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Es brodelt im Brauhaus

Die Radeberger Gruppe vermarktet ihre regionalen Biere künftig zentral. Das kostet Jobs in der Freiberger Brauerei.

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© Robert Michael

Ines Mallek-Klein

Nicht nur in den kupfernen Kesseln der Freiberger Brauhaus GmbH brodelte es schon länger. Das Unternehmen mit seinen 147 Beschäftigten gehört seit Januar 2006 zur Radeberger Gruppe, die derzeit ihre Brauereistandorte umstrukturiert. Die Verwaltung wird an den drei Standorten Frankfurt/Main, Dortmund und Berlin konzentriert.

Dass Freiberger, bis dato Mitglied der äußeren Radeberger Gruppe mit größerer Selbstständigkeit, auch von dem Umbau betroffen sein würde, ahnten zumindest die Betriebsräte. Seit vorigem Donnerstag ist es Gewissheit. Geschäftsführer Michael Eßlinger hat die Mitarbeiter auf einer Versammlung in Freiberg über die Pläne informiert. Etwa 20 Stellen werden bis Ende 2017 gestrichen. Die Gewerkschaft spricht sogar von 50. Anders als für die Mitarbeiter in Radeberg wird es aber für sie keine neuen Job-Angebote geben, sagte Thomas Lißner von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Wir können die unternehmerische Entscheidung nicht zurückdrehen. Aber wir werden versuchen, die Kollegen so teuer wie möglich zu verkaufen“, so der Gewerkschafter. Es solle Altersteilzeitlösungen geben, außerdem werden Abfindungen an die Betroffenen gezahlt. Das Unternehmen darf mit hartnäckigen Verhandlern rechnen. Erst im Juni vergangenen Jahres hat die Gewerkschaft für die Freiberger Brauhaus GmbH einen Tarifvertrag ausgehandelt. Damit gelang es auch, Ungleichbehandlungen unter den Arbeitnehmern, die in unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens tätig waren, zu beseitigen.

In Freiberg wurden bisher rund eine Million Hektoliter Bier pro Jahr abgefüllt. Das Unternehmen hat sechs Sorten und zwei Traditionsbiere im Angebot. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern. Freiberger kommt weiter aus Freiberg, versichert das Unternehmen.

Branchenkenner beurteilen den Umbau dennoch skeptisch. Bier sei immer ein regionales und vor allem emotionales Geschäft. Auch die Bitburger Gruppe hatte vor Jahren versucht, Wernesgrüner von Bitburg aus zu vermarkten. Der Versuch missglückte. Mittlerweile gibt es wieder eigene Verkäufer im Westerzgebirge.

Der Biermarkt in Deutschland ist umkämpft. Zwar ist der Durst der Deutschen längst nicht gestillt. 104 Liter wurden durchschnittlich pro Kopf 2016 getrunken und damit zehn Flaschen mehr als im Vorjahr. Die Sachsen sind mit 135 Litern sogar noch durstiger. Dennoch sinkt die Wertschöpfung. Die Konkurrenz wächst. Es werden immer mehr kleiner Brauereien gegründet. Hinzu kommt die Überproduktion, die die Preise fallen lässt, und ein Kunde, der sein Kaufverhalten ändert oder seinen Kühlschrank die Ware bestellen lässt.

Die Radeberger Gruppe sucht daher auch nach neuen Wegen, die Kunden anzusprechen. Sie hat sich an der Düsseldorfer Social Media Agentur OnlineDialog beteiligt. Diese entwickelt digitale Strategien für Marken und soll dem Konzern dabei helfen, eine zeitgemäße Kommunikation zu etablieren. „Die Agentur wird zum Unterstützer unseres digitalen Transformationsprozesses“, fasst der Geschäftsführer der Radeberger Gruppe, Niels Lorenz, zusammen.