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Ex-Bürgermeister als Weinbauer

Gunter Weber verbringt seinen Ruhestand als Hobbywinzer. Vieles musste er erst lernen. Sein Wissen gibt er gerne weiter.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Simselwitz. Was macht eigentlich Gunter Weber? Vor knapp einem Jahr ist der ehemaligen Mochauer Bürgermeister nach der Eingemeindung nach Döbeln in den Ruhestand gegangen. Langeweile? Ganz bestimmt nicht. Weber steht auf dem Heideberg in Simselwitz und geht ganz in seiner Rolle als Obst- und Weinbauer auf. An dem Südhang, der zur Jahna abfällt, stehen Obstbäume und ranken Weinreben. Jetzt im Frühjahr gibt es Arbeit. Die Bäume und Weinstöcke müssen verschnitten werden. Regent hat er hier gepflanzt, der einen gehaltvollen Rotwein abgibt. Die Sorte Phoenix ist eher eine Tafeltraube. Versuchsweise hat er auch noch ein paar anderen Weinsorten gesetzt. „Der Dornfelder wächst hier sehr gut“, erzählt er. Neben dem Weinberg haben die Simselwitzer über Jahrhunderte Kalkschiefer gebrochen. Den mag auch der Wein. Seine Wurzeln arbeiten sich bis zu zehn Meter in die Tiefe, holen Wasser und Mineralien aus dem Gestein. „2016 war das bisher beste Jahr“, sagt Gunter Weber. „Der Regent hat im August und September noch einmal richtig viel Sonne bekommen.“

Den Hang hat Weber vor acht Jahren bepflanzt. Nicht ohne Berechnung. „Ich wusste ja, dass ich nicht wieder zur Wahl antrete“, sagte der 60-Jährige. Die Bäume und Reben haben jetzt die richtige Größe, um Ertrag abzuwerfen. „Ich versorge meine Familie und Freunde. Wenn wir zum Geburtstag gehen, gibt es statt Blumen Apfelsaft. Aber eigentlich ist es viel zu viel“, meint er. Weber presst Äpfel und Traubensaft, von Letzterem allein an die 150 Liter. Er stellt auch Obstweine her – und natürlich keltert Weber auch seine Trauben selbst. Die Technik hat er sich angeschafft. „Andere fahren teure Autos und machen weite Reisen. Einmal China und zurück habe ich in mein Hobby investiert.“

Als Weber das Grundstück übernommen hatte, gab es dort verwilderte Gärten mit einem uralten Baumbestand. „Ich habe erst einmal ein Jahr lang abgeholzt“, erzählt er. „Ich komme ja aus der Landwirtschaft. Beim Obst wusste ich schon ein bisschen Bescheid, aber nicht beim Wein“, gibt Weber zu. „Wen fragt man, welche Sorte sinnvoll ist?“ Schließlich landete er bei Sorten, die gegen Mehltau resistent sein sollten. „Aber das funktioniert nicht“, sagt Weber. Ohne Chemie gehe es im Weinberg nicht. Weber hat in der Landwirtschaftsschule extra den Pflanzenschutzschein erworben. Die Bienen seines Sohnes, deren Stöcke gleich neben der Plantage stehen, haben bisher noch keinen Schaden genommen, sagt Weber. Für ihn ein Zeichen, dass er offenbar nichts falsch macht.

Nach und nach hat sich Weber das nötige Fachwissen angeeignet, ist herumgereist, um sich bei Profis Tipps zu erfragen. Trotzdem hat nicht immer alles auf Anhieb geklappt. „Beim Keltern habe ich auch Lehrgeld zahlen müssen.“ Weber kennt einige, die sich für den Weinanbau interessieren. Für diese Weinfreunde ist heute der Einstieg leichter, denn seit einigen Jahren gibt es den Weinbauverein Döbeln und Umgebung, der regelmäßig Seminare abhält. Weber ist Stellvertreter des Vorsitzenden Johann Kehl. Am kommenden Sonnabend veranstaltet der Verein einen Lehrgang für Rebschnitt in Mochau. Im Haus der Sachsenjugend gibt es erst einen Vortrag zu Sorten und Standortwahl, Düngung und Pflege, danach im Weinberg von Vereinsmitglied Lothar Stemke den praktischen Teil des Rebschnitts an der Hauswand und im Ertragsbestand. „Joachim Preusche aus Dreißig ist Winzermeister. Der kennt sich damit aus“, sagt Weber.

Viele Mitglieder bauen in der Region mittlerweile eigenen Wein an. Zu kaufen gibt es den nicht. Das rigide sächsische Weingesetz lässt es nicht zu – Döbeln ist kein Weinanbaugebiet. Gunter Weber will diese Klippe elegant umschiffen. Wahrscheinlich schenkt er beim nächsten Weinfest eigenen Wein aus. „Ich habe einen Weinberg im Spaargebirge in Meißen gekauft“, sagt er. Mancher ältere Winzer gibt dort sein Hobby auf. Weber hat im vergangenen Jahr den Weinberg übernommen mit 260 Stöcken der Sorten Müller-Thurgau, Traminer und Spätburgunder. Die erste Ernte ist schon gekeltert.

Seminar praktischer Rebschnitt, Sonnabend, Beginn um 10.30 Uhr im Haus der Sachsenjugend in Mochau. Die Teilnehmer können sich den Powerpoint-Vortrag zusenden lassen oder einen USB-Stick mitbringen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.