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Explosion in Görlitz kommt vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Verursacher der Propangas-Verpuffung auf der Rauschwalder Straße Anklage erhoben – auch wegen fahrlässiger Tötung.

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© Archivfoto: Nikolai Schmidt

Von Ralph Schermann

Görlitz. Die Ermittlungen zur Propangas-Verpuffung auf der Rauschwalder Straße 16 in Görlitz sind abgeschlossen. „Es wurde Anklage gegen den Verursacher erhoben“, bestätigt Oberstaatsanwalt Sebastian Matthieu. Es handelt sich um einen 43-jährigen polnischen Staatsbürger. Die umfangreiche Anklage lautet auf fahrlässige Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion, auf fahrlässige Brandstiftung, fahrlässige Tötung und auch noch auf mehrfache fahrlässige Körperverletzung.

Die Verpuffung ereignete sich am 3. Januar 2016 und hatte gewaltige Folgen: Der Druck baute eine Feuerwalze auf, die durch das Haus zog und überall Brandherde legte. „Es rauchte aus jeder Etage“, schilderte Einsatzleiter Brandinspektor Remo Költzsch die Lage beim Eintreffen der Feuerwehr. Menschen, die diese Feuerfront überrollt, tragen extreme Verbrennungen davon.

Die Explosion war auf unsachgemäßen Umgang mit Propangas beim Beheizen der Räume zurückzuführen, erklärte damals Polizeisprecher Tobias Sprunk. An jenem Tag herrschten Temperaturen von minus acht Grad Celsius. Eine schnelle Aufklärung indes war nicht möglich, weil wegen der Schwere der Verletzungen mit Befragungen gewartet werden musste. Zudem erwiesen sich die Vorwürfe schon deshalb als sehr tragisch, weil der jetzt angeklagte Familienvater durch die Explosion ein Kind verloren hatte.

Der dreijährige Sohn starb acht Tage nach der Explosion in einer Spezialklinik an der rund hundertprozentigen Verbrennung. Insgesamt waren vier Betroffene mit erheblichen Verbrennungen in Fachkliniken nach Berlin und Leipzig mit Hubschraubern geflogen worden. Die Ehefrau (41) brachte trotz schwerster Verbrennungen im Klinikum ihr fünftes Kind per Notgeburt zur Welt, ein 14-Jähriger erlitt Verbrennungen von 28 Prozent des Körpers.

Weitere Personen wurden wegen Rauchgasvergiftungen behandelt. Insgesamt wurden neun Menschen verletzt, einige über die Drehleiter vom Dachgeschoss aus von der Feuerwehr gerettet. Viele Helfer waren an jenem Sonntag auf der Rauschwalder Straße, darunter 95 Feuerwehrleute.

Das Landgericht erwartet keine leichte Aufgabe. Ein Termin für die Hauptverhandlung steht aber noch nicht fest.