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Es summt an Dresdens Schulen

Am Romain-Rolland-Gymnasium wurde ein Bienenvolk angesiedelt. Es hat einen spektakulären Weg hinter sich.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Die gelb-schwarzen Insekten haben vor Kurzem an der Ecke Louisen-/Talstraße für reichlich Aufregung gesorgt. Mitten in der Äußeren Neustadt hatte sich ein Schwarm Bienen auf einem Fahrrad-Kindersitz niedergelassen. Das kann im Sommer, wenn sich die Völker teilen, häufiger passieren. Gefahr für die Passanten bestand aber nicht und nach kurzer Zeit war auch schon eine Imkerin da, um die Bienen einzufangen. Sie haben nun ein neues Zuhause gefunden: Am Romain-Rolland-Gymnasium, mitten in der Inneren Neustadt.

20 000 schwirrende Insekten befinden sich in der – in Fachkreisen Beute genannten – Behausung auf dem Balkon in der Weintraubenstraße. „Der Dresdner Imkerverein ist schon vor zwei Jahren an uns herangetreten und hat gefragt, ob wir uns die Ansiedlung von Bienen vorstellen können“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Elvira Marecki. Sie räumt ein, dass es etwas gedauert hat, bis Eltern, Schüler und Lehrer diese Idee akzeptiert haben. „Natürlich war da ein bisschen Angst da, gerade weil die Tierchen so nahe am Klassenzimmer sind.“ Doch Imkerin Uta Tomczak konnte diese Sorgen zerstreuen.

Die Tolkewitzerin ist seit vier Jahren Hobby-Imkerin und weiß genau, dass es sich bei den Insekten – entgegen ihrem weit verbreiteten Ruf – um friedliche Tiere handelt. „Wenn man sie nicht drückt oder ihnen zu nahe kommt, stechen sie nicht“, sagt sie. Sollte es doch einmal zu einem Pikser kommen, rät die Expertin, den Stachel schnell zu entfernen. „Sonst wird immer weiter Gift in den Körper gepumpt“, sagt sie. „Wenn man keine Allergie hat, ist der Stich nicht gefährlich.“ Das weiß auch die Schulärztin, die sich um Verletzungen kümmern wird.

Denn bereits nach den Sommerferien sollen sich die Schüler selber um ihre neuen Haustiere kümmern. Dann will die Schule eine Arbeitsgemeinschaft gründen. Eltern werden darin ebenfalls aktiv, vorher machen sie entsprechende Kurse. „Dass sich bald Kinder um die Bienen kümmern, ist kein Problem“, sagt Tomczak. Und sie spricht aus Erfahrung: Die zweifache Mutter lässt auch ihre Kleinen bei den eigenen drei Bienenstöcken gerne mal Hand anlegen. Projekte mit Schulklassen hat die Hobby-Imkerin ebenfalls schon gemacht. Außerdem zeigen andere Dresdner Schulen bereits, wie es geht.

Denn an der Waldorfschule auf der Glashütter Straße, an der Freien Alternativschule auf der Stauffenbergallee und im Gymnasium Bürgerwiese auf der Gret-Palucca-Straße gibt es bereits Bienenvölker. „In diesem Jahr ist außerdem geplant, am Marie-Curie-Gymnasium zwei Völker anzusiedeln“, sagt Tino Lorz, Vorsitzender vom Dresdner Imkerverein. Dessen Arbeitsgemeinschaft Biene sucht Blüte hat im Stadtrat gerade Maßnahmen für den Dresdner Bienenschutz erkämpft. „Wenn es nach mir ginge, gebe es an jeder Schule Bienen.“ Denn der Experte ist der Meinung, dass die Kinder bei der Betreuung so einiges lernen können: Von der Biologie, über die Meteorologie bis hin zu Betriebswirtschaftslehre.

Schließlich müssen die Schüler die Schwirrer nicht nur betreuen und beobachten. Sie stellen auch selber Honig her und könnten diesen verkaufen. So ist es auch am Romain-Rolland-Gymnasium geplant. „Außerdem lässt sich anhand der Insekten vieles über das Wetter und die Vegetation lernen“, sagt Lorz. Doch eines sei ganz wichtig: Wenn sich eine Schule für Bienen entscheidet, sollten sich genug Eltern, Lehrer und Schüler dafür Zeit nehmen. „Das Projekt sollte zum Selbstläufer werden“, so der Vorsitzende. „Unser Verein kann helfen, aber nicht alles leisten.“ Diejenigen, die sich engagieren, sollten außerdem entsprechend ausgebildet sein. „Wir würden die Schulungen für Neu-Imker übernehmen“, verspricht Lorz. Doch es gibt noch mehr zu beachten.

So müssen Schüler und Eltern dem Projekt in einer Konferenz zustimmen, heißt es aus dem Schulverwaltungsamt. Die Einrichtung muss der Stadt dann ein pädagogisches und ein Finanz-Konzept vorlegen. Fachkräfte für Arbeitssicherheit und -medizin müssen dann noch einen Rundgang machen, um die Gefahren einzuschätzen. Auch beim Amt für Veterinär- und Lebensmittelüberwachung müssen der Standort und die Anzahl der Bienenvölker angegeben werden. Dieses gibt dann Informationen zur Haltung heraus.

Das gilt allerdings auch für Imker. „Es gibt prinzipiell keine Unterschiede, ob eine Privatperson oder eine Schule Bienen hält“, erklärt Amtstierarzt Lutz Meißner. „Es ist jedoch so, dass die Schule nur der Standort der Bienen ist und ein privater Imker sie betreut.“ Dann kann es an den Dresdner Schulen summen.