Merken

Experten für richtig heiße Sachen

Die Dresdner Firma Dias Infrared entwickelt und fertigt Infrarotmesstechnik. Die rettet in Bulgarien sogar Bäume.

Teilen
Folgen
© René Meinig

Von Jana Mundus

Erst ist es ein Glimmen, ganz zaghaft. Dann steigt Rauch auf. Der Geruch von angekohltem Papier verteilt sich langsam in der Luft. Ein Müllbunker voll mit Altpapier in einer großen Abfallverwertungsanlage droht in Flammen aufzugehen. Doch schon rückt die Feuerwehr an. Schnell wird der Schwelbrand gelöscht. Die Gefahr ist gebannt. Doch woher wussten die Einsatzkräfte Bescheid? Sie wurden gewarnt – von einer Kamera. Die spezielle Technik der Dresdner Firma Dias Infrared GmbH spürt Glimmnester auf, verhindert so Katastrophen. Ihr Geheimnis heißt Infrarot.

Auf den Gängen im Firmensitz auf der Pforzheimer Straße herrscht emsige Betriebsamkeit. Im Jahr 2013 bezog das Unternehmen den eigenen Neubau im Gewerbegebiet Gittersee. Die meisten Bürotüren stehen offen. Viele Mitarbeiter arbeiten konzentriert am Computer, andere besprechen auf dem Gang kurz ein paar Details für ein Projekt, wieder andere sind im Labor und feilen an der Infrarotmesstechnik. „Mit knapp 50 Mitarbeitern sind wir vielleicht ein kleines Unternehmen“, sagt Günter Hofmann, einer der Gründer und Inhaber von Dias Infrared. „Aber unsere Produkte sind heute weltweit gefragt.“

Technik zieht Lkws aus dem Verkehr

Der Grundstein für die Firma wurde an der TU Dresden gelegt. Dort waren die späteren Gründer in den 1980er-Jahren gemeinsam im Fachbereich Elektrotechnik, Elektronik und Messtechnik tätig. „Wir arbeiteten dort mit Professor Ludwig Walther, dem Vater der Infrarotmesstechnik in der DDR, zusammen“, erzählt Hofmann. Schon damals hatte die TU Dresden gemeinsame Projekte mit der Wirtschaft. So entstand 1991 die Idee, eine eigene Firma zu gründen. Ein Jahr später war der Plan in die Tat umgesetzt. „Zehn der besten Mitarbeiter haben wir von der Universität gleich mit in die Firma genommen“, so Hofmann.

Die Forschung und Entwicklung neuer Technik spielt bis heute eine große Rolle im Unternehmen. Knapp die Hälfte der Mitarbeiter ist auf diesem Gebiet tätig. Arbeitete Dias Infrared anfangs mit großen Firmen wie Siemens an der Entwicklung neuer Lösungen, rückten über die Jahre immer mehr die eigenen Produkte in den Mittelpunkt. Heute werden diese nicht nur erdacht, sondern auch gefertigt. Neben Infrarotkameras auch hochwertige Wärmebildkameras und sogenannte Pyrometer für die punktförmige Temperaturmessung oder auch spezielle Sensoren für das Messen in der Industrie. Produziert wird neben Dresden auch in Magdeburg und Saalfeld.

Die Einsatzgebiete der Produkte sind vielfältig. Im bulgarischen Nationalpark Pirin installierte Dias Infrared drei Infrarotkameras auf 20 Meter hohen Türmen. Sie überwachen Tag und Nacht die Situation auf einer 9 000 Hektar großen Waldfläche. Stellen die Kameras eine Überschreitung vorher festgelegter Temperaturgrenzen fest, bekommt die Nationalparkverwaltung einen Hinweis. Waldbrände sollen so verhindert werden.

Der Vorteil der Dresdner Messtechnik: Alles funktioniert berührungslos. Gerade bei hohen Temperaturen ein Fakt, der es dem Menschen bequemer macht – und seine Gesundheit schützt. In Gießereien oder Stahlwerken kann die Temperatur in der flüssigen Schmelze so gefahrlos überwacht werden. Auch auf der Straße wird die Technik angewendet. Vor Tunneln aufgestellte Infrarotkameras von Dias Infrared messen die Temperatur vorbeifahrender Lkws. Sind an ihnen überhitzte Teile erkennbar, können sie frühzeitig aus dem Verkehr gezogen werden.

Abschied – nicht so ganz

In den vergangenen 25 Jahren hat das Dresdner Unternehmen ein weltweites Vertriebsnetz aufgebaut. Egal ob China, Norwegen oder die USA – Dias Infrared bietet auch nach dem Kauf Service rund um seine Produkte an. Im vergangenen Geschäftsjahr hat die Firma erstmals über sechs Millionen Euro Umsatz gemacht.

Vor Günter Hofmann liegt ein spannendes Jahr. Langsam will er sich aus dem täglichen Geschäft zurückziehen, Anfang 2019 in den Ruhestand gehen. Er ist der Letzte vom ehemaligen Gründerteam, der noch in der Geschäftsführung ist. Seine Nachfolger stehen schon bereit. Seit November sind seine Kollegen Frank Nagel und Uwe Hoffmann ebenfalls Geschäftsführer. So richtig Abschied nehmen von der Arbeit wird Hofmann aber auch in der Rente nicht. „Ich schau schon immer mal rein.“ Sein Lebenswerk ist nun mal rot – infrarot.