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Es grünt so grün

Das Unkraut schießt diesen Sommer so extrem, dass Stadt und Hausmeisterdienste kaum noch hinterher kommen.

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Sattes Grün, vom Regen gestärkt. Eigentlich eine Freude fürs Auge. Wenn es nicht gerade auf Straßen und Gehwegen sprießen würde. Diesen Sommer tun Moose und Unkraut das besonders heftig. Das Wetter mit dem ständigen Wechsel von Sonne und Regen macht es ihnen einfach und ihren Gegnern, den Unkrautbekämpfern, schwer. So wuchert es derzeit vor allem auf dem Görlitzer Fischmarkt wild vor sich hin, auch Bäckerstraße, Handwerk oder Lessingstraße schimmern grüner denn je. Was auffällt: Es gibt auch blitzsaubere Stellen. Die neue Neißstraße mit mustergültiger Pflasterung gehört natürlich dazu. Hier wird sich so schnell kein Halm durchsetzen. Doch auch Ober- und Untermarkt wirken sauber oder der Durchgang zwischen Fischmarkt und Elisabethstraße – alles Pflasterstraßen.

Mit einem Messer entfernt Jens Hanspach vom Hausmeisterservice Lukoschek das Unkraut auf einem Gehweg an der Kopernikusstraße.
Mit einem Messer entfernt Jens Hanspach vom Hausmeisterservice Lukoschek das Unkraut auf einem Gehweg an der Kopernikusstraße. © nikolaischmidt.de

Auf viel begangenen oder befahrenen Straßen haben es die Pflänzchen schwerer, sich durchzusetzen. Anderswo muss die Stadt schwere Geschütze auffahren, um allzu wildes Wuchern zu verhindern. Chemie kommt dabei nur selten zum Einsatz. Tiefbauamtsleiter Torsten Tschage sagt, dass Herbizide nur in Ausnahmefällen und mit einem gesonderten Antrag verwendet werden dürfen und damit für die großflächige Unkrautbekämpfung ausscheiden. Weil die städtischen Mitarbeiter die Straßen der Stadt zwar laut Straßenreinigungssatzung sauber halten, jedoch fürs Grüne zwischen Pflastersteinen keine Zeit bleibt, wurde damit ein externes Unternehmen beauftragt: die Garten- und Landschaftsbau Wehle GmbH aus Schwarznaußlitz bei Bautzen. Die Mitarbeiter von Geschäftsführer Andreas Wehle sind gerade wieder im Einsatz, etwa einen Monat lang. „Früher als in den Vorjahren, weil mehr wächst“, sagt er. „Wildkrautbeseitigung auf öffentlichen Gehwegen“, lautet sein offizieller Auftrag. Eine Beseitigung von Moosen und niedrigen Gräsern ist nicht vorgesehen, betont Torsten Tschage. „Das ist mit den zur Verfügung stehenden Mitteln des Straßenunterhalts nicht durchführbar“, sagt Tschage. So sei nicht zu verhindern, dass auf wenig befahrenen Straßen und insbesondere auf Parkflächen Grünes wächst. Aber zumindest das höhere Grün kann Andreas Wehles Firma verschwinden lassen – wenn auch mühselig. Motorsensen und Stahlbürsten kommen zum Einsatz, vieles erfolgt aber eben auch per Hand. Dass Görlitz überhaupt extern jemanden beauftragt, sich um das Problem zu kümmern, findet Wehle richtig. „In anderen Städten unternimmt man überhaupt nichts mehr dagegen. Egal, wie viel Unkraut wächst.“

Und das ist sehr viel. Zumindest hier. Görlitzer Hausmeisterdienste, die sich um viele private Wege kümmern, können ebenfalls ein Lied davon singen. Als „Kampf gegen Windmühlen“ beschreibt es Ralf Schneider vom gleichnamigen Hausmeisterservice. Von doppelt so viel Unkraut wie sonst spricht er, um das man sich dieses Jahr wirklich sehr bemühen müsse, um es in den Griff zu bekommen. Das heißt, wo es sonst reicht, etwa aller zwei Wochen anzurücken, ist es im momentan schon jede Woche nötig. Im gesamten Stadtgebiet ist das Team unterwegs, auch Gewerbegebiete gehören dazu. Schneiders Waffen gegen das unerwünschte Grün sind Trimmer oder Zupfen per Hand. Vom Wegbrennen hält er nichts, nachher wächst es doppelt so gut, findet er. „Weil die Asche wie Dünger wirkt. Aber das ist Ansichtssache.“

Patrick Lukoschek vom Hausmeister-Service Lukoschek ist da auch anderer Ansicht. „Wir nehmen entweder Gas oder die Hände, aber Gas geht schneller.“ Und in diesem Sommer muss es eben auch schneller gehen, denn auch Lukoschek bestätigt, deutlich mehr Aufwand betreiben zu müssen in der Innenstadt oder in Rauschwalde, wo seine Einsatzorte sind.

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