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Erster Zug fährt in Horka ein

An den meisten Stellen wird auf der Niederschlesischen Magistrale noch gebaut. Die erste Lücke ist jetzt aber geschlossen.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Horka. Einmal Eisenbahner, immer Eisenbahner. Deshalb freut sich Jens Lippert gemeinsam mit einigen Kollegen besonders auf den ersten Zug aus Polen. Auf dem ersten fertigen Teilstück der Niederschlesischen Magistrale fährt am Mittwoch ein Zug des polnischen Regionalverkehrs von Bielawa Dolna über die Neißebrücke bei Deschka bis zum Güterbahnhof Horka. Viele Zuschauer aus Horka und Umgebung sind gekommen.

Die kleine Gruppe um Jens Lippert kennt sich noch aus der Zeit vor dem Ausbau der Bahnstrecke. Sie haben alle gemeinsam im Stellwerk Horka gearbeitet. Ganz nahe stehen sie am Gleis, wie um ihre Verbundenheit zu zeigen. „Es war schön, hier zu arbeiten“, sagt Jens Lippert. „Wirklich familiäres Arbeiten. Eben wie Eisenbahn früher war.“ Von 1996 bis 2014 ist er einer von zeitweise über 200 Mitarbeitern in Horka gewesen. Jetzt ist er im Stellwerk Hoyerswerda beschäftigt, lebt in Niesky.

Dann fährt der Zug ein. Die Heideländer Musikanten spielen wiederholt einen fröhlichen Tusch und der Triebwagen löst sogar bei der Einfahrt zwei Funkenfontänen aus. Dann steigt die deutsch-polnische Delegation aus, die mit dem Sonderzug die acht Kilometer lange Strecke zurückgelegt hat. Wolfgang Koch lobt das Ausbauprojekt als Vertreter des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Eckart Fricke, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, betont, dass die gesamte Strecke zwischen Knappenrode und der deutsch-polnischen Grenze in ziemlich genau zwei Jahren fertig gestellt sein soll.

Arnold Bresch, der Vorstand der Polnischen Bahn für Investitionen in der Infrastruktur hebt hervor, wie wichtig die Magistrale erstens für den Regionalverkehr zwischen Wieglinic und Horka und weiter Richtung Cottbus ist. Zweitens sieht auch Arnold Bresch, wie wichtig die Magistrale als Teil des internationalen Bahnkorridors Nordsee – Ostsee – Baltikum ist. Zunächst aber entfällt ab der Fahrplanumstellung am Sonnabend die 55 Kilometer lange Umleitung für Güterzüge über Görlitz. Rund zehn Züge sollen nun wieder täglich die Neißebrücke in den beiden Fahrtrichtungen passieren. Das etwa 145 Meter lange polnische Bauwerk hat circa acht Millionen Euro gekostet. Das ist ein Bruchteil des sonstigen Ausbaus: Bis Horka beläuft er sich bisher auf 65 Millionen Euro. Und die Oberleitungen fehlen noch. Rund 420 Millionen Euro kommen von Bund und Bahn für die 52 Kilometer bis Knappenrode.

Damit die Züge zweigleisig und elektrifiziert auf der Magistrale rollen können, ist noch viel Arbeit in westlicher Richtung notwendig. Dazu fehlt dem Projektleiter Ulrich Mölke und seinem Team allerdings noch der Planfeststellungsbeschluss. Dieses Startsignal der Verwaltung wird für das neue Jahr erwartet. Auch der für 2019 angekündigte Neubau der Eisenbahnbrücke in Niesky bleibt eine Herausforderung. Aber an diesem Tag wird erst einmal die östlichste Etappe gefeiert.