe, die der Fachzeitschrift „c’t“ zugespielt wurden. Das Dresdner Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

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Hannover/Dresden. Die Online-Datingplattform Lovoo hat laut einem Bericht der Fachzeitschrift „c’t“ möglicherweise in großem Stil gefälschte weibliche Profile eingesetzt. Angelockte Nutzer sollen damit zeitweise rund 5 000 Euro für bezahlpflichtige, aber vergebliche Kontaktversuche ausgegeben haben - übers Jahr gerechnet habe so ein Schaden von mehr als einer Million Euro zusammenkommen können.

Das Logo der App Lovoo.
Das Logo der App Lovoo. © PR/SZ

Auf SZ-Nachfrage erklärte Lovoo-Sprecherin Annely Guethoff am Freitag: „Wir weisen die Vorwürfe der „c’t“ rundweg zurück.“ In einem kurzen Telefonat verwies Guethoff mehrfach auf eine Stellungnahme, die das Unternehmen zuvor verbreitet hatte. Darin steht: „Die [...] aufgestellten Vorwürfe gegen die Kennenlern-App Lovoo beruhen auf zweifelhaften Dokumenten und Daten, die dem Magazin anonym zugespielt worden sind und dessen Authentizität die Autoren in ihrem Beitrag selbst anzweifeln.“

Im Lovoo-Blog informiert das Unternehmen seine Nutzer in einem Beitrag über den Vorgang und darüber, dass es sogar ein eigenes Anti-Spam-Team gegen Fake-Accounts gibt. Lovoo will nach eigenen Angaben der „c‘t“ ein Pressegespräch zwischen deren Softwarespezialisten und den Mitarbeitern des Anti-Spam-Teams zur Klärung des Sachverhalts angeboten haben. Auf diesen Vorschlag sei die Redaktion des Magazins jedoch nicht eingegangen. Laut „c‘t“ habe aber die Unternehmensführung von Lovoo nach Abschluss der Recherche zu konkreten Fragen und vorgelegtem, belastendem Material keine klare Stellung genommen. Auf die Frage, wann mit weiteren Informationen von Lovoo zu rechnen ist, wollte die Sprecherin sich nicht äußern.

Nach Angaben der „c’t“ hat der anonymer Tippgeber die Dateien dem Magazin unaufgefordert zugespielt. Insgesamt handelt es sich um 50 Gigabyte, darunter angeblich E-Mails der Führungsriege der Plattform. In dem Bericht räumt das Magazin ein, dass Daten in diesem Volumen gefälscht sein könnten. Man habe aber „bislang keinerlei Hinweise auf eine Manipulation“ entdeckt, heißt es. Stattdessen gebe es im ebenfalls zugespielten Programmcode Hinweise darauf, dass Benutzerprofile mit Bildern aus anderen Plattformen erstellt wurden und mit Hilfe von Skripten wie echte Profile agieren konnten.

Kurz nach Ende der Recherche soll dem Bericht zufolge Lovoo begonnen haben, „Profile in erheblichem Umfang von der Plattform zu entfernen“. Seit dem 12. September hätten die Testpersonen von „c’t“ plötzlich jeweils „mehr als die Hälfte ihres Lovoo-Bekanntenkreises verloren“. Nach Unternehmensangaben nutzen die App des Dresdner Unternehmens, die es für Android und iOS gibt, monatlich weltweit rund fünf Millionen Menschen.

Erst vor wenigen Wochen war das Seitensprungportal Ashley Madison nach einem Hackerangriff auch noch wegen eines sehr ähnlichen Vorwurfs in die Kritik geraten. Dem Technologie-Blog „Gizmodo“ zufolge sollen dort mehr als 70 000 weibliche Fake-Profile männlichen Nutzern gefälschte Nachrichten geschickt haben, um die Seite attraktiv zu machen und sie zu kostenpflichtigen Antworten zu animieren. Ashley-Madison-Chef Noel Biderman trat wenig später zurück. (dpa/szo)