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Es luthert allerorten von Zittau bis Löbau

500 Jahre Reformation beschäftigt Christen, Touristiker und Händler. Dabei begegnen einem der Reformator und sein Werk immer wieder im Alltag. Wir zeigen, wo.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler

Luther und die Reformation sind dieser Tage in aller Munde. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Dafür sorgt auch Jörg Schütze, Inhaber der Bäckerei Drechsel aus Seifhennersdorf, mit seinem Lutherbrot. Das ganze Jahr über hat er das Dinkel-Roggen-Vollkorn-Brot mit Rotwein verkauft. Für den guten Geschmack und den guten Zweck. Denn je verkauftem Brot gehen 50 Cent an die Kirchgemeinde in Seifhennersdorf. Bei 1 000 Luther-Broten sind das 500 Euro, die am Reformationstag übergeben werden. „Wir haben uns überlegt, was zu Luther passen könnte – und dem Wein war er ja durchaus zugeneigt“, erzählt Jörg Schütze. Und da das Auge mit-isst, hat Luthers Brot auch noch eine schicke Banderole mit der berühmten Lutherrose bekommen.

Sabine Schuster von der gleichnamigen Oderwitzer Bäckerei verkauft natürlich auch dieses Jahr wieder traditionelle leckere Reformationsbrötchen.
Sabine Schuster von der gleichnamigen Oderwitzer Bäckerei verkauft natürlich auch dieses Jahr wieder traditionelle leckere Reformationsbrötchen. © Rafael Sampedro
Neugersdorfs Pfarrerin Brigitte Lammert vor einer sanierten Fahne, die an das Reformationsjubiläum 1817 erinnert.
Neugersdorfs Pfarrerin Brigitte Lammert vor einer sanierten Fahne, die an das Reformationsjubiläum 1817 erinnert. © Rafael Sampedro
Luther rauchend mit Bibel und Feder, wahlweise auch mit Apfelbäumchen, gibt es im Drechslerstübel von Norbert Weist in Löbau.
Luther rauchend mit Bibel und Feder, wahlweise auch mit Apfelbäumchen, gibt es im Drechslerstübel von Norbert Weist in Löbau. © Anja Beutler
Die Kirchgemeinde Bertsdorf-Hörnitz hat kürzlich am Kirchberg einen Lutherbaum von den Baumschulen Leutersdorf pflanzen lassen.
Die Kirchgemeinde Bertsdorf-Hörnitz hat kürzlich am Kirchberg einen Lutherbaum von den Baumschulen Leutersdorf pflanzen lassen. © Bernd Gärtner
Dieser Luther-Gedenkstein hat vor dem Pfarrhaus in Berthelsdorf seinen Platz. Steinmetz Markus Thiemann hat ihm neuen Glanz verliehen.
Dieser Luther-Gedenkstein hat vor dem Pfarrhaus in Berthelsdorf seinen Platz. Steinmetz Markus Thiemann hat ihm neuen Glanz verliehen. © Rafael Sampedro
Der Lutherplatz in Zittau ist eine Oase an der B99. Hier gibt es Ärzte, eine Physiotherapie und ein Studentenwohnheim.
Der Lutherplatz in Zittau ist eine Oase an der B99. Hier gibt es Ärzte, eine Physiotherapie und ein Studentenwohnheim. © Rafael Sampedro

An genau diese Lutherrose – das Symbol des Reformators – oder aber an eine Bischofsmütze von oben betrachtet, erinnert das Reformationsbrötchen. Das süße Gebäck gehört in vielen Backstuben seit Jahren zum Programm. Auch Frank Schuster von der gleichnamigen Bäckerei in Oderwitz hat in der Woche vor dem Reformationstag die Leckerei mit Marmeladenklecks parat. „Danach ist es dann wieder für ein Jahr gegessen“, scherzt er. Ob in diesem Jahr mehr Reformationsbrötchen verspeist werden, wird sich noch zeigen. „Eine Rolle spielen sie aber jedes Jahr“, sagt Schuster.

Eine große Rolle spielt Martin Luther aktuell auch für die Baumschulen: Vielerorts werden und wurden Lutherbäume gepflanzt. In Bertsdorf steht ein solcher frisch am Kirchberg in der Erde. In Schlegel gibt es seit dem vergangenen Wochenende eine Lutherlinde und auch in vielen anderen Gemeinden – von Jonsdorf über Olbersdorf, Kottmarsdorf bis zum Lawalder Ortsteil Kleindehsa – sind Luther und die Reformation nun fest verwurzelt. Mitunter gibt es gleich neben dem Baum einen Gedenkstein, der an den Reformator erinnert – ein alter Brauch. Einen solchen Stein gibt es in Berthelsdorf noch – und er ist nun von Steinmetz Markus Thiemann wieder auf Hochglanz gebracht worden. „Der Baum, der wohl einst daneben stand, existiert aber schon lange nicht mehr“, sagt Pfarrer Taesler. Nun soll wenigstens der Stein wieder mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Weitgehend vergessen war auch eine Fahne in der Neugersdorfer Kirche. Sie lag in einer Truhe und war – mangels Verwendung – an Geschichtsinteressierte weitergegeben worden, bis sie bei Jörg Freiherr von Lüdinghausen landete, erzählt Pfarrerin Brigitte Lammert. Lüdinghausen, dessen Familie mit Neugersdorf verbunden ist, hat sie restaurieren lassen und damit Reformationsgeschichte für die Kirche bewahrt: 1817 hat sich die Kirchgemeinde, so rekonstruiert es die Pfarrerin, zum Jubiläumsjahr ein neues Parament angeschafft und der Schützenverein hat dafür Geld gegeben. Als Dank, so nimmt Frau Lammert an, zogen die Schützen mit der Fahne zum Reformationsfest ein. Das gute Stück kommt nun in den Lutherhof. Es erinnert nun gleich an 300 und 500 Jahre Reformation. Ewig in Erinnerung bleibt der Reformator im alltäglichen Verkehr: In Zittau beispielsweise fahren Tausende täglich am Lutherplatz vorbei, denn der liegt an der B 99 zwischen Krankenhaus und Bahndamm. Hier fanden 1883 die großen Lutherfestspiele in Zittau zum 400. Geburtstag des Reformators statt. Dieses Fest war damals sicherlich in aller Munde.