Merken

Fahrradhändler macht nach Brand weiter

Das Feuer ist nicht die erste Katastrophe für Volker Häslichs Unternehmen. Für ihn ist das aber kein Grund, aufzugeben.

Teilen
Folgen
NEU!
© Eric Weser

Von Eric Weser

Gröditz. Nächste Woche will er wieder öffnen, sagt Volker Häslich. Und es klingt, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. Ist es aber nicht. Der Gröditzer Fahrradhändler steht in seinem Hof an der Großenhainer Straße. Auf dem Pflaster liegen Glasscherben. Es sind Bruchstücke aus den großen Schaufenstern seines Ladens. Durch die kaputten, verrußten Scheiben lässt sich ins Innere des Geschäfts blicken. Dort stehen zig Fahrräder – oder was von ihnen übrig ist. Verrußte Rahmen, verbrannte Sattel, geschmolzene Reifen und Kunststoffteile. Ein Polizeisiegel an der Tür und Absperrband sollen vorerst das Betreten der Unglücksstelle verhindern.

Am Freitag um die Mittagszeit war in einem Nebengebäude des Gröditzer Fahrradladens aus bisher ungeklärter Ursache ein Feuer ausgebrochen. Sein Mitarbeiter habe ihn alarmiert, berichtet Volker Häslich. Er selbst habe sich in seinem gleich daneben gelegenen Wohnhaus aufgehalten. Versuche, den Brand mit Wasserschlauch und Feuerlöscher selbst zu bekämpfen, hätten nichts gebracht. Erst die hinzugerufene Feuerwehr habe das Feuer unter Kontrolle bekommen. Die Kameraden hätten auch dafür gesorgt, dass das Feuer nicht auch noch auf das Wohnhaus übergreifen konnte.

Der vorläufig geschätzte Gesamtschaden beläuft sich auf 100 000 Euro. Eine genauere Untersuchung steht noch aus. Der Versicherungsmann sei noch nicht da gewesen, sagt Häslich. Der Gröditzer schätzt, dass es „etwa 20 Prozent der Räder im Laden entschärft hat.“ Allein dieser Schaden betrage Zehntausende Euro.

Froh ist Volker Häslich, dass es keine reparierten Räder der Kundschaft erwischt hat. Auch die Werkstatt sei verschont geblieben. Zwar sei zum Glück kein Mensch zu Schaden gekommen. Das im Nebengebäude untergebrachte Büro mit Schreibtischen und Computer allerdings ist völlig hinüber. Auch ein paar Sammlerstücke, an denen sein Herz hing, sind wohl den Flammen zum Opfer gefallen, schätzt Volker Häslich. Ein EMW-Motorrad und eine Awo im Laden scheinen dagegen heil geblieben, so der Gröditzer und blickt durch die verrußte Scheibe auf die Oldtimer. „Zum Glück.“

Mit Katastrophen hat der seit 1989 selbstständige Radhändler so seine Erfahrungen. In seinen ehemaligen Ladengeschäften in Meißen und Röderau hatte er mit den Elb-Überschwemmungen zu kämpfen. „Totalschaden“, erinnert er sich. Trotz allem wirkt Volker Häslich nicht verzagt – und kann sogar lächeln. Der ursprünglich aus Frauenhain stammende Gröditzer ist Optimist, sagt er von sich. Dass er jetzt weitermacht, steht für ihn deshalb völlig außer Frage. Aufs Weihnachtsgeschäft könne er nicht verzichten, die „fetten Zeiten“ im Fahrradhandel seien lange vorbei, sagt Häslich.

Wie es weitergehen soll, hat der hagere 65-Jährige mit dem weißen Haarschopf schon vor Augen: Ein Teil der Ladenfassade soll zunächst verdeckt werden, damit man den Schaden nicht gleich sieht. Drinnen soll der schlimmer vom Brand betroffene Ladenteil vorläufig mit einer Wand abgetrennt werden. Im anderen Teil soll der Verkauf weitergehen.

Während Volker Häslich das erzählt, kommt ein Kunde. Wegen eines Elektrofahrrades – und weil er anscheinend neugierig ist, wie schlimm der Brand den Radhändler seines Vertrauens getroffen hat. Das mit dem Fahrrad muss noch ein paar Tage warten, vertröstet der Unternehmer seinen Besucher. Der verspricht, wiederzukommen. Und auch Volker Häslich verabschiedet sich. Eine neue Registrierkasse will er jetzt beschaffen. Schließlich soll das Geschäft bald weiter laufen.