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Explosion in der Druckerei

Vor 25 Jahren flog in der Gutenbergstraße eine Druckmaschine in die Luft. Die Frau des damaligen Opfers erinnert sich.

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© SZ-Archiv/Jana Wiehe

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. „Das vergisst man nicht“, sagt Christina Schulze aus Gröden, wenn sie die Gautsch-Urkunde ihres verstorbenen Mannes Rolf in die Hände bekommt. Nicht an seine berufliche Anerkennung als Drucker denkt die 63-Jährige da. Sondern an eine Katastrophe, die sich am 15. Oktober 1991 ereignete. „Ein Schwer-, ein Leichtverletzter, vier beschädigte Pkw, mehrere kaputte Fensterscheiben in Nachbarhäusern – das ist die Bilanz einer Explosion in der Druckerei Gutenbergstraße am Nachmittag“, berichtete die Sächsische Zeitung damals. Rolf Schulze war der Schwerverletzte. Was war damals passiert?

Der Grödener war zu der Zeit nur noch allein in der Firma und putzte die Druckmaschine nach getaner Arbeit mit einem Waschmittel. Doch ein Funken kam mit der Substanz in Berührung und führte die Explosion herbei. Die ließ die Fensterscheiben bersten und allerhand Papier auf die Straße fliegen. Ehemalige Mitarbeiter berichten, dass die Explosion sogar heruntergefallene Lettern des Setzkastens aus den Fußbodenfugen schleuderte. Zudem entwickelte sich ein Feuer, das Rolf Schulze schwer verletzte. „Sein ganzes Gesicht war verbrannt und aufgedunsen, auch die Haare waren weg“, schildert Christina Schulze den Zustand ihres Mannes. Im Großenhainer Krankenhaus sagte die Krankenschwester – zufällig die Nachbarin aus Gröden – zu ihr: „Erschreck nicht!“

Auch Ludwig Löser hatte es erwischt – den Betriebsleiter, der von zu Hause in die Druckerei geeilt kam, um das Feuer zu löschen. Er war der Leichtverletzte, denn er trug einen Anzug aus Wolle, der ebenfalls Feuer fing. Als Löser eintraf, bot sich ihm ein Bild der Verwüstung (s. Fotos).

Umstellung auf Offset nicht gelungen

Der Gutenbergdruck, der Formulare, Broschüren und Selbstdurchschreibevordrucke herstellte, auch Familiendrucksachen, war zu der Zeit schon rückübertragen an den Erben Hochmut. Der versuchte nach dem Unglück noch einen Neuanfang. Doch gelungen ist das nicht. Denn in der Zeit wurden viele Druckereien – auch Starke und Sachse – auf Offsetdruck umgestellt. Das war eine zu große Investition. Die Mitarbeiter wurden bald entlassen. Rolf Schulze hat laut seiner Frau den Unfall gut überstanden. Narben hätte er später nicht davongetragen. Er starb 2012 mit 65 Jahren.

Infos zur Großenhainer Druckereigeschichte gibt es in der Sonderausstellung „Großenhain schwarz auf weiß“ im Museum Alte Lateinschule am Kirchplatz 4. Sie wird noch bis 4. August gezeigt.

www.museum.grossenhain.de