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Es soll Licht werden im Schloss

Uhyst ist seit zehn Jahren Ortsteil von Boxberg. Ein Nachteil war das nicht. Noch aber ist mancher Wunsch offen.

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© Constanze Knappe

Von Constanze Knappe

Uhyst. Uhyster sind Boxberger. Was im ersten Moment ein bisschen seltsam klingt, macht im Selbstverständnis der Einwohner von Uhyst/Spree durchaus Sinn. Sie verstehen ihren Ort als einen Teil der Gemeinde Boxberg. Seit dem 1. Oktober 2007 ist das so. Deshalb wurde das Jubiläum 675 Jahre Uhyst im vorigen Jahr auch mit Vertretern aller 18 Ortsteile der Gemeinde Boxberg gefeiert, jeder war mit einem Wagen vertreten. Das trägt zu einer gemeinsamen neuen Identität in der Großgemeinde bei. Trotz allem aber wollen die Uhyster auch als ein eigenständiger Ort wahrgenommen werden – zumal die Ortsteile Drehna, Mönau und Rauden noch dazugehören. Grund genug, mit Ortsvorsteher Frank Knobloch auf zehn Jahre zurück- und vorauszuschauen.

Dorfentwicklung im ländlichen Raum: der schön gestaltete Dorfplatz in Uhyst mit dem einstigen Gemeindeamt, wo auch Veranstaltungen stattfinden,...
Dorfentwicklung im ländlichen Raum: der schön gestaltete Dorfplatz in Uhyst mit dem einstigen Gemeindeamt, wo auch Veranstaltungen stattfinden,... © Constanze Knappe
... sowie der Spielplatz an der Schulstraße.
... sowie der Spielplatz an der Schulstraße. © Constanze Knappe
Das Uhyster Schloss hingegen träumt im Dornröschenschlaf.
Das Uhyster Schloss hingegen träumt im Dornröschenschlaf. © Constanze Knappe

Die Konstellation war alles andere als einfach. Von den ursprünglich drei selbstständigen Gemeinden gehörte einst Klitten zum Kreis Bautzen, Boxberg zum Kreis Weißwasser und Uhyst zum Kreis Hoyerswerda. Dennoch zog es viele Uhyster nach Bautzen. Das sei in einigen Köpfen bis heute drin, so der Ortsvorsteher. „Im Zusammenwachsen muss man Geduld haben. Wir sind auf einem guten Weg“, sagt er.

In den zehn Jahren wurde einiges erreich: das Feuerwehrdepot in Uhyst grundhaft ausgebaut, das in Rauden erneuert, der Kindergarten „Spreezwerge“ in Uhyst umgebaut. Ohnehin sind alle Kitas der Gemeinde Boxberg in einem tadellosen Zustand, so Frank Knobloch, der selbst für den Heimatverein im Gemeinderat sitzt. Die Gemeinde hänge sich voll rein. Auch was die Schulen angeht. Uhyster Kinder lernen in Boxberg und Lohsa, in Gymnasien in Bautzen, Hoyerswerda und Niesky. In den vergangenen drei Jahren wurde das Abwasserbeseitigungskonzept für Uhyst umgesetzt. Seit 2004 wurde die zentrale Entsorgung auf den Weg gebracht. „Wir sind froh, dass das geschafft ist“, so der Ortsvorsteher. 2017 wurden beide Spreewehre ertüchtigt. Noch mehr ließe sich aufzählen.

Anfang der Neunzigerjahre gab es bereits ein Dorfentwicklungskonzept. Uhyst war neben Reichwalde einer der ersten Orte, die ihre Ideen in dieser Form zu Papier brachten und dann dank der finanziellen Entlastung durch Fördermittel umsetzten. Ergebnisse sind nicht zu übersehen. Etwa der gestaltete Dorfplatz vor dem Rathaus. Seit dem vorigen Jahr wird dieses Entwicklungskonzept fortgeschrieben.

Mit den kulturhistorisch wertvollen Gebäuden wie dem zwischen 1738 und 1742 erbauten Schloss, der alten Schleiferei und dem Adelspädagogium, dem Danneberghaus, einem von der Herrnhuter Brüdergemeine gegründeten Internat, in dem auch der junge Hermann von Pückler vier Jahre verbrachte, sieht sich Uhyst in einer Sonderstellung. Und vor der Frage, ob man mit Fördermitteln der Dorfentwicklung etwas tun kann. „Es ist unsere Vision, dass in den drei Gebäuden wieder Licht brennt und sie sinnvoll genutzt werden“, erklärt Frank Knobloch. Das würde der Dorfentwicklung einen Schub geben, ist er sich sicher.

Uhyst selbst hat 700 Einwohner; mit den Ortsteilen 930. Zur Wende waren es 300 mehr. Strukturbruch und Abwanderung sind die Stichworte dafür. Noch immer besteht die Angst, „dass wir hier vergessen werden“, wie es der Ortsvorsteher formuliert. Nur von Tourismus allein könne man nicht leben, das sei bloß ein kleiner Teil der Erfolgsgeschichte. Einige aus dem Ort arbeiten bei der Leag. Andere fahren für ihren Job nach Bautzen oder Kamenz, etliche auch auf Montage. Im Ort gibt es einen Tante-Emma-Laden „und für viele Sorgen einen Problemlöser“, wie es Frank Knobloch nennt. Es sei gelungen, den Prozess der Abwanderung aufzuhalten. Seit drei Jahren begrüßt er beim Maibaumwerfen die Zugezogenen als Neu-Uhyster. Er spricht von Rückbesinnung, von einer gewissen Sehnsucht nach der alten Heimat. Die baue sich bei jungen Leuten in der Ferne auf, deren Familie und Freunde hier leben. Das Interesse merke man, wenn alte Häuser frei werden. Ebenso an der Nachfrage nach kommunalem Wohnraum. Die energetische Sanierung der Wohnungen an der Kurzen Straße müsste nach Ansicht des Ortschaftsrats ein Schwerpunkt im nächsten Haushalt der Gemeinde Boxberg sein. Und der alte Gutshof wäre unter dem Motto „Wohnen am Bärwalder See“ prädestiniert für eine Wohnanlage. Dafür sei privates Kapital nötig. Es gibt Interessenten.

Im Haushalt für 2018 eingestellt ist der grundhafte Ausbau der Schulstraße und der Kurzen Straße. Die Kreisstraße in Richtung Milkel sollte 2017 erledigt sein, was mangels Förderung nicht passierte. An der Bahnstrecke werden gerade die letzten Lärmschutzwände aufgestellt. Wenn der Platz am Bahnhof in Uhyst von Baumaterial geräumt ist, würde der Ortschaftsrat dort Voraussetzungen für Parken + Reisen schaffen. Dazu sei man bereits mit dem Verkehrsverbund Zvon im Gespräch.

Uhyst liegt am Spree-, Seeadlerrund-, Frosch- und Wolfsradweg. Die Einwohner wünschen sich außerdem eine Anbindung an das Lausitzer Seenland mit einer sinnvollen Alternative nach Lohsa. So wichtig all das ist: ohne den Zusammenhalt im Ort wäre es nur halb so viel wert. Nach der Wende sei das Miteinander eingebrochen, hätte mancher erstmal nur an sich gedacht. Auch da sei man auf einem guten Wege, helfe einander. Knobloch verweist auf das Vereinsleben. „Am meisten freut mich, wenn man miteinander redet. Dann lässt sich was erreichen. In der Großgemeinde und in Uhyst selbst“, sagt er. Das haben zehn Jahre als Ortsteil gezeigt.