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Es blüht schon

Bei Radebeuls Gärtnern ist bereits Frühling. Noch früher als im vergangenen Jahr.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Radebeul. Stiefmütterchen dürfen im Angebot von Reiches Hofladen in Altkötzschenbroda nicht fehlen. Solche mit großen Blüten und kleine Hornveilchen, pro Topf 55 Cent. Aus eigener Produktion. Und das 14 Tage eher als im vergangenen Jahr, sagt Gartenbauchef Stephan Reiche. Eine Kundin hat gerade einige der Blumen in ihre Einkaufskiste gestellt. Dann nimmt sie noch Feldsalat mit, ebenfalls bei Reiches gewachsen. Wer Radebeuler Herkunft schätzt, wird auch bei schwarzem Rettich und Spinat fündig.

Manches andere ist dazugekauft, mit Vorliebe in der Region, sagt Stephan Reiche, der den Hof 2010 von seinem Vater übernommen hat. Unter Bauer Reiche – nach seinem Großvater – ist das Gehöft am Anger bekannt. Bei dem Namen bleibt es für die meisten Kunden bis heute. Wenn es jetzt auch korrekt Gartenbaubetrieb heißt, mit Stephan Reiche als Gärtnermeister an der Spitze. Mit seinem Team – bis zu zehn Mitarbeiter in der Saison – bereitet er jetzt in den Gewächs- und Folienhäusern alles für den Frühjahrsstart vor.

70 Kulturen

Die Aussaat von Möhren und Radieschen läuft. Bald können sich die Kunden Letztere schmecken lassen. Länger dauert das bei Blumen-, Rot- und Weißkohl sowie Kohlrabi – das alles wird in den nächsten 14 Tagen gepflanzt. Geduld ist auch bei den Gurken gefragt. Die will Stephan Reiche ab Ende Mai, Anfang Juni anbieten, die Tomaten ab Ende Juni.

Seine Produkte lassen dem Gärtnermeister keine Pause. Während noch Feldsalat geerntet wird, geht es ans Dill-Aussäen. Etwa 70 verschiedene Kulturen sind zu betreuen. Mit Qualität und Transparenz, sagt Gärtner Reiche. Und mit dem Vorteil, dass nur wenige Meter zwischen Erzeugerort und Laden liegen.

Außerdem steht ein besonderes Vorhaben an. Weil die Anbauflächen in den Elbauen seit 2002 dreimal Opfer des Hochwassers wurden, will er neu bauen. Gewächshäuser und eine Lagerhalle auf einem Stück Land gegenüber dem Friedhof auf der Kötzschenbrodaer Straße.

Es braucht Sonne

Dass das gelingt, wünscht sich Stephan Reiche jetzt ebenso wie möglichst viel Sonne, denn die brauchen auch seine Pflanzen zum Wachsen.

Dem kann Katrin Kleinert vom Gartenbau Türke nur zustimmen. In den Gewächshäusern an der Eisenbahnbrücke in Zitzschewig stehen Tausende blühende Pflanzen. Primeln zu 80 Cent, Anemonen zu 2,50 Euro, Tausendschönchen zu 85 Cent, Stiefmütterchen und Ranunkel. Die Gärtnerin hofft, dass mit den Temperaturen die Nachfrage steigt. Das zeige sich erfahrungsgemäß in der ersten Märzwoche. Dann ist der Hofverkauf wieder bis 16 Uhr geöffnet. Im Großen und Ganzen liegen die Pflanzen mit ihrer Entwicklung im Plan, sagt Gärtnereichef Lothar Türke. Sie werden schon so kultiviert, dass das warme Wetter nicht stört. Nur die zeitigen Primeln seien etwas eher gewesen.

Am wenigsten gefragt ist derzeit tiefer Frost über längere Zeit. Wärme wünscht sich Katrin Kleinert nicht nur für die Kunden vor Ort. Die Gärtnerei beliefert außer Groß- und Baumärkten auch Gartencenter und Blumenläden bis Berlin und Chemnitz. Neben Radebeul gibt es einen weiteren Betriebsteil in Coswig. Dort werden derzeit Beet- und Balkonpflanzen getopft – Petunien, Begonien und Fuchsien.

Weiße Möhren

Keine Blumen, dafür Obst, Gemüse und Kräuter aller Art bietet der Hofladen von Karl-Otto Große auf der Kötitzer Straße in Kötzschenbroda. Das handgeschriebene Angebotsschild am Eingang nennt Rosenkohl, Grünkohl, Feldsalat. Auch Porree und bunte Möhren sind aus eigner Produktion. Die richtige Lagerung macht es, sagt Großes Mitarbeiterin. Auch deshalb habe man bis Dezember eigene Tomaten verkauft, das gab es noch nie.

Bei den Möhren schwört die Verkäuferin auf den Geschmack besonders der weißen Früchte. Auch die asiatischen Kräuter sind sonst eher selten. Das Hirschkraut beispielsweise, das einem Geweih ähnelt. Und noch etwas Spezielles gibt es. Die Gemüsekiste auf Bestellung, groß 18 Euro, klein neun Euro.

Trotzdem spricht die Mitarbeiterin von einer Saure-Gurken-Zeit. Obwohl der Gärtner in seinen Gewächshäusern viel selbst anbaut, decke das Ladenergebnis die Kosten nicht. Die Mitarbeiterin ist froh über die Stammkunden, hofft aber gleichzeitig, dass sich weitere Kundschaft findet, die Wert legt auf heimische Erzeugnisse.