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Es geht weiter

Im Getränkehandel Hiller und Becker auf der Cliebener Straße läuft die Arbeit auf vollen Touren. Dabei gab es dort gerade erst einen verheerenden Brand.

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© Arvid Müller

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Werner Hiller schüttelt den Kopf. So, als könne er es immer noch nicht recht glauben, welches Unheil die Firma da am Sonntag vor Weihnachten heimgesucht hat. Als er ganz zeitig am Morgen den Anruf erhielt, es brennt im Neusörnewitzer Getränkegroßhandel, den er gemeinsam mit Peter Becker betreibt.

Vom Brand mit erfasst: der fast neue Lkw und...
Vom Brand mit erfasst: der fast neue Lkw und... © Arvid Müller
... viele Kisten Leergut.
... viele Kisten Leergut. © Arvid Müller

Viel Zeit zum Nachdenken über die Katastrophe bleibt im Moment nicht. Denn das Unternehmen muss funktionieren, allen Widrigkeiten zum Trotz. Es ist ein harter Wettbewerb, sagt Werner Hiller. Er mag sich nicht vorstellen, was passiert, wenn sie ihre Kunden, meist Gastronomen, nicht beliefern könnten.

Dass die Getränkehändler auf der Cliebener Straße tatsächlich gleich weitermachen können, hielten am Brandtag wohl nur wenige für möglich. Als die Flammen wüteten, im Container von Fisch- und Feinkostspezialitäten Uwe Breddin, wo das Feuer ausbrach, und in der Gewerbehalle, Eigentum der Getränkehändler. Etwa 120 Rettungskräfte waren vor Ort. Hiller ist voll des Lobes für sie. Dank ihres Einsatzes blieb wenigstens ein Teil der Halle erhalten, der auf der anderen Seite des Fischhandels.

Die direkt dort angrenzende dachlose Hallenfläche zeigt sich total verwüstet. Hier haben die Flammen so gut wie nichts verschont. Nur ein Feuerlöscher hängt – kaum zu glauben – unbeschadet an einem Pfeiler, der ebenfalls noch ganz in Weiß dasteht. Als hätten Brand und Ruß einen Bogen um ihn gemacht.

Doch sonst ist unter den zusammengeschmolzenen Resten nur schwer zu erkennen, was hier gelagert war. 148 Festzeltgarnituren in Brauereiqualität, dazu Theken, Kühlschränke, Hochregale, Partyzelte, Heizpilze, Leergut – Kästen, Flaschen, Fässer. Auch Paletten mit vollen Flaschen hat das Feuer sich geholt. Werner Hiller nennt über 5 000 Euro Schaden am Leergut. Dazu mehr als 3 500 Euro am sogenannten Vollgut: Cola, Bier, Wasser. Auf insgesamt etwa 60 000 Euro beziffert er die Schadenshöhe in der Halle. Und damit endet die Aufzählung nicht. Ein vor zwei Jahren neu angeschaffter Lkw ist Schrott. Macht rund 60 000 Euro. Was mit dem beschädigten Hallenteil wird, ist noch nicht klar. Über Abriss oder Reparatur entscheidet ein Gutachten. Dachdecker und Versicherungsstatiker wollen Mitte Januar darüber befinden. Bei einem kompletten Neuaufbau rechnet Hiller mit bis zu 300 000 Euro.

Unabhängig davon kann die Firma ihre Aufgaben schon jetzt voll erfüllen, betont er. Das verdankt sie neben den Rettern ihren Mitarbeitern, Handwerkern und anderen Helfern. So sorgten die Feuerwehrleute auch dafür, dass Laptops und Dokumente im H&B-Bürocontainer dicht an der Halle erhalten werden konnten, indem sie ihn mit Wasser vor den Flammen schützten.

Der Brockwitzer Holz- und Dachbaubetrieb Ralf Lindner kümmerte sich unter anderem um eine ordentliche Trennwand für den heil gebliebenen Teil der Halle. Auch Wasser und Gas wurden neu verlegt, weil die Leitungen zerstört waren. Die Wasserleitung verlief bisher durch die Halle, führt nun außen entlang und muss deshalb frostsicher verlegt werden.

Das Flüssiggas für die Heizstrahler hätte die Brandkatastrophe noch verschärfen können. War der 4 000-Liter-Tank an der hinteren Hallenwand doch gerade erst frisch gefüllt, sagt Werner Hiller. Auch dort hat die Wehr schnell reagiert, den Behälter eingeschäumt. Selbst die Telekomleitungen sind schon wieder intakt, so können Kunden ihre Wünsche auch per Fax schicken. Bei der Elektrik gibt es allerdings derzeit nur eine Notversorgung. So ist es im hinteren Hallenteil, wo die Getränke stehen, etwas schummrig. Das soll endgültig in Ordnung gebracht werden, wenn mit der Versicherung alles klar ist.

Nicht nur die Handwerksfirmen, darunter Elektriker Maiwald und Mai Sanitär, haben tüchtig mitgezogen, sagt Werner Hiller. Engagierte Hilfe kam von den eigenen beiden Coswiger Mitarbeitern, die nun mit neuen Arbeitsabläufen zurechtkommen müssen. Und von anderen Unternehmen. Schwerterbrauerei und Weingut Henke boten Lagermöglichkeiten an. Immobilienmakler Maik Lehmann stellte einen Strahler für die Halle und ein Heizgerät für den Container zur Verfügung.

Zum Glück für den Getränkehandel haben außerdem ein Lkw und ein Stapler überlebt. Werner Hiller: Wickeln die Versicherungen alles problemlos ab, kann die ganz normale Arbeit weitergehen. Trotz des riesigen materiellen Schadens.