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Exoten im Anflug

Michael Salzmann züchtet seit Jahrzehnten Ziervögel. Am Wochenende lädt sein Verein zu einer großen Schau nach Wilsdruff ein.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Hauke Heuer

Wilsdruff. Michael Salzmann weiß noch genau, wie alles begann. Seine Liebe zu Ziervögeln entdeckte er schon im jungen Alter. In der zweiten Klasse schenkte seine Mutter ihm einen kleinen Wellensittich. „Wenig später wollte ich einen Papagei – zu DDR-Zeiten ein fast unbezahlbares Unterfangen“, erinnert er sich. So wurden die ersten Einkünfte aus einer Ferienarbeit beim Hausmeister – 240 Mark – in einen Rosellasittich und einen großen Käfig investiert. Seitdem ließ die Ziervogelzucht Salzmann nicht mehr los. Heute steht hinter seinem Haus eine große Voliere. Hier zwitschern mehr als ein Dutzend Vögel um die Wette. Salzmann züchtet Kernbeißer, die sonst in Ostsibirien heimisch sind, Bartzeisige aus Südamerika, Trauerzeisige aus Nordamerika und Chinesische Nachtigallen. An anderer Stelle besitzt er noch einen zweiten großen Käfig mit ähnlich vielen Vögeln.

Im Bild sind zwei der Kernbeißer mit mächtigen Schnäbeln zu sehen, die in der freien Wildbahn in Ostsibirien vorkommen.
Im Bild sind zwei der Kernbeißer mit mächtigen Schnäbeln zu sehen, die in der freien Wildbahn in Ostsibirien vorkommen. © Karl-Ludwig Oberthür

Seit 23 Jahren ist er Mitglied im Verein „Ziervögel & Exoten Wilsdruff und Umgebung“. Der begeht am Wochenende seinen 50. Jahrestag mit einer großen Exotenschau in der Festhalle an der Freiberger Straße. Es handelt sich um die mittlerweile 45. Ausstellung der Züchter. Jahr für Jahr kommen Hunderte Besucher nach Wilsdruff, um die ganz besonderen Tiere zu bestaunen.

Gezeigt werden alle Arten von Ziervögeln, wie Finken, Sittiche und Papageien. Auch Reptilien, etwa Schildkröten und Schlangen, werden ausgestellt. Die Besonderheit in diesem Jahr: Ein Gastausteller bringt seine zahmen Schnee-Eulen nach Wilsdruff. Darüber hinaus werden Futtermittel aller Art und Zubehör für die Vogelzucht angeboten. Einige Züchter verkaufen Jungtiere. „Bei diesem Treffen handelt es sich nicht um einen Wettkampf. Wir züchten die Vögel nicht für Schauen, sondern für unser eigenes Vergnügen“, erklärt Salzmann.

Er hält ausschließlich Arten, die auch in der Natur vorkommen und keine herbeigezüchteten farbigen Federkleider oder Ähnliches aufweisen. Bei der Vermehrung achtet er darauf, dass sich kranke Tiere nicht fortpflanzen und die natürliche Färbung des Federkleides erhalten bleibt. Darüber hinaus hält der Freitaler nur Arten, die in Deutschland nicht heimisch sind. So muss er den Behörden nicht nachweisen, dass er die Vögel nicht aus der freien Wildbahn geraubt hat. Wichtig ist Salzmann auch, dass er nur Vögel züchtet, die von Natur aus niedrige Temperaturen vertragen. So kann er die Tiere im Winter draußen halten.

„Diese Tiere werden nicht in einer normalen Zoohandlung angeboten, sondern fast ausschließlich auf Börsen gehandelt“, erklärt Salzmann. Einige gefragte Arten gehen durchaus für mehrere Hundert Euro pro Tier über den Tisch. „Geld verdienen kann man mit diesem Hobby allerdings nicht. Die Nachzucht ist teilweise sehr schwer“, erklärt er.

Zu DDR-Zeiten war es noch üblich, die Vögel in größerer Zahl zu züchten. „Man musste die Vögel beim Verein abgeben und bekam dafür Marken, mit denen Futtermittel gekauft werden konnten. Die Tiere wurden zur Devisenbeschaffung ins Ausland verkauft“, berichtet Salzmann. Auch deshalb war die Zahl der Vogelhalter, die im Verein organisiert waren, vor der Wende deutlich größer als heute. Hinzu kommt, dass die Beringungspflicht für Ziervögel abgeschafft wurde. Die sogenannte Papageienkrankheit tritt heute kaum noch auf und kann gut behandelt werden. Die Beringungspflicht diente dazu, nachvollziehen zu können, zu welchem Züchter kranke Tiere gehörten. Die Ringe gab es nur im Verein. So sank die Zahl der Mitglieder des Wilsdruffer Ziervögel-Vereins seit 1990 von 46 auf 13 aktive Mitglieder.

Deshalb dient die Exotenschau am Wochenende, wie auch das jährliche Sommerfest auf dem Vereinsgrundstück in Wilsdruff, auch dazu, neue Mitglieder zu gewinnen, die sich aktiv in das Vereinsleben einbringen. „Als ich in den 90er-Jahren in den Verein eingetreten bin, war ich das jüngste Mitglied. Daran hat sich bis heute nichts geändert“, erklärt Salzmann. Für ihn überwiegen die Vorteile der Vereinsmitgliedschaft. Hier können sich die Vogelfreunde austauschen, von den Erfahrungen anderer profitieren und gemeinsam, etwa bei Gastvorträgen, mehr über ihre kleinen fliegenden Schützlinge lernen.

Die Exotenschau öffnet am Sonnabend von 9 bis 18 Uhr sowie am Sonntag von 9 bis 17 Uhr in der Festhalle, Freiberger Straße 59, in Wilsdruff. Kinder zahlen einen und Erwachsene drei Euro Eintritt.