Merken

Eurofuchser kämpft um Kunden

Zur Eröffnung im letzten Jahr standen die Käufer in Bischofswerda tagelang Schlange. Inzwischen herrscht Alltag. Und die Ernüchterung.

Teilen
Folgen
NEU!
© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Die Zeit der großen Schnäppchenjagd ist vorbei. Kein Warten auf den Korb. Kein Gedränge in den Gängen zwischen den Warentischen. Die Kühltruhe mit der Butter, die Eurofuchser nach dem Start im vergangenen Spätherbst 16 Cent billiger als Preismacher Aldi verkaufte, leer. Zumindest an diesem Montag. Doch Inhaber Ronald Beck versichert, man würde die Butter auch noch jetzt billiger als die Discounter verkaufen. Wenn denn welche da ist. „Wir sind kein Lebensmittelhandel. Aus diesem Grund halten wir nicht alle Waren durchgängig vor“, sagt Ronald Beck.

Nur wenige Kunden sind im Markt unterwegs. In den Körben befinden sich vor allem Papier- und Schreibwaren, Glückwunschkarten, Haushaltsartikel und -chemie, wie zum Beispiel Reinigungsmittel. Eine jüngere Frau verlässt, wenige Tage vor dem Schuleingang, mit mehreren Zuckertüten den Markt. „Man findet immer etwas, wenn man hier durchgeht“, sagt Kundin Astrid Mönnich und greift nach einem der Arbeitskalender für 2016.

Weitere Filialen nicht geplant

200 bis 250 Kunden sind es im Tagesdurchschnitt, die beim Eurofuchser einkaufen. Kein Spitzenwert, aber nach den Worten von Ronald Beck ausreichend, damit sich der Markt mit insgesamt vier Beschäftigten (einschließlich Chef) trägt. „Wir sind zufrieden. Dass der Ansturm nach der Eröffnung abflaut, ist doch völlig normal“, sagt er.

Ronald Beck, der zu Beginn der 90er- Jahre den Pfennigfuchser in Bischofswerda mit aus der Taufe hob, plant langfristig mit der Stadt. Im Sommer verlegte er den Firmensitz des 2003 von ihm gegründeten Eurofuchsers von Dresden nach Bischofswerda. Der Markt auf dem Gelände der Aicher GmbH am Drebnitzer Weg ist der einzige, der unter diesem Namen firmiert. Schon 2011 hatte Ronald Beck eins seiner zwei Geschäfte in Dresden geschlossen. Im Sommer dieses Jahres machte er auch das zweite Geschäft in der Landeshauptstadt dicht. „Wir waren Eigentümer des Gebäudes und haben das Haus verkauft“, sagt der Geschäftsmann. In Bischofswerda ist er Mieter auf rund 500 Quadratmeter Verkaufsfläche. Dabei soll es zunächst auch bleiben. Auch wenn in der Nachbarschaft kürzlich eine Halle frei geworden ist. Die Eröffnung weiterer Filialen plant Eurofuchser nach eigenen Angaben derzeit nicht.

Viele Rest- und Sonderpostenmärkte kämpfen ums Überleben. Nicht alle bestehen diesen Kampf, wie zum Beispiel die Insolvenz des in Bischofswerda beheimateten Pfennigfuchsers zeigte. Die Kunden gehen weg vom Billigsegment, heißt es beim Handelsverband Sachsen. Nur mit „Geiz ist geil“ sei längst kein Geschäft mehr zu machen. Das sei auch ihm bewusst, sagt Ronald Beck. „Wir kaufen schon längst nicht mehr nur billig ein. Zum Beispiel beim Werkzeug. Die Zange für 99 Cent finden Sie bei uns nicht. Wir orientieren uns da im mittleren Preissegment.“

Imbiss profitiert, Fleischer nicht

Vom Eurofuchser profitiert auch der Imbiss in der Nähe. „Es kommen jetzt wieder mehr Leute, vor allem in der Mittagszeit“, sagt Inhaber Andre Fichte. Er hatte seinen Imbiss schon, als es am Drebnitzer Weg noch den Pfennigfuchser gab. Der zog sich Ende 2012 zurück. Dank seiner Stammkunden und des Partyservices hat er die darauf folgende Durststrecke relativ gut überstanden, als im Jahr 2013 bei Aicher in puncto Handel nicht mehr viel lief.

Für Fleischermeister Peter Fengel erfüllten sich die Erwartungen dagegen nicht. Als der Eurofuchser kam, erweiterte er die Geschäftszeiten für seinen Werksverkauf für Wurst- und Fleischwaren. Inzwischen hat er das Geschäft aufgegeben. Doch es gibt bereits einen neuen Mieter. Das Rammenauer Unternehmen Smoked Barbecue von Norman und Robert Grützner, ein aufs Grillen spezialisierter Caterer, nutzt die Räume für die Vor- und Nachbereitung seiner Events. Verkauft wird in den Räumen allerdings nicht mehr.