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Es fehlt an allem

Der jüngste Hilfstransport brachte Krankenhausbetten und Computer für die Feuerwehr in die Ukraine. Jetzt werden die nächsten Spenden gebraucht.

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© privat

Von Ines Scholze-Luft und Wolf Dieter Liebschner

Radebeul. Am 4. Juli wird im Krankenhaus von Friedrichroda in Thüringen ein Röntgengerät abgebaut und zunächst eingelagert. Es soll mit dem nächsten Transport von Hilfsgütern in die Radebeuler Partnerstadt Obuchiw in die Ukraine gehen. Beim Abbau werden zwei ukrainische Ärzte dabei sein, die das Gerät zuvor testen.

Einen genauen Termin für die Hilfslieferung gibt es laut der Radebeuler Städtepartnerschaftsbeauftragten Gulnara Gey noch nicht. Der Kontakt nach Friedrichroda ist durch private Verbindungen Radebeuler Feuerwehrleute – die auch die Hilfstransporte in die Ukraine durchführen – zustande gekommen.

Kaum zurück von ihrem jüngsten Hilfseinsatz, denken die Radebeuler schon über den nächsten Transport nach. Denn auch das, was sie diesmal mitgenommen haben, ist wieder nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Selbst wenn es sich erst mal viel anhört: 16 Betten für die Intensivpflege und ein Beatmungsgerät, übergeben von der SRH Krankenhaus Waltershausen-Friedrichroda GmbH. Dazu 15 normale Krankenhausbetten samt Matratzen sowie Röntgenbildbetrachter von einer weiteren Thüringer Klinik. Außerdem ein Rollstuhl für Querschnittsgelähmte.

Doch von einer modernen Ausstattung ist das Obuchiwer Krankenhaus trotzdem noch weit entfernt. Die hoch qualifizierten Ärzte und Schwestern müssen mit uraltem technischem Bestand arbeiten, sagt Feuerwehrmann Frank Zachlod. Gerade bei der Reanimationstechnik. Sind mehr als zwei Intensivpatienten auf einmal zu behandeln, werde es ganz schwierig. Deshalb würden die Feuerwehrleute am liebsten dieses Jahr noch einmal in die Ukraine fahren. Vorausgesetzt, es kommen genügend Geld- und Sachspenden zusammen.

Denn nicht nur die Klinik braucht Unterstützung. Auch die Feuerwehr-Kollegen arbeiten an der Grenze ihrer Möglichkeiten. Eine Folge des Kriegs mit Russland. Alles ist auf die Verteidigung ausgerichtet, sagt Stadtwehrleiter Roland Fährmann, ebenfalls bei der Hilfslieferung dabei. Das bedeutet kein Geld für Schulen, Kitas, Feuerwehren. Über deren Ausstattung würde man in Deutschland die Hände überm Kopf zusammenschlagen, so Fährmann.

Die Feuerwachen sind staatlich, und da derzeit alles Geld ins Militärische fließt, müssen sich die Feuerwehrleute beispielsweise die nötige Bekleidung selbst zulegen. Schwierig, wenn ein Wehrchef 150 Euro im Monat verdient und 130 Euro allein für die Miete zahlt.

Dabei ist schon so manche deutsche Technik im Einsatz, Scherenspreizer, Helme, Masken. Auch kürzlich haben die Radebeuler Neues mitgebracht: Acht Computer sowie zwei Beamer, gesponsert von der sächsischen Bildungsagentur.

Was noch dringend gebraucht wird: Luftkompressoren für die Autos und Elektroschrauber. Und Atemluftkompressoren. Die gibt es in Obuchiw gar nicht. Müssen die Flaschen neu gefüllt werden, macht sich die Wehr auf den 50 Kilometer weiten Weg nach Kiew. Außerdem mangelt es auf der Wache selbst an einfachen Haushaltgeräten wie Waschmaschine und Geschirrspüler.

Dass die ukrainischen Kollegen trotz aller Schwierigkeiten sehr engagiert arbeiten, davon sind Roland Fährmann und das gesamte Hilfstransport-Team – zu dem als Dolmetscher auch Gulnara Gey und der Dresdner Helmut Damm gehören – ebenso begeistert wie von der Gastfreundschaft, die sie immer wieder spüren. Einfach überwältigend, sagt Hauptgerätewart Steffen Kurtz. Sie haben aufgeschlossene, herzliche Menschen angetroffen, die ihnen am Liebsten jeden Wunsch von den Augen ablesen wollten. Die sie kulinarisch verwöhnten, sich ständig um sie sorgten.

Und das alles, obwohl der Krieg auch in Radebeuls Partnerstadt Alltag ist. Zwar sei dort kein Geschützdonner oder anderer Kampflärm zu hören. Aber alles steht still, sagt Uwe Forke, der Wehrleiter von Wahnsdorf. Kein Bau geht voran, hat er beobachtet.

Noch eine andere, schreckliche Kriegsfolge haben die Gäste aus Radebeul erlebt: Als in der Nachbarschaft eines Gastgebers die Nachricht vom Tod eines Soldaten ankam.

Spendenkonto: IBAN DE 97850550003100003100,

BIC SOLADES1MEI, Zahlungsgrund 831000, Ukraine 2016;

Sachspenden bitte mit Feuerwehr Radebeul abstimmen, üb. Sekretariat Rechts- u. Ordnungsamt, 0351 8311714