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Essen per Achterbahn

Dresden ist eine technische Stadt. Deshalb bekommt sie jetzt auch das passende Restaurant.

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Von Kathrin Kupka-Hahn

Das Raumschiff-Restaurant „Schwerelos“ ist in Dresden gelandet. Betreiber Christian Steinbach lockte nicht der Barock, sondern das Gegenteil: Technik und Moderne – wie in der Glaskuppel im Kugelhaus am Hauptbahnhof. „Hier drinnen sieht es aus wie in einem Planetarium“, schwärmt der 45-Jährige. Die einstige Sky-Bar wurde in den letzten Monaten in ein utopisch anmutendes Restaurant mit rund 200 Sitzplätzen umgebaut. Ein Wintergarten kommt bis März noch dazu. Rund 1,7 Millionen Euro investieren Steinbach und seine Mitstreiter in das intergalaktische Erlebnisrestaurant. Mehr als 240 Meter Edelstahlschienen durchziehen als Achterbahn den Gastraum. Mit dem Wintergarten kommen noch 150 Meter dazu. Sie verbinden über zahlreiche Kurven und Loopings Küche und Tische.

René Hoffmann ist der Verteiler. Er nimmt die Lieferungen von Küche und Buffet entgegen und leitet sie an die entsprechenden Tische weiter.
René Hoffmann ist der Verteiler. Er nimmt die Lieferungen von Küche und Buffet entgegen und leitet sie an die entsprechenden Tische weiter. © Katja Frohberg
Die Speisen werden in Töpfchen direkt zum Gast transportiert. Die Topflappen fixieren mit einem Gummiband den Deckel.
Die Speisen werden in Töpfchen direkt zum Gast transportiert. Die Topflappen fixieren mit einem Gummiband den Deckel. © Katja Frohberg

So kommt das Essen an den Tisch: Speisen und Getränke werden an Tablet-PCs bestellt, nicht beim Kellner. Der bringt höchstens ein frisch gezapftes Bier oder Kaffeespezialitäten. Gegebenenfalls fragt er höflich nach, ob das Steak etwa medium oder englisch sein soll. Der Rest erledigt sich wie von selbst. Die Lieferung aus der Küche erfolgt ebenso wie die der Getränke über die Schiene. Töpfchenweise kommen die Bestandteile des Gerichtes an: eines fürs Steak, eines für das Kartoffel-Gratin und ein weiteres für die Salatbeilage. Damit können Gäste ihre Teller selbst anrichten. So ist der Plan. Zwischendurch kommt ein leeres Töpfchen angesaust, das scheppernd aus dem speziell angefertigten Schlitten kracht. „Es war einfach zu leicht“, erklärt Steinbach gelassen.

Dass nicht sofort alles reibungslos funktionieren kann, ist dem Geschäftsmann, der in der Gastronomie schon als Koch, Barkeeper und Betriebswirt gearbeitet hat, bewusst. Seit 15 Jahren betreibt er Lokale in Norddeutschland, seit August 2010 den Vorläufer des Dresdner Raumschiffes, das Restaurant „Schwerelos“ in Hamburg-Harburg. Das Konzept der Achterbahnrestaurants stammt von der Firma Heinemack. „Bei so vielen mechanischen Abläufen ist eine Testphase unbedingt nötig“, sagt Steinbach. Die im Raumschiff im Kugelhaus beginnt am morgigen Freitag um 16 Uhr und dauert voraussichtlich bis Ende März. Dann gibt es eine große Eröffnungsparty. Alles soll perfekt sein. Gäste können inzwischen täglich zwischen 11 und 23 Uhr im Raumschiff-Restaurant einkehren und dabei zusehen, wie die Speisen durch die Lüfte sausen, Cola-Flaschen Loopings drehen oder wie nebenan der Wintergarten entsteht.

Christian Steinbach fliegt indes weiter, nach Berlin. Dort hat er einen Landeplatz gefunden, für ein weiteres Raumschiff.

www.schwerelos-zeitlos.de