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„Es wird nichts dem Zufall überlassen“

Der Wasserspiegel an der Talsperre Malter wurde abgesenkt. Ob sich die Fische nun im Wasser stapeln?

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© Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Malter. Für Sanierungsarbeiten an der Talsperre Malter wurden im September schrittweise 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser abgelassen. Das entspricht rund einem Sechstel des angestauten Wassers. Dadurch hat sich der Wasserspiegel um 3,5 Meter gesenkt. Welche Auswirkungen das auf die Fische hat und welche Bedeutung die Malter als Angelgewässer hat, erklärt René Häse vom Anglerverband Elbflorenz Dresden, der für das Gewässer zuständig ist.

Der Wasserspiegel an der Talsperre Malter wurde im September um 3,5 Meter gesenkt.
Der Wasserspiegel an der Talsperre Malter wurde im September um 3,5 Meter gesenkt. © Archivfoto: Frank Baldauf
René Häse ist Geschäftsführer des Anglerverbands Elbflorenz Dresden. Der 35-Jährige übernahm den Posten 2011.
René Häse ist Geschäftsführer des Anglerverbands Elbflorenz Dresden. Der 35-Jährige übernahm den Posten 2011. © Privat/get-shot.de

Wie reagieren die Fische auf den niedrigeren Wasserstand?

Der abgesenkte Wasserspiegel hat kaum Auswirkungen auf die Fische. In Gewässern wie der Malter haben wir ja sowohl Fläche als auch Volumen. Die Fläche geht sichtbar zurück und auch das Volumen hat sich verringert, aber die Fische stapeln sich deshalb nicht. Grundsätzlich ist es so, dass sich Fische in einem Gewässer nicht gleich verteilen. Da kommt es auch vor, dass 90 Prozent auf zehn Prozent der Fläche leben und so suchen sich die Fische den für sie lebenswertesten Raum.

Was musste im Vorfeld berücksichtigt werden?

Die Absenkung des Wasserspiegels ging in enger Abstimmung zwischen uns und der Landestalsperrenverwaltung über die Bühne. Eine plötzliche Absenkung an sich ist nur in der Laichzeit sehr ungünstig, welche bei vielen Fischarten im Frühjahr ist. Zum Beispiel laicht der Hecht in den Flachwasserzonen, die dann trocken fallen würden. All das sind aber Themen der vorherigen gemeinsamen Abstimmungen, die sehr gut funktionieren.

2013 war auch die Talsperre Malter vom Hochwasser betroffen. Mussten sich die Fische davon erholen?

Das Hochwasser hatte wenig Auswirkungen auf die Fische. In so einem Fall suchen sich die Fische ganz einfach ruhigere Bereiche in den Randgebieten, um Energie zu sparen. Fische sind generell sehr anpassungsfähig, solange sie genug Sauerstoff zur Verfügung haben und das ist bei einem Hochwasser nicht das Problem.

Welche Fische locken Angler an die Malter?

Die Hauptfischarten in der Talsperre Malter sind Karpfen, Schleie und Döbel. Außerdem noch Rotfeder und Rotauge. Bei den Raubfischen sind es Hecht, Zander und Barsch.

Wie werden die Fischbestände kontrolliert?

Unser Verband ist allein per Gesetz verpflichtet, die Fischentnahme und den Fischbestand zu kontrollieren. Es wird nichts dem Zufall überlassen. Grundlage eines Fischereipachtvertrages ist ein zugehöriger Hegeplan, der vorschreibt, wie das Gewässer zu bewirtschaften ist und welche Fischarten besetzt werden dürfen. Welche Fische, wie viele und wie viel Kilo Fisch entnommen wird, wird genau erfasst. Um das natürliche Gleichgewicht zu halten, entnehmen wir Fische und setzen auch wieder welche ein. Jedes Jahr kommen an der Malter wieder um die 600 bis 1 000 Kilogramm Fisch ins Wasser. Zudem ist die Förderung einer natürlichen Vermehrung ebenso Grundpfeiler der Bewirtschaftung.

Welcher Typ Angler kommt an die Malter?

Die Leute, die an der Malter angeln, sind in der Regel Mitglied im Anglerverband. Klar kommen auch mal welche aus anderen Bundesländern, die einen Fischereischein haben und hier dann einen Erlaubnisschein in Form einer Tages- oder Wochenkarte kaufen. Das ist auch kein Problem, denn wir wollen den Zugang an unsere heimischen Gewässer niemandem verschließen, was gerade für den Tourismus in unserer Heimat auch wichtig ist.

Wie wird die Malter bei Anglern angenommen?

Als Verband haben wir 230 Vereine mit 16 700 Mitgliedern. In ganz Sachsen sind es sogar fast 700 Vereine mit circa 43 000 Mitgliedern. 280 Gewässer stehen im Direktionsbezirk Dresden zur Verfügung, etwa 400 weitere innerhalb des Landesverbandes Sächsischer Angler. Da rennen natürlich nicht alle an die Malter. Manchmal sind es nur ein bis zwei Angler pro Tag, manchmal auch 20 oder 30. Trotzdem kann ich sagen, die Talsperre Malter ist für die Region eines der wichtigsten Angelgewässer.

Wie sind die Bestimmungen an der Malter?

Das sächsische Fischereigesetz ist die Grundlage. Darin sind zum Beispiel die Schonzeiten festgelegt. Der Landesverband Sächsischer Angler, in dem wir neben zwei anderen sächsischen Regionalverbänden Mitglied sind, hat außerdem eine Gewässerordnung mit Gewässerverzeichnis herausgegeben, wo die konkreten Regelungen aufgeführt sind. An der Malter darf zwar vom Ufer aus geangelt werden, aber nicht überall. Gleiches gilt für das Angeln vom Boot aus. Pachtrechtliche, naturschutzrechtliche und privatrechtliche Belange spielen hier eine Rolle. Außerdem haben wir Angler Rechte und Pflichten, die es einzuhalten gilt. Die Vereinsmitglieder leisten ehrenamtlich Arbeitsstunden, zum Beispiel in der Gewässerpflege. Aber auch Müll aufsammeln oder die Mithilfe beim Einsetzen der Fische gehört dazu.

Woher kommt der Fischnachwuchs?

Von heimischen Fischern. Das ist uns auch wichtig, um zu verhindern, dass Krankheiten übertragen werden. Außerdem ist Fisch nicht gleich Fisch. So ist bekannt, dass bestimmte heimische Fischarten hier keinen Nachwuchs zeugen, weil sie aus anderen Gewässersystemen stammen, beispielsweise aus dem Donausystem. Auch genetische Faktoren spielen hier eine Rolle.

Wann ist die beste Zeit zum Angeln?

Das sieht jeder Angler ein bisschen anders. Grundsätzlich kann der Angler, der sein Gewässer kennt, immer angeln. Aus meiner Sicht beißen die Fische im Sommer vor allem bei Dämmerung und in der Nacht, im Winter an den wärmeren Tagen oder gegen die Mittagszeit. Ideal sind auch generell Frühjahr und Herbst, sowohl tagsüber, als auch nachts.

Wie funktioniert das Zusammenspiel mit Badegästen und Tretbootfahrern?

Da gibt es keine wirklichen Probleme. Viele Gewässer haben eine Mehrfachnutzung und das ist ja auch gewollt und soll so bleiben. Man muss und sollte sich als Angler, ebenso auch als Badender arrangieren und miteinander reden. In der Regel wird der Angler nicht zwischen 100 Badegästen versuchen, seiner Passion nachzugehen. Wenn mal ein Badender oder Tretbootfahrer wiederum in Richtung der ausgeworfenen Angel schwimmt, kann man ihn als Angler darauf hinweisen.