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Fahrradbus nimmt keine E-Bikes mit

Eine Gruppe Radfahrer wurde in der Sächsischen Schweiz vom Busfahrer abgewiesen. Jetzt gibt es eine Diskussion über mangelnden Service.

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© OVPS

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Auch Tage danach ist die Frau noch aufgebracht, als sie bei der Sächsischen Zeitung in Pirna von ihrem Erlebnis berichtet. Sie und ihre Freunde wollten ihre Fahrradtour etwas abkürzen und sich vom Fahrradbus ein Stück mitnehmen lassen. Doch daraus wurde nichts. Obwohl auf dem dafür vorgesehenen Anhänger noch Platz war, lehnte es der Busfahrer ab, die E-Bikes aufzuladen. „Was soll denn das für ein Fahrradbus sein, wenn nicht alle Fahrräder mitgenommen werden?“, fragt die Frau verärgert, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Für sie sei das mangelnder Service.

Davon kann keine Rede sein, erklärt der Geschäftsführer der Oberelbischen Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz (OVPS), Uwe Thiele. E-Bikes seien nicht grundsätzlich von der Beförderung in Bussen ausgeschlossen. Im Falle der Fahrradanhänger sei es den Busfahrern und besonders den Busfahrerinnen aber nicht zumutbar, die oftmals sehr schweren E-Bikes auf den Anhänger zu hieven. Was den Service angeht, hätten einzelne Fahrgäste, die mit E-Bike unterwegs sind, die Möglichkeit, ihr Fahrrad im Bus selbst mitzunehmen. „Wir haben fast ausschließlich Niederflurbusse im Einsatz, wo man ein solches Rad selbst hineinschieben kann“, erklärt Thiele. Dieser Platz sei allerdings begrenzt. Gruppen könnten da nicht mitgenommen werden. Außerdem könne dieser Platz nicht garantiert werden, weil ja auch Kinderwagen in dem Bereich Platz haben müssen.

Tschechen bauen in großem Stil aus

E-Bikes sind mit Akku und Elektromotor ausgerüstet, der gerade bei langen Fahrten oder bei Anstiegen das Treten und damit das Vorankommen der Radler erleichtert. Die Technik macht diese Fahrräder aber viel schwerer als herkömmliche. Sollten die Radler die Akkus und schwere Teile bereits abmontiert haben, könnte sich Thiele durchaus vorstellen, dass die dann leichter gewordenen E-Bikes auch mit auf den Fahrradanhänger gehoben werden können. Das liege aber im Ermessen der Busfahrer. Es ist zwar ein genaues Gewicht festgelegt, was Busfahrer und Busfahrerinnen heben können sollten. Relevant ist das aber nicht. Denn wie soll das Gewicht bei jedem einzelnen Fahrrad kontrolliert werden? Das Wiegen nähme Zeit in Anspruch, Fahrpläne könnten dann wohl kaum noch eingehalten werden.

Doch auch herkömmliche Fahrräder müssen erleichtert werden, bevor sie auf den Anhänger kommen. Fahrradkörbe oder Packtaschen müssen schon aus Sicherheitsgründen entfernt werden. Niemand könne schließlich garantieren, dass sich während der Fahrt nichts löst.

Manko bei der Fahrradmitnahme ist jedoch, dass nur vereinzelt auf Internetseiten auf das E-Bike-Verbot hingewiesen wird. Im tausendfach gedruckten touristischen Fahrplan für die Sächsisch-Böhmische Schweiz oder an den Fahrplanaushängen an den Haltestellen fehlt ein solcher Hinweis. Das kann potenzielle Fahrgäste verärgern. Diesen Kritikpunkt nimmt die OVPS gern auf. „Das werden wir künftig in Veröffentlichungen ergänzen“, sagt Solveig Großer vom OVPS-Marketing.

Immer mehr Menschen machen Ausflüge mit Fahrrädern. Auch die tschechischen Verkehrsbetriebe haben deshalb ihren Service in großem Stil ausgebaut. In der Böhmischen Schweiz werden zwischen Decin und Krasna Lipa in der Hauptsaison auf vier verschiedenen Linien Busse mit Fahrradanhängern angeboten.