Merken

Es hat sich ausgespielt im Pfiffikus

Der Altbau der ASB-Kita in Neustadt wird ab August abgerissen. Zuvor heißt es Kisten packen – mit den Kindern.

Teilen
Folgen
© Dirk Zschiedrich

Von Katarina Gust

Neustadt. Von dem Kartenspiel muss sich Oscar trennen. Und auch der Ball, den Selma in der Hand hält, verschwindet in einer Umzugskiste. Wie so vieles andere, mit dem die beiden Sechsjährigen gespielt haben. Die Kinder gehören zu den beiden Vorschulgruppen, die im Altbau der ASB-Kita „Pfiffikus“ in Neustadt betreut werden. Die jüngeren Gruppen und die Krippenkinder waren bereits 2014 in den Neubau an der Heinrich-Heine-Straße gezogen. Die ältesten Kindergartenkinder blieben an der Maxim-Gorki-Straße. Nun verlassen auch sie das Haus und wechseln an die Grundschule. Der Altbau kann nun abgerissen werden. Seine Zeit ist abgelaufen.

Umzug in der Kita

1974 wurde die Kita „Käthe Kollwitz“ eröffnet. Kurz nach der Wende übernahm der ASB Neustadt die Trägerschaft.
1974 wurde die Kita „Käthe Kollwitz“ eröffnet. Kurz nach der Wende übernahm der ASB Neustadt die Trägerschaft.
Milo, Felix und Carlo (v.l.) haben als Nachwuchs-Umzugshelfer alles im Griff. Die sechsjährigen Vorschulkinder räumen einen Tischkicker aus dem Gruppenraum.
Milo, Felix und Carlo (v.l.) haben als Nachwuchs-Umzugshelfer alles im Griff. Die sechsjährigen Vorschulkinder räumen einen Tischkicker aus dem Gruppenraum.
Im Altbau der Kita „Pfiffikus“ waren früher bis zu 240 Kinder untergebracht. Zuletzt waren es noch 33.
Im Altbau der Kita „Pfiffikus“ waren früher bis zu 240 Kinder untergebracht. Zuletzt waren es noch 33.
Die Garderobe wird nicht mehr gebraucht. Die Kinder verlassen das Haus und machen den Weg frei für den Abriss.
Die Garderobe wird nicht mehr gebraucht. Die Kinder verlassen das Haus und machen den Weg frei für den Abriss.

Dabei hat er ganze Generationen in Neustadt geprägt. 1974 wurde die Kita eröffnet, damals noch unter dem Namen „Käthe Kollwitz“. An die 240 Kinder wurden hier anfangs betreut. Sylvana Schumacher ist eine, die hier zu DDR-Zeiten ein- und ausging. Allerdings nicht als Kind. Sie absolvierte 1985 ein Praktikum in der Kita, wurde Erzieherin. Seit knapp 20 Jahren leitet sie nun das ASB-Kinderhaus, das inzwischen auf den Namen „Pfiffikus“ hört.

Jetzt steht Sylvana Schumacher in einem fast leeren Gruppenraum. Die Schränke und Kommoden sind schon komplett leer. Nur vereinzelt liegen noch Bücher, Stifte, Bastelmaterialien und Kuscheltiere parat, damit die Vorschulkinder mit ihnen arbeiten können. Seit vergangener Woche wird das Gebäude schrittweise ausgeräumt. Auch die Kinder packen dabei mit an. Sie sortieren Spielzeug, entscheiden, was weiter gebraucht wird und was weg kann. „Die Kinder haben uns sehr dabei geholfen“, lobt Sylvana Schumacher. Nur die Möbel stehen noch an ihrem Platz. Nicht alles kann in den Neubau mitgenommen werden. Der neue „Pfiffikus“ ist komplett eingerichtet. Ein Großteil der gut erhaltenen Möbel aus dem Altbau landet dennoch nicht auf dem Sperrmüll. Sie sollen an andere Kindereinrichtungen weitergegeben werden. „Sie sind zu gut, um sie wegzuwerfen“, sagt die Kita-Leiterin.

Vieles noch verwendbar

Bis Ende August soll der DDR-Bau komplett leer gezogen sein. Dann will der ASB das Haus an die Stadt Neustadt übergeben. Dass der Altbau weggerissen wird, hat sich in der Kommune bereits herumgesprochen. „Viele ehemalige Kitakinder kommen deshalb noch einmal auf Abschiedsbesuch“, erzählt Sylvana Schumacher. Die inzwischen Erwachsenen wollen noch einmal sehen, wie „Ihre“ Kita von innen aussieht, bevor es sie nicht mehr gibt. Auch bei Sylvana Schumacher schwingt ein bisschen Wehmut mit, wenn sie davon erzählt. Die Entscheidung sei jedoch absolut richtig. Der Altbau hätte keine Zukunft gehabt.

An den Abschied will Roswitha Menze dagegen noch nicht denken. Sie ist eine von zwei Erzieherinnen, die den Altbau bis zuletzt nutzen. Insgesamt 33 Kinder spielten, lernten und tobten hier. Jetzt, in den Sommerferien, sind es deutlich weniger. An diesem Dienstag hat Roswitha Menze gerade einmal sieben Kinder um sich. Im Altbau ist es fast gespenstisch ruhig. „Im Neubau wird das ein bisschen anders sein“, kündigt Sylvana Schumacher mit einem Augenzwinkern an. Und gibt ihrer Kollegin für den Neustart noch einen anderen Tipp mit. Der betrifft die Anfahrt mit dem Auto. „Nach dem Umzug in den Neubau habe ich noch zweimal die alte Adresse an der Maxim-Gorki-Straße angefahren. Nicht, dass dir das auch passiert“, sagt sie und lacht.