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Experte für das Umgebindehaus ist tot

Karl Bernert verstarb am vergangenen Mittwoch im Alter von 82 Jahren in seinem Wohnhaus in Löbau.

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Von Holger Gutte

Karl Bernert, der Nestor der Umgebindehausforschung, lebt nicht mehr. Erst gestern erfuhr die SZ davon. Der 82-Jährige starb eines natürlichen Todes, bestätigte uns gestern die Polizei.

Fast sein ganzes Leben lang hatte sich der in einem kleinen Ort in der heutigen Westukraine geborene Löbauer für den Erhalt der Umgebindehäuser eingesetzt. Seinen ersten Kontakt mit der Bauweise bekam er bei seinem Studium zum Bauingenieur im heutigen Liberec. Nach einer Maurerlehre und zwei Jahren als Neulehrer hatte er das Studium erst 1951 in Zittau beenden können. Bei seiner Arbeit im Kreisbauamt und als Berufsschullehrer wuchs zu DDR-Zeiten immer mehr seine Leidenschaft zu dieser einzigartigen Volksbauweise. Zig Publikationen von ihm über das Umgebinde nutzen Handwerksbetriebe und Hausbesitzer. Ende der 70er Jahre erschien in der SZ eine umfangreiche Denkmalsserie zum Umgebinde mit Original-Handzeichnungen von Karl Bernert.

Sein 1988 erschienenes Umgebindehausbuch gilt noch heute an der Hochschule als Standardwerk für Umgebinde. Als 2006 das zweite Buch des Kreisdenkmalpflegers erschien, gehörte Bernert zu den Hauptautoren. 2008 plante er eine Zweitauflage des Bilderwörterbuchs der Oberlausitzer Umgebindebauweise in vier Sprachen.

Karl Bernert widmete buchstäblich sein Leben dem Erhalt der Umgebindehäuser. Wer sich mit der Absicht trug, sein Umgebindehaus zu restaurieren, fand bei ihm selbst mit über 80 Jahren immer ein offenes Ohr. Wo er konnte, stand er beratend zur Seite. Zu Recht erhielt Karl Bernert 2002 den Deutschen Preis für Denkmalsschutz. Dank seiner Publikationen wird die Umgebindehausbauweise weiter gepflegt werden können.