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„Es hat sich mächtig was getan“

Thomas Pfersching wollte raus aus dem Obdachlosenheim und endlich eine eigene Wohnung. Nach einem SZ-Artikel gibt es nun erste Fortschritte.

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© André Wirsig

Von Tobias Winzer

Thomas Pferschings neues Zuhause sieht noch recht spartanisch aus. Schreibtisch, Bett, Regal und ein Kleiderschrank – persönliche Dinge gibt es kaum in dem 15 Quadratmeter großen Zimmer. Trotzdem ist der 54-Jährige zufrieden. „Das mit der Einrichtung wird auch noch“, sagt er. „Aber hier bin ich zumindest mittendrin im Leben.“ Vor allem ist der gebürtige Hamburger froh, endlich aus dem Obdachlosenheim raus zu sein. Am 12. Juli hätte er einjähriges Jubiläum in der Einrichtung am Emerich-Ambros-Ufer gehabt. Seit dem 1. Juli teilt er sich nun mit zwei anderen Männern eine Wohngemeinschaft der Diakonie mitten in der Neustadt. „Es hat sich mächtig was getan. Mein Leben hat sich deutlich verbessert“, sagt der Mann, der ungewollt in Dresden gelandet war.

Pfersching war erst mit seiner Hamburger Gebäudereinigungsfirma pleitegegangen, hatte dann wegen nicht gezahltem Unterhalt Schulden angehäuft und wurde von seiner Freundin im Erzgebirge vor die Tür gesetzt. Weil er zu dem Zeitpunkt schon Umzugspläne nach Dresden und sich in der Stadt gemeldet hatte, wurde er aus Hamburg wieder weggeschickt. Ohne festen Wohnsitz landete er in der Notunterkunft am Emerich-Ambros-Ufer. Im März dieses Jahres hatte er sich verzweifelt an die Sächsische Zeitung gewandt. Trotz mehrerer Anläufe war es ihm nicht gelungen, eine Wohnung zu finden – unter anderem, weil ihn der Großvermieter Gagfah immer wieder ablehnte. „Aber auch wenn jemand Schulden hat, muss er doch eine Chance bekommen“, sagte er damals.

Nach dem Erscheinen des Artikels kommt Bewegung in die Sache. Zunächst meldete sich eine Wohngemeinschaft in Gorbitz bei ihm. „Das war mit den Mitbewohnern auch so weit alles klar“, sagt der Neu-Dresdner. „Aber weil die Wohnung von der Gagfah vermietet wird, ging da kein Weg rein.“ Von einem dubiosen Vermieter wird ihm danach eine Wohnung in Klotzsche angeboten. „Ich wollte dort durch die Fenster gucken, aber ich hab gar nichts gesehen“, sagt Pfersching und lacht dabei. „Das kam für mich nicht infrage.“

Über die Wohnungslosenhilfe der Diakonie, mit der er schon länger in Kontakt ist, findet er schließlich eine sogenannte Trainingswohnung in der Alaunstraße. „Das ist für mich perfekt“, sagt Pfersching. In diesen Trainingswohnungen sollen die ehemals Obdachlosen Mieter-Pflichten, wie Hausordnung oder das Bezahlen der Stromrechnung, neu lernen. Nach etwa einem Jahr, so der Plan, sind sie dann fit für den Wohnungsmarkt und erhalten darüber eine Bescheinigung. In ganz Dresden gibt es nach Angaben der Stadt allerdings nur 13 solcher Übergangswohnungen – bei rund 260 Menschen, die derzeit in Obdachlosenheimen leben.

Von seiner neuen Wohnung aus will Pfersching nun sein Leben sortieren. Seit seiner Insolvenz steht er ohne Krankenversicherung da. „Das will ich jetzt regeln.“ Anschließend möchte er eine Umschulung machen und wieder arbeiten. Derzeit wird Pfersching noch vom Jobcenter unterstützt. Das Amt zahlt die 350 Euro für die Trainingswohnung plus Lebensunterhalt. „Mein Ziel ist es, Sozialassistent zu werden“, sagt er. „In den vergangenen Monaten habe ich gemerkt, dass ich für so etwas gemacht bin.“ Seine Erfahrungen im Obdachlosenheim will er an andere Bedürftige weitergeben und dafür sorgen, dass sie es nicht so schwer haben wie er selbst.