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Ex-OB-Kandidat will Bürgermeisterhaus retten

Klaus Reepen hat die Brunnenstraße 21 in Zittau gekauft. Für die Sanierung braucht er noch Partner.

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© Rafael Sampedro

Von Thomas Mielke

Zittau. Klaus Reepen sagt: „Ich kann nicht nur Abriss.“ Den Beweis will der Bundespolizist aus Schlegel in der Zittauer Brunnenstraße antreten: Der Ex-Oberbürgermeisterkandidat hat das ehemalige Bürgermeisterhaus, die Nummer 21, gekauft und will das Denkmal sanieren lassen. „Ich habe nicht vor, die Brunnenstraße abzureißen“, betont er auf Nachfrage noch mal.

Dass sich Sorgenfalten auf der Stirn von manchem Liebhaber historischer Gebäude bilden, wenn der Name Reepen fällt, kommt nicht von ungefähr. Der Abriss der Lessingstraße 11, der das erste Loch in der ansonsten intakten Straßenseite hinterließ, ist ein Beispiel. Auch in Hirschfelde und Wittgendorf ließ der Mitvierziger ältere Häuser wegreißen. Beim Rittergut in Schlegel hat er das eigenen Angaben zufolge noch vor. Auch der ehemalige Schlachthof an der Chopinstraße gehört ihm. Dort will er DDR-Anbauten abreißen, die historischen Gebäude aber erhalten.

Bei der Brunnenstraße 21 soll kein Abrissbagger anrollen. Abgerissen wurde allerdings auch dort, lange bevor Reepen Eigentümer wurde: 1979 ist das Gartenhaus laut der Baubeschreibung von Jos Tomlow, Denkmalschutz-Professor der Hochschule Zittau/Görlitz, eingeebnet worden, um Platz für den Garten der Inneren Oybiner Straße 5 zu machen. Errichtet wurde das ursprünglich aus mehreren Gebäuden bestehende Haus vor knapp 290 Jahren. Damals hieß die Brunnenstraße noch Judengasse. „Es wurde 1728 erbaut und ist ein besonders großes, bemerkenswertes Bürgerpalais“, heißt es in der von Reepen der SZ zur Verfügung gestellten Baubeschreibung des Professors. „Erbauer Johann Christian Johne war von 1731 bis 1743 Bürgermeister der Stadt Zittau.“ Gekauft hat Johne das Grundstück, als er noch Konsul war. „Im Garten legte er eine Orangerie und eine damals berühmte Nelkenzucht an“, heißt es in dem Papier. Zudem müsse der Bürgermeister viel Liebe in die Gestaltung von Haus und Grundstück gesteckt haben, was unter anderem an einem Bassin im Garten und 85 Zentimeter hohen Sandsteinfiguren zu erkennen gewesen sei.

Gut zehn Besitzer – darunter ein weiterer Bürgermeister – später, gehörte die Brunnenstraße 21 der Stadt Zittau. Das war in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, zu DDR-Zeiten. Das Haus wurde wegen der Baufälligkeit leergezogen, notdürftige Sicherungen folgten. Danach sollte die Brunnenstraße komplett abgerissen werden und Innenstadt-Neubauten wie denen an der Zeichenstraße weichen.

Die Wende vereitelte den Plan und das Haus gehörte nun der Wohnbaugesellschaft, die angesichts des großen Erbes an solchen Gebäuden und immer mehr wegziehenden Menschen auch nichts unternahm. Der Verfall schritt fort, Diebe holten auch noch die letzten geschmiedeten Türgriffe, Intarsien und kunstvoll verzierten Treppengeländer aus dem Baudenkmal. Doch dann gab es zwischenzeitlich mal Hoffnung für das Haus, dem die besseren Zeiten unter anderem durch die verzierten Decken und einige verblichene Innenmalereien noch anzusehen sind: Eine Firma fand sich, die mehrere Brunnenstraßenhäuser sanieren wollte und der 21 unter anderem schon ein neues Dach aufsetzte und sie notsicherte – bis sie wirtschaftlich in Schieflage geriet.

„Das Haus war in der Insolvenz gefangen“, sagt Reepen. Dort hat er es zum günstigen Preis herausgeholt. Der 1992 zugezogene Niedersachse hat inzwischen Schutt beräumt und das Gebäude über 340 Menschen zum Tag des offenen Denkmals vor reichlich einer Woche gezeigt. Parallel dazu sucht er eine Finanzierung für die Sanierung. Auf zwei Millionen Euro schätzt Reepen die Kosten, um das immer als Wohnhaus genutzte Gebäude mit einer Nutzfläche von über 1 100 Quadratmetern wieder zu so einem zu machen. Zudem kann er sich darin Praxen vorstellen.

Eine Million erhofft er sich unter anderem aus Fördertöpfen für den Denkmalschutz. Erste Gespräche über dieses und andere seiner Projekte wie das an der Chopinstraße hat er im Beisein von Birgit Kaiser, Chefin der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft, und dem Landtagsabgeordneten Stephan Meyer (CDU) bei der Landesregierung in Dresden geführt, wie Meyer der SZ bestätigte. Eins ist Reepen seit dem klar: Für den Umbau zum betreuten Wohnen gibt es keine zusätzlichen Fördermittel mehr. Und auch die anderen öffentlichen Mittel fließen frühestens im nächsten Jahr.

Die andere Million will Reepen selber aufbringen, in Zusammenarbeit mit einer Bank oder einem Investor. Einen Vermittlungsauftrag hat er eigenen Angaben zufolge bereits bei einer Bank ausgelöst. Ungeachtet dessen steht die Brunnenstraße 21 im Internet zum Verkauf, zu einem höheren Preis als Reepen bezahlt hat. Weil er ja einen Partner brauche, begründet Reepen das. Oder für den Fall, dass er die Finanzierung nicht zusammenbekommt, „dass es jemand weitermacht“. Im Kaufvertrag würde er auf jedem Fall eine Sanierungsverpflichtung verankern, betont Reepen.