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Erstmals ohne Sachsen

Der Liegauer Galerist Eberhard Klinger betritt ab Donnerstag erneut die europäische Bühne. Mit einem Paukenschlag.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Liegau-Augustusbad. Schon zum sechsten Mal betritt der Liegauer Galerist Eberhard Klinger Ende Februar internationales Parkett – und doch wird es diesmal eine Premiere sein. Denn wenn der Liegauer auf der drittgrößten europäischen Kunstmesse, der „Art Karlsruhe“, am morgigen Donnerstag seinen 50 Quadratmeter großen Messestand in den Ausstellungshallen an der Messeallee aufbaut, ist er zwar einer von nur zwei sächsischen Galeristen auf der immerhin knapp 300 internationale Aussteller zählenden Messe, „aber zum ersten Mal ohne sächsische Kunst“, sagt der Liegauer dann.

Galerist Eberhard Klinger.
Galerist Eberhard Klinger. © Thorsten Eckert

Diesmal setzt Eberhard Klinger voll und ganz sozusagen auf einen Lokalmatador aus Karlsruhe. Auf den 1964 in Bagdad – im Irak – geborenen und seit vielen Jahren in Karlsruhe lebenden und arbeitenden Maler Fahar Al-Salih nämlich. Kennengelernt hatten sich die beiden dabei zwar erst vor gut anderthalb Jahren, aber gleich bei Klingers erstem Messeauftritt im Jahr 2013 hatte der Liegauer von diesem ungewöhnlichen Maler gehört. „Ein Kunstfan aus Karlsruhe hatte mir damals von den Werken Al Salihs vorgeschwärmt, und war dann auch jedes Jahr zu mir an den Stand gekommen und stets kam dabei die Sprache auf diesen Künstler“, erzählt Eberhard Klinger. Also machte sich der Liegauer Galerist dann im Herbst 2016 – bei einem Besuch bei seinem Bruder, der in Karlsruhe wohnt – auf den Weg ins Atelier in der Karlsruher Marienstraße. „Und ich war wirklich sofort begeistert“, kann er sich noch ganz genau erinnern. Die beiden waren sich schon seit diesem ersten Treffen sympathisch, sodass Eberhard Klinger dann im vergangenen Jahr auf der „Art Karlsruhe“, die Hälfte seines Messestandes mit Werken von Fahar Al-Salih bestückt hatte. „Und es ist tatsächlich der erste Westkünstler, den ich in all den Jahrzehnten als Galerist vertrete“, sagte Eberhard Klinger damals schmunzelnd. Fügte jedoch gleich an: „Aber zum Glück gibt es nun ja keine Ost- oder West-Künstler mehr, sondern nur noch Künstler!“

Und doch scheint die deutsche Teilung im Bereich der Kunst bis heute noch immer nachzuwirken, findet Eberhard Klinger, als er in seiner Galerie an der Schönborner Straße in Liegau die Kisten für seinen Messeauftritt packt. Denn seine Erfahrung aus den vergangenen Jahren auf der Art Karlsruhe war stets, dass es zwar großes Interesse an sächsischer Kunst gab, „aber die Kunstfreunde dennoch eine gewisse Scheu hatten, für sie Unbekanntes zu kaufen“. Es werde wohl ein, zwei Generationen dauern, bis es wirklich eine gesamtdeutsche Kunst gebe, glaubt er.

Atemberaubende Wirkung
Und so setzt Eberhard Klinger nun also voll und ganz auf Fahar Al-Salih. Und das mit wirklich ungewöhnlichen Werken. Mit Kunstwerken aus Schwämmen. Der Karlsruher setzt die Schwämme zu Mosaiken zusammen und lackiert sie – mit einer wirklich atemberaubenden Wirkung. Fast wie Fotografien großer gepflasterter Plätze wirken manche der Werke, andere setzen Farben ungewohnt und damit überraschend in Beziehung miteinander. „Das Ganze ist dabei auch eine Abstraktion traditionellen orientalischen Kunsthandwerks“, ist auch Eberhard Klinger hörbar begeistert, der auch Skulpturen Al-Salihs ausstellen wird. Die setzen sich dabei auch mit aktuellen Problemen im Nahen Osten auseinander, Fahar ist auch stets ein durchaus politischer Künstler.

Auch, wenn bei Eberhard Klinger natürlich eine gewisse Anspannung zu spüren ist, ob die Besucher in Karlsruhe diese Neuausrichtung des Messeangebots der Liegauer Galerie annehmen werden, „vom Standort Karlsruhe bin ich jedenfalls absolut überzeugt“, macht er klar. Die Art Karlsruhe sei ein sehr, sehr guter Handelsplatz für zeitgenössische Kunst, schwärmt Eberhard Klinger. Karlsruhe liege genau im Schnittpunkt zwischen Österreich, Frankreich und den Benelux-Ländern; „hier ist also ein großes Potenzial an kunstinteressierten Käufern“. Immerhin rund 50 000 Besucher werden vom 22. bis zum 25. Februar erwartet. Nicht zuletzt ist der Liegauer aber auch von der Atmosphäre dieser Messe begeistert. „Die Organisatoren gehen trotz der enormen Ausstellerzahl auf die Wünsche auch solch kleiner Galerien wie meiner ein, das ist wirklich wunderbar“, beschreibt Eberhard Klinger seine Erfahrungen. Außerdem ist die Messe auch stets eine gute Gelegenheit, seinen Bruder zu besuchen. „Ich wohne in dieser Zeit dann auch bei ihm und meiner Schwägerin, und sie helfen mir dann auch am Messestand“, verrät der Liegauer. „Wir sind da schon ein richtig gut eingespieltes Team!“

Noch ein Wort zum Thema sächsischer Kunst. „So ganz ohne sächsische Künstler bin ich dann doch nicht in Karlsruhe“, macht Eberhard Klinger deutlich. Denn für die Sonderschau Druckgrafik der Messe steuerte er Radierungen der Dresdner Malerin Kerstin Franke-Gneuß bei.

Der Stand der Liegauer Galerie Klinger trägt die Nummer L10 und ist auf der Art Karlsruhe auf dem Messegelände der dm-Arena zu finden. Geöffnet ist die Messe vom 22. bis zum 25. Februar zwischen 11 und 19 Uhr.www.art-karlsruhe.de