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Ex-Kriminalist schreibt „Mord in Zittau“

Ein Model wird umgebracht, der Täter scheint schnell gefunden. Aber ist er es wirklich?

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© SZ

Von Rolf Hill

Zittau. Ein Mord, und das mitten in Zittau, nämlich auf dem Haberkornplatz. Mit diesem Szenario über das tödliche Ende einer wohl über die Maßen schönen Frau beginnt das fünfte, erst vor wenigen Tagen erschienene Buch des Sebnitzer Autors Rainer Böhme. Ein Krimi mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit also. Und das kommt erfahrungsgemäß gut an.

Vor rund zwei Jahren wurde der heute Siebzigjährige durch sein Erstlingswerk „Rückblende vorwärts“ bekannt, das er selbst damals als „realistische, aber kritische Betrachtung der DDR-Zeit“ bezeichnete. Weshalb also nun dieser Wechsel in ein völlig anderes Genre? Das wird recht schnell verständlich, wenn man weiß, dass man es bei Rainer Böhme tatsächlich mit einem ehemals gestandenen Kriminalisten zu tun hat. Nach dem Volontariat beim DDR-Fernsehen war er 1971 in die Kriminalpolizei eingetreten. Er besuchte die Offiziersschule und Hochschule der Volkspolizei und machte dort Karriere. Immerhin wurde er später erster Kripochef in Berlin-Friedrichshain und Berlin-Marzahn sowie sogenannter Analyseoffizier im Polizeipräsidium Berlin-Ost. Vom Schreiben träumte er wohl schon lange, konnte sich diesen Wunsch aus verschiedenen Gründen aber erst recht spät erfüllen. Das begann mit „Geschichten aus, über und nach der DDR“. Mit zwei Kriminalgeschichten zu den Ereignissen um den 40. und letzten „Tag der Republik“ 1989 in einer Berliner Polizeidienststelle näherte er sich schon dieser Thematik an.

Doch zurück zum vorliegenden Buch. Geschildert wird hier nicht nur die schwierige Jagd nach dem Mörder des ehemaligen Models, sondern auch die Suche nach der minderjährigen Tochter der Toten. Recht schnell wähnen sich die Zittauer Kriminalisten auf der richtigen Spur, finden einen Hauptverdächtigen und greifen zu. Alle Indizien scheinen eindeutig dessen Schuld zu untermauern. Doch da tritt seine Verteidigerin auf den Plan und mit dieser als „Gehilfe“ ein inzwischen pensionierter Kriminalhauptkommissar aus der Hauptstadt. Die mit lockerer Hand trotzdem recht spannend geschriebene Handlung führt die Protagonisten über Zittau auch nach Hoyerswerda, in das Fachkrankenhaus Großschweidnitz und schließlich nach Görlitz. Und dann ist auch schon, wie man so schön sagt, die „Kacke am Dampfen“. Doch, wie das Ganze dann noch zu einem glücklichen Ende kommt, obwohl eben die Zittauer Beamten leider etwas „dumm“ aussehen und der „Held aus Berlin“ nicht ohne ernste körperliche Blessuren davon kommt, das soll natürlich an dieser Stelle noch nicht verraten werden.

Leider gibt es auch ein paar kleine Schönheitsfehler, wie vertauschte Vornamen der Brüder Schmidt. Das gilt auch für den wechselseitigen Gebrauch der Dienstgrade Kriminalkommissar und Leutnant im Falle Krause. Vom Rang her natürlich beide gleich, aber Letzteren dürfte es ja zur Zeit der geschilderten Handlung bestimmt nicht mehr gegeben haben. Auch einige Fehler in der Grammatik waren nicht zu übersehen, die sich wohl aber mehr das Lektorat auf die Fahnen schreiben sollte. All das mindert aber das Lesevergnügen nur recht wenig. Das Buch ist inzwischen im SZ-Treffpunkt Zittau, Neustadt 18, sowie im Buchhandel erhältlich.

Zum Buch:

Titel: Mord in Zittau

Autor: Rainer Böhme

Herausgeber: Dresdner Verlag Holger Oertel

ISBN: 978-3-933109-41-8

Preis: 12,80 Euro